Abholzung des Amazonas-Regenwaldes im ersten Quartal gestiegen - Corona-Krise möglicher Faktor

Die Abholzung im Amazonaswald lag nach Angaben von Brasiliens staatlichem Klimainstitut Inpe im ersten Quartal um rund 50 Prozent über den Werten des Vergleichsquartal 2019. Experten vermuten, dass aufgrund der Coronavirus-Krise die Kontrolle der Urwaldgebiete durch die Behörden beeinträchtigt ist.
 

Die Abholzung im Amazonaswald lag nach Angaben von Brasiliens staatlichem Klimainstitut Inpe im ersten Quartal um rund 50 Prozent über den Werten des Vergleichsquartal 2019. Foto: Adveniat


Mit dem Satellitenmeldesystem Deter wird die Abholzung größerer Flächen registriert, kleinere Rodungen werden nicht erfasst. Deter meldete Medienberichten (Montag) zufolge für den Zeitraum von Januar bis einschließlich März eine Abholzung von 796 Quadratkilometern, rund 51,5 Prozent mehr als die in 2019 gemessenen 525 Quadratkilometer. Das ist der höchste Wert, den Inpe seit der Einführung neuer Messmethoden 2016 registriert hat. In 2019 war die Abholzung am Amazonas um rund 30 Prozent gegenüber 2018 gestiegen.

Genauere Daten als die nun vom Deter-System gelieferten wird es erst im November geben, wenn die offizielle jährliche Abholzungszahl veröffentlicht wird. Dann werden auf der Grundlage von hochaufgelösten Bildern des Zeitraums August 2019 bis Juli 2020 genauere Analysen möglich sein. Tendenziell ergaben die genaueren Daten in den vergangenen Jahren eine um rund 30 Prozent höhere Abholzung als die von Deter ermittelten vorübergehenden Abholzungszahlen.
 

Für gute Lebensbedingungen für die indigenen Völker im Amazonas.


Experten vermuten, dass aufgrund der Coronavirus-Krise die Kontrolle der Urwaldgebiete durch die Behörden beeinträchtigt ist. Die Regierung plane jedoch eine großangelegte Aktion, um illegale Holzfäller aus Urwaldregionen im südlichen Amazonasgebiet zu vertreiben, berichten Medien. Damit soll verhindert werden, dass dort lebende indigene Völker in Kontakt mit den weißen Arbeitern gelangen und sich das Coronavirus verbreitet.

In manchen Region des Amazonas soll auch die Zahl von Waldbränden wieder angestiegen sein. So vermeldete der Teilstaat Acre an der Grenze zu Bolivien eine Zunahme der Brände um 125 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019.

Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro hatte die von Inpe ermittelten Abholzungszahlen im vergangenen Jahr als falsch bezeichnet. Man wolle seinem Image damit schaden, so der Rechtspopulist. Nachdem der Amazonaswald im August und September von Waldbränden heimgesucht wurde, versucht Bolsonaro nun gegenzusteuern. So beauftragte er Vizepräsident Hamilton Mourao damit, Lösungen für die Situation in Amazonien zu suchen. Noch ist nicht bekannt, welche konkreten Maßnahmen getroffen werden sollen. (kna)