Marina Oliveira und Frei Rodrigo - Stimme der Opfer von Brumadinho

272 Menschen wurden unter den Schlammmassen begraben, als im Januar 2019 das Rückhaltebecken einer Eisenerzmine barst. Für die Adveniat-Partnerin Marina Oliveira und den Franziskaner Frei Rodrigo steht fest: „Es ist unsere Verantwortung, vor einem erneuten Verbrechen zu warnen.“

Die Sozialarbeiterin Marina Paulo Oliveira unterstützt die Angehörigen von Opfern des Verbrechens von Brumadinho wie Natália de Oliveira, die nach ihrer Schwester Lecilda sucht.

Die Sozialarbeiterin Marina Paulo Oliveira unterstützt die Angehörigen von Opfern des Verbrechens von Brumadinho wie Natália de Oliveira, die nach ihrer Schwester Lecilda sucht. Fotos: Florian Kopp/Adveniat

Marina Oliveira legt die Fotos von 270 Menschen und die Ultraschallbilder zweier ungeborener Kinder auf dem Kirchenboden aus. Es sind Porträts, Schnappschüsse, Alltagsbilder. In wenigen Minuten ist sie hier mit einem Bischof aus Österreich verabredet. Er will sich über die Folgen der Minenkatastrophe in der Kleinstadt Brumadinho im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais informieren. Am Morgen des 25. Januar 2019 brach der Damm eines Rückhaltebeckens einer Eisenerzmine des Konzerns Vale mit flüssigen Rückständen. Der drittgrößte Bergbaukonzern der Welt hatte ihn nicht ausreichend gesichert. Die Schlammlawine tötete 272 Menschen, fast alle waren Arbeiter und Angestellte von Vale. „Sie wurden von Vale ermordet“, sagt Marina Oliveira. Bis heute sind die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen worden.

So können Sie sich für die Menschen in Lateinamerika einsetzen:

Unterstützen Sie mit Ihrer Spende Adveniat-Projektpartner, die Menschen in Lateinamerika und der Karibik zu einem würdevollen und selbstbestimmten Leben verhelfen.

Der Franziskaner Frei Rodrigo Péret arbeitet seit vielen Jahren im Netzwerk Kirche und Bergbau.

Der Franziskaner Frei Rodrigo Péret arbeitet seit vielen Jahren im Netzwerk Kirche und Bergbau.

Zu dem Treffen mit dem Bischof hat Marina Oliveira Angehörige von Opfern eingeladen. Sie will an die Menschen erinnern, will verhindern, dass die Toten zu bloßen Zahlen werden. Bei ihrer schwierigen Arbeit hilft ihr der Glaube an Gott: „Mein Antrieb ist ein tiefes Gefühl der Empathie.“ Eigentlich hatte Marina Oliveira andere Pläne. Nur einen Tag vor dem Dammbruch hatte sie ihr Studium abgeschlossen. Sie wollte einen Job bei einer Unternehmensberatung in Kolumbien antreten. Als sich die Nachricht von der Katastrophe verbreitete, entschied sie sich, zu bleiben. Sie wurde von der Erzdiözese in Belo Horizonte angestellt und vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt. So hat die junge Frau eine lebendige Bewegung ins Leben gerufen, um Druck auf Vale auszuüben.

Dabei hat Marina Oliveira einen erfahrenen Mitstreiter: Frei Rodrigo Péret. Der Franziskaner arbeitet seit vielen Jahren im Netzwerk Kirche und Bergbau. „Wir helfen Gemeinden, die vom Bergbau negativ betroffen sind, sich zu organisieren“, erzählt er. Und so ergänzen sich der 64-jährige Frei Rodrigo mit seinem transnationalen Ansatz und die 24-jährige Marina mit ihrem lokalen Blick perfekt. Sie fürchten, dass schon bald der nächste Damm in Brasilien brechen könnte. „Es ist unsere Verantwortung, vor einem erneuten Verbrechen zu warnen.“

Text: Philipp Lichterbeck

 

Jeder Fünfte in Lateinamerika und der Karibik lebt auf dem Land. Das bedeutet häufig auch, abgehängt und ausgeschlossen zu sein. Und jetzt auch noch Corona. Das Virus trifft mit der Landbevölkerung auf eine besonders verletzliche Gruppe. Deshalb rückt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat mit seiner diesjährigen bundesweiten Weihnachtsaktion der Katholischen Kirche die Sorgen und Nöte der armen Landbevölkerung in den Blickpunkt:
„ÜberLeben auf dem Land“

Adveniat-Aktion "ÜberLeben auf dem Land"