„Der Las Casas unserer Zeit“
Adveniat-Partner Plassat zum Tod von Bischof Pedro Casaldáliga

"Der am Samstag, 8. August, gestorbenen Bischof Dom Pedro Casaldáliga war der Bartolomé de Las Casas unserer Zeit", so der Adveniat-Partner Frei Xavie Plassat in seiner Würdigung. Und für den Adveniat-Geschäftsführer Pater Michael Heinz steht fest: "Dom Pedro hat das Ideal einer armen Kirche an der Seite der Armen bereits seit Jahrzehnten gelebt, das heute Papst Franziskus immer wieder einfordert."

Frei Xavier Plassat kämpft seit dreißig Jahren gegen die Sklaverei im nordbrasilianischen Tocantins. Der Partner des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat hat im Rahmen der Weihnachtsaktion 2017 "Faire Arbeit. Würde.Helfen." in Deutschland von seiner Arbeit berichtet. Zum Tod von Bischof Pedro Casaldaliga sagt der 70-jährige französische Dominikaner:

"Meine wenigen Treffen mit Pedro waren stets zutiefst bedeutend, da sie mit wichtigen Momenten meiner Arbeit für die Landpastoral verbunden waren. Bis zur letzten Prozession für unsere Märtyrer, in Ribeirão Cascalheira, gab es keine einzige Wallfahrt, bei der Pedro nicht an unserer Seite war, inmitten der Menschen. Er, der so zerbrechlich wirkte, aber so stark in seiner menschlichen und spirituellen Dimension war. Da Pedro eine der wichtigsten Inspirationsquellen für die Landpastoral war, hatten wir uns einmal, es war im April 2015, dazu entschlossen, nach São Félix do Araguaia zu gehen, um unser nationales Treffen der Landpastoral dort abzuhalten. Dort wollten wir „aus der Quelle trinken“ und uns erneuern, so unser Ziel.

Und dort gelang uns tatsächlich die Erneuerung, indem wir von dieser befreienden, prophetischen, evangelischen Mystik tranken, die Pedro ausmachte. Es hat mich berührt zu erfahren, dass Pedro ein Mann von großer Einfachheit war, der darauf fokussiert war, dem anderen zuzuhören und der in der Lage war, auf das Wesentliche zu erkennen: das Leben, das Reich des Lebens, unabhängig von jeglichem religiösen Überstrich, aber trotzdem bewegt durch die Auferstehung des Mannes aus Nazareth. 

"Die Verbreitung des Evangeliums, wie sie Pedro glebt hat, ist ohnegleichen"

Noch bevor ich erfuhr, dass es ein Anthropologe bereits besser formuliert hatte (José Ribamar Bessa Freire), erschien mir, dem Dominikaner, Pedro als ein 'Bartolomé de Las Casas unserer Zeit'. Jenen de las Casas (1484-1566), der als Theologe und Bischof die Eroberung des amerikanischen Kontinents und den Umgang mit den indigenen Völkern scharf kritisiert hatte, und den mir Bruder Henri des Roziers bekannt gemacht hatte. Die Lesung seiner überzeugenden Worte aus der berühmten Pastoralschrift von 1971, in der er die Entmenschlichung der Bauern in den Händen der Großgrundbesitzer beschreibt, und mit der er der Welt gegenüber die Sklavenarbeit in der Region des Araguaia denunzierte, erklang wie die Predigt von Antonio Montesinos im 16. Jahrhundert: ;Éstos, no son hombres?' ('Sind das keine Menschen?'). 

In dieser Frage steckt die fundamentale Unruhe, die Pedro bewegte. Die Antwort auf diese Frage leitet die Möglichkeit, überhaupt über einen Gott oder über ein Evangelium, eine „Frohe Botschaft“ zu sprechen. Es ist die zentrale Frage, die die Menschlichkeit von der Barbarei trennt. Schauen wir auf Pedro Casaldáliga, so verstehen wir, dass man über den Glauben dasselbe sagen kann, was Paulo Freire über das Denken sagte: 'Der Kopf denkt, je nachdem wo die Füße einen hintragen.' 

Die Verbreitung des Evangeliums, wie sie Pedro in seinem bescheidenen Alltag und in seiner Art, sich dem anderen hinzugeben, gelebt hat, ist ohnegleichen."