Frei Xavier Plassat
Ein Dominikaner sprengt die Ketten

Seit dreißig Jahren führt der französische Dominikaner Xavier Jean Marie Plassat den Kampf der Landpastoral gegen die Sklaverei im nordbrasilianischen Tocantins an. Mehr als 52.000 befreite Sklaven hat er seit 1995 gezählt.

Bruder Xavier Plassat spricht mit Bauer Natal Lopes da Silva, der heute in einer Ansiedlung von Kleinbauern arbeitet.
Bruder Xavier Plassat spricht mit Bauer Natal Lopes da Silva, der heute in einer Ansiedlung von Kleinbauern arbeitet. Foto: Florian Kopp

Per Gesetz endete 1888 in Brasilien offiziell die Sklaverei. Doch als der französische Dominikaner Xavier Jean Marie Plassat 1983 erstmals Brasilien besuchte, bot sich ihm ein erschreckendes Bild: In den Weiten Zentralbrasiliens und den nördlichen Amazonaswäldern lebten immer noch tausende Menschen unter unwürdigen Bedingungen als Arbeitssklaven der Landwirtschaft. Plassat beschloss, sein Leben der Befreiung der Versklavten zu widmen.

Als Jugendlicher hatte er sich für politische Philosophie und Zahlen begeistert – in den Pariser Studentenprotesten des Jahres 1968 erfuhr er seine ideologische Taufe. Die Suche nach der religiösen Dimension eines „sinnvoll gelebten Lebens“, gepaart mit missionarischer Abenteuerlust, führte ihn Anfang der Siebzigerjahre zu den Dominikanern. Eine erste Aufgabe war, den nach Frankreich geflohenen brasilianischen Dominikaner Frei Tito de Alencar Lima zu betreuen, der daheim von den Militärs bestialisch gefoltert wurde. Nach Titos Selbstmord 1974 veröffentlichte Plassat dessen Schriften, neun Jahre später überführte er Titos Leichnam nach Brasilien. Das Land ließ ihn seitdem nicht mehr los.

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Xavier Plassat
Bruder Xavier Plassat. Foto: Florian Kopp

Ein Leben für die armen, landlosen Bauern

An der Seite der Befreiungstheologen Pedro Casaldáliga und Tomás Balduíno stritt  der heute 67-Jährige mit der katholischen Landpastoral gegen die Gewalt auf dem Land. Er setzte sich für die Rechte von Kleinbauern und die Befreiung von Arbeitssklaven ein. Aufgrund dieser Arbeit erkannte Brasiliens Regierung 1995 die Existenz der Sklaverei offiziell an und erließ Gesetze zu deren Bekämpfung. Die Landpastoral meldet Verstöße und begleitet die Befreiten bei der Rückkehr in ein würdevolles Leben.

Plassat brachte seine Liebe zu Zahlen ein und erstellte die bis heute gültigen Statistiken zur Sklavenbefreiung. In seinem Computer führt er Buch über die 52.000 Schicksale der seit 1995 Befreiten. Unermüdlich widmet er sich in seiner neuen Heimat, dem nördlichen Teilstaat Tocantins, den Risikogruppen – den armen, landlosen Bauern –, um sie vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.