Krippe
Bedeutung und Ursprung

Krippe vor einer Hütte in "Nueva Esperanza" in Honduras am Abend
Krippe vor einer Hütte in Honduras am Abend. Foto: Adveniat.

Die westgermanische Wortbildung „Krippe“ hat die Bedeutung von „Flechtwerk, Geflochtenes“; sie gehört zu einer indogermanischen Wortwurzel, die „drehen, wenden, flechten“ ausdrückt. „Krippe“ wurde auch auf geflochtene Futtertröge angewendet, wie sie vornehmlich in frühen Darstellungen der Krippenszene im Stall erscheinen. Später bezeichnete „Krippe“ auch hölzerne und steinerne Futtertröge. In diesem Zusammenhang meinen Krippen heute meist Weihnachtskrippen, durch die mit statischen Krippenfiguren die Geburtsszene inszeniert wird.

Ursprünge der figürlichen Krippe
1223 inszenierte Franz von Assisi statt eines traditionellen Krippenspiels in der Kirche in Greccio eine neuartige Krippe außerhalb der Kirche. Er ließ eine reale figürliche Krippe mit lebenden Krippenfiguren wie Personen und Tiere im Stall aufstellen. Die dreidimensionale figürliche Darstellung hat die Menschen nicht nur in Italien stark beeindruckt. Sie führte dazu, dass sich der Bau von Krippen aus unterschiedlichen Materialien in oder meist bei den Kirchen um Weihnachten herum ausbreitete.

Krippenbau in Deutschland
In Deutschland wird der Krippenbau im 17. und 18. Jahrhundert durch die Katholische Reform propagiert. Epiphanie und Theophanie sollen verinnerlicht und in die Gegenwart geholt werden. Gott ist nicht nur damals in Menschengestalt in die Welt gekommen, die Inkarnation geschieht permanent, nicht zuletzt in jeder Eucharistiefeier. Weil die Menschen Kinder Gottes sind.

Krippen zur Zeit der Aufklärung
Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts bekämpfte alles, was nicht rational war. Krippen gehörten dazu. Sie wurden in den Kirchen schlicht verboten. Das aber traf die kleinen Leute am Nerv. Sie revoltierten auf ihre Art und begannen selber Krippen zu bauen und stellten sich diese zu Hause auf und protestierten so gegen das staatliche Verdikt, das übrigens nach relativ kurzer Zeit wieder zurückgenommen wurde. Die Krippen waren aber in den Familien heimisch geworden.

Symbol für die Menschwerdung Gottes
Weihnachtskrippen sind ein dreidimensional inszeniertes uraltes Programm: Ecce homo – ecce deo, vielleicht zu übersetzen mit: Wer diesen Menschen sieht, sieht Gott. Die Lehre von der Hypostatischen Union (Gott und Mensch zugleich) wird aus der hohen Theologie in das Alltagsleben hineingeholt. Bestandteil des Glaubens wird sie weniger über das Hirn als durch das Herz. Dieses in der Weihnachtskrippe dargestellte Gottesbild hat eine Konsequenz, denn davon abzuleiten ist der Mensch: Geschaffen nach Gottes Bild - in Jesus Christus werden die Menschen Gotteskinder.

© Manfred Becker-Huberti

Ochs und Esel
Zwei, die für andere stehen

Eine Weihnachtskrippe ist eine Darstellung der Geburt Christi aus der Weihnachtsgeschichte oder anderer Szenen aus dem Leben Jesu Christi, meist durch Figuren in einer Modelllandschaft Betlehems. Diese selbstgebaute Krippe befindet sich im Haus einer Familie in Sanagasta. Zu sehen, ist das Jesuskind, viele Tiere und weitere Figuren. Ergänzt wird diese Weihnachtskrippe durch einen künstlichen Weihnachtsbaum mit roten und goldenen Weihnachtskugeln und einer Lichterkette.
Diese selbstgebaute Krippe befindet sich im Haus einer Familie in Argentinien. Zu sehen sind das Jesuskind, Ochs und Esel und weitere Figuren. Foto: Adveniat.

Ochs und Esel, die im kanonischen biblischen Bericht nicht vorkommen, gehören zur „Grundausstattung“ jeder Krippendarstellung. Sie sind nicht nur an die Krippe gestellt worden, um den realen Ort, eine Höhle oder einen Stall als Unterstand für das Vieh, zu kennzeichnen, sondern weil sie darüber hinaus Symbolcharakter haben. Bei Jesaja 1,3 heißt es: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ Die Christen haben diese Textstelle des Alten Testamentes auf Jesus bezogen, sie entsprach dem theologischen Denken: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1, 11). Der Esel steht für die Juden, der Ochse für die Heiden. Beide haben ihren Ort an der Krippe, beide sind gleichberechtigt berufen, Volk Gottes zu sein. Das Volk Gottes ist der Grund der Menschwerdung Gottes und deshalb von Anfang an symbolisch anwesend. Der Esel als Tier der Demut ist gleichzeitig Metapher für Jesus Christus, der sich als Gott so klein macht, wie der kleinste abhängige Mensch. Der Ochse als das alttestamentliche Opfertier verweist auf den Opfertod Jesu am Kreuz.

Älter als die Darstellung Marias auf dem Liegebett (griech. kline) mit dem Jesuskind in der Krippe daneben, später auch mit Josef, ist die Darstellung der Krippe, hinter der Ochs und Esel stehen. Die Krippe mit dem Kind und mit Ochs und Esel ist die älteste Geburtsdarstellung. Ochs und Esel stehen so hinter der Krippe, dass sich ihr Atem überkreuzt, also das Kreuzzeichen bildet. Damit wird die Bestimmung dieses Kindes, das als Mann am Kreuz den Tod der Erlösung sterben wird, ausgedrückt.

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Stern von Bethlehem
Ein übernatürlicher Wegweiser

Der Stern von Bethlehem in iconischer Darstellung
Der Stern von Bethlehem. Bild: Designed by Freepik

Nach Mt 2, 1 ff. erklärten die Magier (= Heilige Drei Könige): „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Dieser Stern war ihnen Signal und Wegweiser.

Naturwissenschaftlicher Nachweis des Sterns von Betlehem
Heutige Theologen gehen mehrheitlich nicht mehr von der Historizität der Magiererzählung aus und sehen sich daher auch nicht gezwungen, das Phänomen des Sterns von Betlehem naturwissenschaftlich als Supernova, Komet oder Jupiter-Saturn-Konjunktion auszudeuten.

Bedeutung des Sternenkults

In der Antike galten Sterne als vernunftbegabte Lebewesen, die sich um die Welt sorgten. Oft wurden sie als Götter verehrt, weshalb sich konsequenterweise die Astrologie entwickelte. Im Rahmen dieser Vorstellungen entstand der – aus heutiger Sicht – Aberglaube, wonach das Schicksal eines jeden Menschen von dem Stern abhängig sei, unter dem er geboren wurde. Unter den Juden war der Sternenkult später verpönt (vgl. Dt 4, 19), aber ihnen und den Kirchenvätern galt er für die Heiden, damit sie „nicht gänzlich gottlos würden und gänzlich zugrunde gingen ... Er war ein Weg, der ihnen gegeben worden war, damit sie sich durch die Verehrung der Gestirne zu Gott emporarbeiten sollten“ (Clemens von Alexandr., Strom VI, 110, 3ff.).

Symbolik der Sterne
Die Grundsymbolik der Sterne besteht darin, Abbild jener göttlichen Idee zu sein, nach der die Schöpfung sich um Gott bewegt, seinen Willen erfüllt. Die Sterne zeigen: Gott ist Mitte der Schöpfung, alles Leben kreist um ihn. Der moabitische Seher Balaam hatte prophezeit: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel“ (Nm 24, 17) – deshalb auch die Bezeichnung Jakobsstern. Diese auf Jesus Christus hin gedeutete Weissagung erhebt ihn zum König: „Stern“, „Sonne“ und „Sonnenaufgang“ sind Begriffe, die in der Antike das Königtum verdeutlichen. Der neu aufgegangene Stern signalisiert aber nicht nur den neuen König, den Messias, sondern führt die Heiden – auf die ihnen angemessene Art – zur Krippe, wo sie vor Gottes Sohn anbetend niederknien, ihn durch symbolhafte Geschenke – Gold, Weihrauch, Myrrhe – als Messias verehren.

Christus als Stern
Der Stern, der den Weg zur Krippe weist, ist nach alter christlicher Tradition Christus selber. Er wird als achteckiger Stern dargestellt und galt als frühchristliches Symbol für Christus. Der Märtyrerbischof Ignatius von Antiochien formuliert: „Christus im Geheimnis der Menschwerdung ist selbst der Stern ... Mit dem eignen Licht weist er also auf sich selber hin“ (Ambr. in Luc. II, 45). Diese Deutung wird in der Kunst aufgenommen, die den Stern der Magier mit Christusmonogramm, Kreuz oder der Christusgestalt verbindet. Die Domherren der Kölner Kathedrale, die die Reliquien der heiligen Dreikönige aufbewahrt haben, tragen bis zum heutigen Tag den Stern an einer Amtskette als Zeichen ihrer Würde.

© Manfred Becker-Huberti