Advent-Lexikon
Erklärungen und Wissenswertes

Advent
Geschichte und Ursprung

Die in der Adventszeit beleuchtete Kirche in dem Ort Villa Pinzón.
Die in der Adventszeit beleuchtete Kirche in dem Ort Villa Pinzón, Kolumbien. Foto: Adveniat

Seit dem Ende des 4. Jahrhunderts lässt sich in Gallien und Spanien eine zunächst dreiwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten beobachten (lat. adventus domini, Ankunft des Herrn), die sich durch eifrigen Gottesdienstbesuch und Askese (Fasten, gute Werke) auszeichnet. Entstanden sein dürfte der Advent unter orientalischem Einfluss als Vorbereitungszeit auf die Taufe.

Nach Gregor von Tours (+ 594) hat Bischof Perpetuus von Tours (+ 491) eine vierwöchige Adventfastenzeit nach dem Vorbild der österlichen Fastenzeit eingeführt, die im Laufe der Jahrhunderte auch auf sieben Wochen ausgedehnt wurde, beginnend nach Martini. Martini wurde zu einem Schwellenfest.

Seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts galt in der gallischen Liturgie das Adventsfasten allgemein; pastoral akzentuiert waren Buße und Umkehr. Von den heute vier Adventsonntagen hat der dritte, mit der alten Bezeichnung „Gaudete“, eine besondere Bedeutung, weil er liturgisch schon von Weihnacht geprägt ist. An diesem Sonntag darf der Priester „Rosa“ als liturgische Farbe tragen.

Im 6. Jahrhundert lässt sich das Begehen des Advents auch in Rom nachweisen, allerdings wohl sechs Sonntage umfassend, was Papst Gregor I. (+ 604) zur Kürzung auf vier Sonntage veranlasste. Erst die dem Konzil von Trient (1545–1563) folgenden Liturgiebücher schrieben den Advent gesamtkirchlich vierwöchig vor.

© Manfred Becker-Huberti

Adventskalender
Wenn sich die Zeit für Kinder hinzieht

Adveniat-Adventskalender
Der Adveniat-Adventskalender erklärt, was im Advent besonders wichtig ist.

Die Zeit des Wartens auf ein ersehntes Ereignis kann lang werden, vor allem für Kinder, die noch keinen Zeitbegriff haben. Für sie ist ein objektives Instrument gedacht, an dem man klar ablesen kann, wie die Zeit verstreicht und wie lange man noch warten muss: Ein Kalender, bei dem man jeden Tag schon etwas „auspacken“ darf, das sich hinter dem Türchen verbirgt, obwohl dies nicht immer so war.

Geschichte des Adventskalenders
Von evangelischer Seite wurde um 1850 der moderne Adventskalender entwickelt, der vom 1. bis zum 24. Dezember begleitet und nicht die vier Adventsonntage wie der Adventskranz, sondern den Kalendermonat zur Berechnungsgrundlage nimmt. Türchen gab es bei den ersten Kalendern noch nicht, dafür waren die Methoden jedoch umso kreativer. Die damaligen „modernen“ Adventskalender des 19. Jahrhunderts erprobten das „Abstreichen“ oder „Abreißen“ der 24 Werk- und Sonntage durch Kreidestriche, Abrisskalender, stückweise Abbrennen von Kerzen mit aufgeklebter Tageszählung, Weihnachtsuhren und Weihnachtsleitern (mit Stufen für jeden Tag).

Urheber heutiger Adventskalender
Urheber der gedruckten Kalender mit Türchen, die im Gegensatz zum Adventskranz je einem einzelnen Kind gehören, scheint der Münchner Verleger Gerhard Lang zu sein, der 1908 die ersten Exemplare druckte. Diese Adventskalender, die sich vielfach bloß als „Weihnachtskalender“ verstanden, gerieten durch die Nazis von der christlichen Symbolik ab und hin zur Darstellung von Geschenken oder Märchenmotiven.

Kommerzialisierung
Die Entdeckung der Adventskalender durch die Süßwarenindustrie hat den Prozess der Entchristlichung der Kalender keineswegs aufgehalten. Der Weg durch den Advent ist mit „Kalorienbomben“ gepflastert, das ersehnte Fest wird zum Liefertermin von durch die Werbung propagierten Geschenken. Hinter jedem Türchen verstecken sich eine Schokoladentafel, Weingummi oder andere Süßwaren. Zum Sinn des Advents und des Weihnachtsfestes findet sich auf diesen „süßen“ Kalendern kaum etwas.

Neue Ideen für Adventskalender
Gedruckte evangelische oder katholische Adventskalender, die Kindern helfen wollen, den Advent bewusst als Vorbereitungszeit auf Weihnachten zu erleben, sind zwar in der Minderzahl, aber vielfach von hoher pastoraler und pädagogischer Qualität. Daneben gibt es stets neue und interessante Einfälle, die Zeit des Wartens und der Vorbereitung auf Weihnachten, den Advent, zu gliedern. Jüngere Beispiele suchen neue bzw. alte Wege. Denn man kann sich gut von den ersten Kalendern inspirieren lassen und andere Formen suchen als die Klassischen mit Türchen.  Einen Adventskalender kann man backen, z.B. indem man einen Teig wie einen Tannenbaum auf der Tischfläche formt und in 24 einzelne Stückchen teilt, die jeweils nummeriert und verziert werden. Andere haben einen ganzen Wohnort in einen Kalender verwandelt. Zu jedem Tag finden sich an einer anderen, zu suchenden Stelle ein Motiv und die Teillösung einer Aufgabe, die erst am 24. Dezember abgeschlossen ist. Es gibt Gemeinden, wo man sich an jedem Nachmittag eines Adventtages bei einer anderen Familie versammelt, um bei Tee oder Schokolade zu singen oder eine Vorlesegeschichte zu hören.

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Adventskranz
Ein überkonfessioneller Zeitanzeiger

Ein Kind zündet eine Kerze am Adventskranz an
Ein Kind zündet am Adventskranz beim Wortgottesdienst in Chotepe, Honduras, eine Kerze an. Foto: Adveniat

Das seit dem 19. Jahrhundert bekannte Aufstellen oder Aufhängen von Adventkränzen, heute meist in den Farben Rot und einem Tannengrün, ist ein Brauch „halbsakralen Charakters“. Zumindest im deutschsprachigen Raum ist es zu einer flächendeckenden „Bildgebärde“ der Adventzeit geworden. Der erste Kranz wurde am ersten Advent 1839 aufgehängt und bestand aus einem Wagenrad und 23 Kerzen. Der evangelische  Pfarrer und spätere Berliner Oberkonsistorialrat Johann Hinrich Wichern (1808-1881) nutzte den Kranz in seinen Adventsandachten, um Kindern das Warten und die Vorfreude auf Heilig Abend anschaulich zu machen. Denn der Adventskranz hing  im Betsaal des „Rauen Haus“ in Hamburg-Horn, einer 1833 von Pfarrer Wichern gegründeten Anstalt zur Betreuung gefährdeter Jugendlicher.

Ursprünglicher Zweck des Adventskranzes
Am 1. Advent wurde auf einem Tannenkranz eine erste Kerze entzündet, und dann jeden Tag eine mehr, so dass am Heiligen Abend 24 Kerzen brannten. Die Farben waren dabei zunächst Weiß und Rot. An Sonntagen wurde eine große weiße Kerze angezündet und an jedem weiteren Tag kam eine rote Kerze hinzu. Der Advent sollte durch die Adventkerzen immer mehr Licht geben und in Christus, dem Licht des Weihnachtsfestes, münden. Das Tannengrün stellt die Farbe des Lebens dar und weist auf Christi Geburt hin.

Entwicklung hin zur heutigen Form
Die Form des ursprünglichen Adventkranzes mit 24 Kerzen bot Schwierigkeiten, weil Kränze dieser Größe nicht leicht herzustellen und zu gebrauchen waren. Ihr Vorbild waren die großen kreisrunden Leuchter in romanischen Kirchen (Aachen, Hildesheim ...). Alternativen, Adventgestelle oder sogar Adventbäumchen, wurden von den Menschen nicht angenommen. Erst als man auf die Idee kam, statt einer Kerze pro Tag nur eine Kerze pro Adventsonntag, also vier, zu nehmen, erhielt der Adventkranz die heutige Form und setzte sich - von Norden nach Süden - als ein Element für Gruppen (Familie, Gemeinde, Schule ...) durch.

Übernahme durch die katholische Kirche
Nach dem Ersten Weltkrieg begann der Adventkranz überkonfessionell zu werden, denn seine Symbolik vertrug sich durchaus mit den liturgischen Vorgaben der katholischen Kirche. Das Licht als Bild für Christus, die Tannenzweige als Hinweis auf Christi Geburt. Manchmal variiert in katholischen Kirchen der Adventkranz gegenüber der evangelischen Vorgabe, besonders bei den Farben der Kerzen: Nur drei Kerzen sind violett, eine ist rosa gefärbt. Die Farbe Violett statt Rot wurde gewählt, da früher die Wochen vor Weihnachten als Bußzeit galten und die Farbe der Umkehr Violett ist. Das Rosa steht für ein helleres Violett und soll, die Vorfreude symbolisieren. Daher wird die rosa Kerze  am Sonntag „Gaudete“(Freuet Euch!), dem 3. Adventsonntag, angezündet, dem Tag, an dem auch der Priester deshalb ein rosafarbenes Messgewand tragen darf.
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Die Kerze
Ein heißer Stellvertreter

Kerze im Advent
Kerzen sind ein wichtiges Symbol in der Adventszeit. Foto: Adveniat.

Das Licht hatte in einer Zeit, als die Kerze der normale Lichtspender war, nicht nur die vordergründige Bedeutung von Helligkeit, sondern symbolisch auch von Reinheit. Nach jüdischer Tradition steht das Kerzenlicht für Körper und Seele. Die Flamme ist die Seele, weil sie immer nach oben strebt. Kerze und Flamme zusammen versinnbildlichen den Menschen. Die Symbolik der Kerze flackert zwischen Beleuchtung und Erleuchtung.

Die Kerze als Zeichen der Verehrung
Von hier versteht sich auch das christliche Kerzenopfer, das Aufstellen einer Kerze zur Verehrung Gottes oder eines Heiligen: Die Kerze steht sinnbildlich für den Beter. Seine Verehrung richtet sich nach oben, an Gott. Wenn der Beter längst gegangen ist, bleibt die Kerze als sein Stellvertreter zurück. Und dabei verhält sie sich, wie ein Christ: Sie spendet anderen Licht und Wärme, dabei opfert sie sich selber auf, bis nichts mehr von ihr vorhanden ist. Keine Kerze existiert nur für sich, sondern sie gewinnt nur dann Sinn, wenn sie sich für andere aufzehrt.

Farbsymbolik
Die Farbe einer Kerze kann auf den Spender oder auf den Zweck verweisen: Weiße Kerzen stehen für Männer, rote für Frauen, schwarze Kerzen waren Wetterkerzen, geweihte Kerzen, die bei Gewitter angezündet wurden. Der Brauch, in einem Trauerhaus sieben Tage lang ein Licht brennen zu lassen, wird erstmals in der jüdischen Literatur des 13. Jahrhunderts erwähnt. Wie weit hier ein Zusammenhang mit dem ewigen Licht auf christlichen Gräbern besteht, ist nicht geklärt.

Sonderformen
Neben den normalen Gebrauchskerzen von früher und heute gibt es spezielle Kerzen, z.B. jene, die auf den Christbaum gesteckt werden und heute meist durch elektrische Kerzen ersetzt sind. Und es gibt Sonderformen für besondere Anlässe: Jedes Jahr wird eine neue Osterkerze aufgestellt, die durch ihr Licht bezeugt: Hinter dem Tod wartet das Leben. Besondere Kerzen für einen jeden Menschen sind auch seine Taufkerze, die Kerze zur Erstkommunion und natürlich die Hochzeitskerze, nicht zu vergessen die Sterbekerze, die dem Sterbenden als Licht der Hoffnung scheint.

"Darstellung des Herrn"
Heute hat das Fest „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar wieder seinen alten Namen zurück erhalten. Früher hieß dieser Tag „Maria Lichtmess“, eine Bezeichnung, die noch vielen Menschen geläufig ist. In alten Zeiten war dies der Tag, an dem man den Jahresbedarf seiner Kerzen in die Kirche brachte, um sie segnen zu lassen. Kerzenlicht war für unsere Vorfahren nicht bloß ein Beleuchtungsmittel.
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Violett
Die Farbe der Besinnung

Violett symbolisiert Buße, Umkehr und Besinnung und ist deshalb die Farbe der Fastenzeit
Gottesdienst in der Adventszeit in einer Kirche in Mexiko. Foto: Adveniat

In der katholischen Kirche kennzeichnen fünf liturgische Farben das Kirchenjahr, hinzukommen zwei „inoffizielle“ Farben. Letztere sind Rosa und Blau.

Rosa darf (aber muss nicht!) der Priester am vierten Fastensonntag „Laetare“ (Freue Dich!) und am dritten Adventsonntag „Gaudete“ (Freuet Euch!) tragen. Die Farbe Rosa, sozusagen als helleres Violett  soll die Wirkung der  Vorfreude auf das bevorstehende Fest steigern.

Blau gilt als Marienfarbe und darf bei Marienfesten verwendet werden.

Die Farbe Grün wird an normalen Tagen des Kirchenjahres, in der Kirche getragen. Sie symbolisiert die Hoffnung, von der das Leben getragen wird. Schwarz ist die Trauerfarbe, die früher stets bei Trauergottesdiensten eingesetzt wurde und heute vielfach durch Weiß ersetzt wird.

Weiß drückt die (Auferstehungs-) Freude aus und Licht, Friede und Freude. Bei allen Herrenfesten wird Weiß getragen. Rot dagegen trägt der Priester oder Bischof bei den Festen der Märtyrer und Aposteln sowie an Pfingsten (Feuerzungen!).

Violett (umgangssprachlich oft Lila, dies ist jedoch ein gebrochenes helleres Violett) symbolisiert Buße, Umkehr und Besinnung und ist deshalb die Farbe der Fastenzeit. Das gilt nicht nur für die österliche Fastenzeit, sondern auch für den Advent, der eigentlichen Fastenzeit, weil er der Vorbereitung auf Weihnachten dient. Nach alter Tradition ist der 24.12. als Gedenktag von Adam und Eva nicht nur Fast-, sondern auch Abstinenztag, womit das Fleisch für diesen Tag von der Menükarte gestrichen ist. Die beiden heilswichtigen Ereignisse, Erbsünde und Erlösung, werden im kirchlichen Festjahr in Kontrast gesetzt: Der 24.12. erinnert mit Fasten und Abstinenz an die Erbsünde und der 25.12. dann an die Geburt des Erlösers. Alles Violette wird in der Kirche durch Weiß abgelöst.
© Manfred Becker-Huberti