Adveniat: Neue Fluchtwelle in Mittelamerika steht bevor

Aus der honduranischen Stadt San Pedro Sula soll sich bereits in dieser Woche ein Flüchtlingstreck auf den Weg in Richtung USA machen. Die Corona-Pandemie hat Armut und Arbeitslosigkeit in Mittelamerika so sehr ansteigen lassen, dass viele in der Flucht die einzige Chance auf eine bessere Zukunft sehen.

Für viele Migranten aus Mittelamerika endet am Grenzzaun zu den USA ihr Weg. Dennoch organisieren sich auch aktuell aufgrund von Armut und Gewalt neue Flüchtlingstrecks.

Für viele Migranten aus Mittelamerika endet am Grenzzaun zu den USA ihr Weg. Dennoch organisieren sich auch aktuell aufgrund von Armut und Gewalt neue Flüchtlingstrecks. Foto: Ole Schmidt/Adveniat

„Die Corona-Pandemie hat die Armut und Arbeitslosigkeit in Mittelamerika so sehr ansteigen lassen, dass sich neue Flüchtlingskaravanen auf den Weg in Richtung USA machen.“ Das beobachtet die Mittelamerika-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Inés Klissenbauer. Besonders betroffen ist das Länderdreieck Honduras, El Salvador und Guatemala in Mittelamerika. Aus der honduranischen Stadt San Pedro Sula soll sich bereits in dieser Woche ein Flüchtlingstreck auf den Weg in Richtung USA machen. Über entsprechende Aufrufe in den sozialen Netzwerken wird in den mittelamerikanischen Medien berichtet. „Neben der akuten Notlage, die die große Armut und Ausweglosigkeit vieler Menschen noch verschärft, sind es die seit Jahrzehnten grassierende Gewalt, Kriminalität und der Raubbau an der Existenzgrundlage der Menschen, weshalb viele die Flucht als einzige Alternative für eine bessere Zukunft für sich ausmachen“, erklärt Adveniat-Expertin Inés Klissenbauer. Hinzu kommen die verheerenden Auswirkungen der Pandemie auf den informellen Sektor, der von der Statistik nicht erfasst wird, in dem aber mindestens 60 Prozent der honduranischen Bevölkerung arbeiten.

für die Menschen in Lateinamerika in der Corona-Krise

Inés Klissennbauer ist Mittelamerika-Referentin beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat.

Inés Klissennbauer ist Mittelamerika-Referentin beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Foto: Martin Steffen/Adveniat

Grenzbehörden in Mexiko und Guatemala bringen sich angesichts der jüngsten Meldungen aus Honduras bereits in Stellung. Aufgrund der Covid-19 Pandemie sind viele Grenzen in Mittelamerika bislang geschlossen. Nach bevorstehender Öffnung wird befürchtet, dass sich wieder viele Menschen auf den Weg in Richtung Norden machen. Zudem harren noch Tausende Menschen bereits an den Grenzen aus und warten auf deren Öffnung.

„Angesichts der schärferen Grenzsicherungsmaßnahmen weichen immer mehr Menschen über unsichere Fluchtwege und ‚nicht bewachte‘ Grenzen aus. Wie dramatisch die Situation ist, wird allein im Wüstenstreifen zwischen USA und Mexiko deutlich, wo sich im Vergleich zu 2019 in den ersten acht Monaten die Zahl der Rettungseinsätze auf 1.644 verdoppelt hat“, berichtet Mittelamerika-Expertin Inés Klissenbauer. Die Zahl der Menschen, die die Flucht nicht überleben, werde sich voraussichtlich deutlich erhöhen. Viele Länder hätten zwar staatliche Hilfsprogramme aufgelegt, aber die könnten die durch die Covid-19-Pandemie noch einmal zusätzlich angestiegene Notlage bei weitem nicht lindern. Viele Menschen würden zudem durch die staatlichen Hilfen nicht erreicht und sähen in Flucht und Migration eine reale Zukunft für sich.

Lateinamerika hat sich zum Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelt. Während in Europa die Infektionszahlen zurückgehen, steigen sie in Lateinamerika rasant an. Gemeinsam mit seinen Projektpartnern hat Adveniat bereits knapp sieben Millionen Euro als Nothilfe geleistet, um die Menschen medizinisch, sowie mit Lebensmittel- und Hygienekits zu versorgen. Mehr dazu

Gemeinsam mit seinen Projektpartnern hat das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat bereits mehr als sechs Millionen Euro als Corona-Nothilfe geleistet, um die Menschen in der Region direkt medizinisch, sowie mit Lebensmittel- und Hygienekits zu versorgen. Trotzdem sind weitere Hilfsmaßnahmen notwendig, um die aktuelle Not der Menschen vor Ort zu lindern.

Vor zwei Jahren hatte einer der zahlreichen Migrantentrecks aus Honduras in Richtung USA bereits weltweite Beachtung gefunden. Die Karawane schaffte es allerdings nur bis in die nordmexikanische Grenzstadt Tijuana. Der Versuch, die amerikanische Grenze zu überwinden scheiterte. US-Präsident Donald Trump treibt derweil den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko weiter voran, um illegale Einwanderung in die USA zu verhindern.