Adveniat steigert seine Einnahmen

„Die Zukunft der einen weltweiten Kirche liegt in ihrer regionalen Vielfalt. Und die Zukunft unseres Planeten hängt von der Solidarität der Vielen weltweit ab.“ Das sagte Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck bei der Bilanz-Pressekonferenz des Lateinamerika-Hilfswerks. 

Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens, Adveniat-Bischof Franz Josef Overbeck, Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz SVD.

Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens (links) und Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz SVD (rechts) überreichen Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck den Adveniat-Jahresbericht 2018. Foto: Adveniat

„Die alte Zeit ist zu Ende!“ Die Kirche stehe gegenwärtig überall vor gewaltigen Herausforderungen, die es glaubhaft zu bewältigen gelte. Davon ist Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck überzeugt. Bei der Bilanz-Pressekonferenz des Lateinamerika-Hilfswerks wies er darauf hin, dass „kritische Fragen zur hierarchischen Struktur der Kirche, zur Rolle der Frau in der Kirche, zu einer als restriktiv empfundenen Sexualmoral oder zum Zölibat“ weltweit zum Orientierungs- und Diskussionsprozess der Kirche gehörten. „Franziskus, der Papst vom ‚anderen Ende der Welt‘, wie er sich selbst nach seiner Wahl 2013 nannte, hat aus dieser ‚anderen‘ Perspektive dafür gesorgt, dass ein Bewusstsein für diese Herausforderungen entstehen konnte. Nur auf dieser Grundlage kann Erneuerung gelingen“, so Bischof Overbeck.

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Jahresbericht 2018
(PDF-Dokument; 56 Seiten)

Priestermangel in Lateinamerika ein noch drängenderes Problem als in Europa

Auf vorsynodalen Treffen zur Amazonas-Synode, die im kommenden Oktober im Vatikan stattfindet, sei unter anderem deutlich geworden, dass der Priestermangel in der Kirche Lateinamerikas ein noch viel drängenderes Problem sei als in Europa. „Das lässt sich anhand eines Vergleichs verdeutlichen: In Europa beträgt das Verhältnis der Zahl der Priester zur Anzahl der Katholiken 1 zu 1.617, in Südamerika ist es 1 zu 7.200“, erläuterte der Adveniat-Bischof. Hinter der Zahl stehe zum Beispiel die Frage, ob die Gläubigen in Lateinamerika oder der Karibik die Möglichkeit haben, sich als Volk Gottes in ihrer Gemeinde am Sonntag zu versammeln, um gemeinsam Eucharistie zu feiern. „Wenn im Amazonasgebiet ein Priester nur zweimal oder dreimal pro Jahr in einer Gemeinde präsent sein kann, dann beantwortet sich die Frage von allein“, so Bischof Overbeck. Die Einberufung, Themensetzung und Gestaltung der Amazonas-Synode zeige: „Die Zukunft der einen weltweiten Kirche liegt in ihrer regionalen Vielfalt. Und die Zukunft unseres Planeten hängt von der Solidarität der Vielen weltweit ab.“

Für die Zukunft der indigenen Völker am Amazonas.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz beklagte angesichts der dramatischen Lage in Venezuela aber auch der Entwicklungen in Brasilien und Kolumbien: „Lateinamerikas Präsidenten, ob nun links oder rechts, beuten Mensch und Natur rücksichtslos aus.“ Gewinnmaximierung zugunsten der politischen und wirtschaftlichen Eliten sei alleiniger Maßstab ihres Handelns. „Viel zu viele Lateinamerikaner sind ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Grundrechte beraubt. Sie leiden unter Staatsversagen, Gewalt, Hunger, Obdachlosigkeit, fehlendem Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung und der rücksichtslosen Ausbeutung der Ressourcen.“ Pater Heinz machte deutlich, dass er die Ursachen dafür auch im Konsumverhalten und der von Wirtschaftsinteressen gelenkten Politik in den reichen Ländern wie Deutschland sieht. „Weltweite Solidarität und verantwortliches Handeln im Alltag sind Grundvoraussetzung dafür, dass alle Menschen in Frieden untereinander und mit der Umwelt leben können.“

„Es gibt nur eine soziale und ökologische Krise"

Für den Adveniat-Chef steht deshalb fest: „Nur eine vorrangige Option für die Schöpfung kann unseren Planeten noch retten. Der umfassende Schutz der ausgegrenzten Armen und der geschundenen Umwelt müssen absolute Priorität haben.“ In Deutschland und weltweit gehen hunderttausende Jugendliche bei den Kundgebungen ‚Fridays for future‘ für ihre Zukunft auf die Straße, in Brasiliens Hauptstadt Brasilia protestieren die indigenen Völker aus dem Amazonas für ihre Rechte. „In dieser existentiellen Situation für das Überleben des Planeten stehen wir als Lateinamerika-Hilfswerk und als Kirche unmissverständlich an der Seite der kommenden Generationen und der bedrohten ursprünglichen Völker weltweit“, sagte Pater Heinz. Rückenwind für dies Position erlebt Adveniat in diesen Fragen immer wieder durch Papst Franziskus, der die Begründerin der Fridays-for-future-Bewegung Greta Thunberg aufgefordert hat: „Mach weiter!“. Und mit der Einberufung der Amazonas-Synode habe er klargestellt: Der Schutz des Ökosystems Amazonas und der dort lebenden indigenen Völker ist eine globale Herausforderung, die uns alle angeht. „Die Umweltfrage steht in keinem Gegensatz zur sozialen Frage, wie Papst Franziskus schon in seiner Sozial- und Umweltenzyklika Laudato si‘ deutlich gemacht hat“, so Pater Heinz. „Es gibt nur eine soziale und ökologische Krise, für deren Lösung in weltweiter Solidarität alles getan werden muss.“

Einnahmen auf 46,91 Millionen Euro gesteigert

Erfreut zeigte sich Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens über die Steigerung der Einnahmen im Geschäftsjahr 2018: „Wir können weiterhin auf die hohe Spendenbereitschaft unserer Spenderinnen und Spender zählen. Im Geschäftsjahr 2018 sind die Einnahmen aus Kollekten, Spenden und weiteren Erträgen auf 46,91 Millionen Euro leicht angestiegen.“ Besonders erfreulich sei, dass sich erstmals seit einigen Jahren die Einnahmen aus der Weihnachtskollekte wieder auf 24,83 Millionen Euro erhöhten während die Einzelspenden mit 12,39 Millionen Euro erneut eine Rekordmarke erreichten. 

„Die Menschen in Lateinamerika brauchen unsere Solidarität und Spendenbereitschaft“

Mit insgesamt 36,17 Millionen Euro hat Adveniat im vergangenen Geschäftsjahr 1.942 Projekte in Lateinamerika und der Karibik gefördert. „Vor dem Hintergrund der sich immer weiter verschärfenden humanitären Krise in Venezuela hat Adveniat die Zahl der Projekte dort auf 116 gesteigert, in die mehr als 1,4 Millionen Euro geflossen sind“, nannte Jentgens einen Schwerpunkt. Projektpartner aus Venezuela und dem Nachbarland Kolumbien würden im Advent 2019 in Deutschland von Hunger, Flucht und fehlender Gesundheitsversorgung aber auch den Hoffnungszeichen und Hoffnungstaten berichten, die einen Aufbruch in eine solidarische und friedliche Welt möglich machen. „Die Menschen in Lateinamerika und der Karibik brauchen unsere Aufmerksamkeit, Solidarität und Spendenbereitschaft“, betonte der Adveniat Geschäftsführer. Deshalb laute das Motto der bundesweiten Weihnachtsaktion 2019 „Friede! Mit Dir!“.