Adveniat fordert Zugang zu Impfstoff-Patenten für ärmere Länder

„Die Corona-Pandemie hat die Missstände im Gesundheitswesen weltweit und ganz besonders in Lateinamerika noch einmal offengelegt. Ob medizinische Versorgung oder Impfungen – sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen zahlen wieder einmal den höchsten Preis.“ Das hat der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz, anlässlich des Welttages der Kranken am 11. Februar kritisiert.

Ob medizinische Versorgung oder Impfungen – sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen zahlen wieder einmal den höchsten Preis. Foto: Pohl/Adveniat


„Der Zugang zu Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht, das niemandem verweigert werden darf“, sagte Pater Heinz. In Lateinamerika sind dem Adveniat-Chef nach besonders die Indigenen und Afroamerikaner von den Auswirkungen der Pandemie betroffenen: „Seit Jahrzehnten wird die medizinische Versorgung dieser wirtschaftlich und politisch benachteiligten Gruppen vernachlässigt. Die Konsequenzen werden angesichts der Corona-Pandemie auf dramatische Weise sichtbar.“

Pater Michael Heinz, Adveniat-Hauptgeschäftsführer. Foto: Adveniat

Die Forderungen von Pater Heinz sind deshalb eindeutig: „Die Produktionskapazitäten für die Impfstoffe müssen global ausgeweitet werden, nicht nur in der Europäischen Union.“ Europa habe wegen seiner kolonialen Geschichte eine besondere Verantwortung für Lateinamerika. Noch heute seien die damals geschaffenen Strukturen mitverantwortlich für die soziale Ungleichheit und damit auch für die deutliche Schieflage in der medizinischen Versorgung der Menschen. „Aus dieser Verantwortung heraus muss das Ziel sein, für die einkommensschwachen Bevölkerungsschichten in Lateinamerika patentgeschützte  Impfstoffe zugänglich und bezahlbar zu machen. Wenn das nur möglich ist, wenn Patentrechte ausgesetzt werden, dann muss die Politik das durchsetzen“, unterstrich Pater Heinz.

Adveniat ermöglicht auch indigener Bevölkerung und Migranten medizinische Grundversorgung

Die medizinische Grundversorgung ist laut Pater Heinz in weiten Teilen Lateinamerikas katastrophal. Deshalb setzt sich Adveniat gemeinsam mit dem kirchlichen Netzwerk Repam im Amazonas-Raum für das Überleben der indigenen Bevölkerung ein, indem Lebensmittelpakete, Hygieneartikel und Medikamente als Nothilfe bereitgestellt werden. Und in Kolumbien und Mexiko hilft Adveniat mit den Kirchen vor Ort, Migranten aus Mittelamerika oder Venezuela wenigstens eine Basis an medizinischer Versorgung zu garantieren. „Die Länder, die Migranten aufnehmen, dürfen nicht alleine gelassen werden. Sie müssen von der internationalen Gemeinschaft unterstützt werden, damit auch Geflüchtete ohne gültige Aufenthaltspapiere geimpft werden können. All das zeigt, dass Armut im Falle einer Erkrankung über Leben oder Tod entscheidet“, sagte Pater Heinz. „Es ist unerträglich, dass Indigene, Kleinbauern oder Migranten sterben oder dauerhaft gesundheitlich geschädigt bleiben, weil sie keinen Zugang zu einem funktionierenden Gesundheitswesen haben.“
 

Für die von der Corona-Krise betroffenen Menschen in Lateinamerika.


Der Hauptgeschäftsführer von Adveniat fordert deshalb Investitionen in eine nachhaltige Gesundheitsversorgung in den Armenvierteln der Metropolen ebenso wie in den indigenen Gebieten oder den ländlichen Regionen Lateinamerikas, damit diese soziale Schieflage endlich beendet wird. „Lateinamerikas Regierungen sollten lieber in Krankenhäuser und Gesundheitsposten, statt in Waffen für ihre Armeen investieren“, betonte Pater Michel Heinz.

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat bereits rund acht Millionen Euro für mehr als 400 Projekte zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und deren Folgen zur Verfügung gestellt. Der Schwerpunkt der Nothilfe liegt dabei auf der Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch mit Medikamenten und Hygieneartikeln, um vor der Ausbreitung der Pandemie zu schützen.