Ulrike Purrer
Friedensarbeit in einem Alltag der Gewalt

Die Theologin Ulrike Purrer koordiniert die diözesane Jugendarbeit in Tumaco. Kein einfacher Job. Denn die meisten der 80.000 Einwohner sind Bürgerkriegsflüchtlinge, die in der Hafenstadt an der südwest-kolumbianischen Pazifikküste Schutz und einen Neuanfang suchen - aber Armut und Gewalt vorfinden.

Ulrike Purrer in der „Casa Afro Juvenil“ während eines Kinderkurses.
Ulrike Purrer in der „Casa Afro Juvenil“ während eines Kinderkurses. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

"Die Situation ist geprägt vom Konflikt, ausgetragen mit Waffen und brutaler Gewalt", sagt Ulrike Purrer über ihr Einsatzgebiet Tumaco. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt am Pazifik beträgt rund 80 Prozent, die Wasserversorgung ist mangelhaft, das Schul- und Gesundheitssystem katastrophal. "In das einzige Krankenhaus geht man nur, um zu sterben", erzählt die Jugendarbeiterin, deren Arbeit von Adveniat unterstützt wird.

Dazu kommt die allgegenwärtige Gewalt. "Jeden Tag haben wir ein bis zwei Tote, meist Kinder und Jugendliche, zuletzt auch Frauen." Bandenführer verteidigen ihre Einflussgebiete innerhalb der Stadt mit Waffengewalt - Splittergruppen der Guerilla, die nun erpressen, morden, dealen, Angst und Schrecken verbreiten. "Mitten durch die Stadt verlaufen unsichtbare Trennlinien, die die Herrschaftsgebiete abstecken", so Purrer.

Ulrike Purrer lebt mittendrin - in einer Flüchtlingssiedlung

Wer diese Linien nicht respektiert oder überschreitet, bezahlt mit dem Leben. "Für die Jugendlichen ist es ein unfreies Leben, in dem sie keine Fehler machen dürfen. Denn in Tumaco bekommt man keine zweite Chance, der erste Fehler ist hier meist tödlich." Die Regierung im fernen Bogotá lässt die hauptsächlich afro-kolumbianische Bevölkerung mit alldem alleine. Das "Centro Afro", in dem Purrer tätig ist, begleitet die Jugendlichen in ihrem Alltag, hilft ihnen, ihre Ziele zu definieren und aktiv zu verfolgen und zeigt ihnen gewaltfreie Wege auf. Die Idee: Die Jugendlichen sollen selbst als "Friedensarbeiter" in ihrem Umfeld tätig werden.

Um die Sorgen und Nöte der Menschen besser zu verstehen, lebt Purrer mitten unter ihnen in einer Flüchtlingssiedlung aus improvisierten Holzhütten. "Ein Stück Glaubwürdigkeit und Kohärenz", nennt sie diese Lebens- und Arbeitsweise.

Eine derartige Nähe hat aber auch ihren Preis. "Ich komme mir oft wie Don Quijote vor, der gegen die Windmühlen ankämpft." Doch unterkriegen lasse sie sich nicht. "Ich bringe ganz viel Saat aus, mit viel Freude, Liebe und Überzeugung. Ob ich die Früchte jemals sehen werde? Wohl nicht, aber die Früchte dieser Saat werden hoffentlich irgendwann die Jugendlichen in Tumaco ernten."

"In Tumaco ist die Situation geprägt vom bewaffneten Konflikt, der seine Wurzeln im sozialen Konflikt hat."

Die Arbeit von Ulrike Purrer im Video:

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