"Das Töten der indigenen Waldschützer muss enden"

„Wenn wir das Töten der indigenen Umweltschützer nicht stoppen, wird es nicht gelingen, den Regenwald und damit das Klima zu schützen.“ Davon ist der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz, überzeugt. Anlässlich des Welttags der indigenen Völker am 9. August fordert er: „Dieses Töten der indigenen Waldschützer muss enden.“ 

Für den Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Michael Heinz haben der Kontakt und Austausch mit den Indigenen auf seine Reisen nach Lateinamerika wie hier beim 1. Welttreffen der indigenen Jugend in Panama immer Priorität.

Für den Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Michael Heinz haben der Kontakt und Austausch mit den Indigenen auf seine Reisen nach Lateinamerika wie hier beim 1. Welttreffen der indigenen Jugend in Panama immer Priorität. Foto: Jürgen Escher

Eine Adveniat-Recherche vor Ort ergab: In den vergangenen zwölf Monaten hat die Gewalt gegen Umweltschützer zwischen Feuerland und dem Rio Bravo noch einmal zugenommen. „In vielen Ländern wird die indigene Bevölkerung immer noch als Hindernis oder gar Feind einer wirtschaftlichen Entwicklung betrachtet.“ Das führt Adveniat-Chef Heinz zufolge zu unheilvollen Allianzen mit profitgesteuerten Interessen von legalen und illegalen Unternehmen von Venezuela über Kolumbien bis Peru und Brasilien. „Genau das Gegenteil ist aber richtig: Das Wissen und die Einstellung der indigenen Völker zur Natur sind für unser aller Überleben, für das Klima und die Natur entscheidend. Denn nur mit den indigenen Völkern ist eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung möglich“, ist der Adveniat-Hauptgeschäftsführer überzeugt.

für die indigenen Völker in Lateinamerika

Adveniat stellt sich deshalb hinter die Forderung von indigenen Führerinnen und Führern aus dem Amazonasgebiet, die die Regierungen der Amazonas-Länder zu einem entschlossenen Handeln und multilateralen Garantien aufgerufen haben. Für das kulturelle, politische, aber auch rein physische Überleben ist dies unabdingbar, wie ein Blick auf die Zahlen beweist. 600 indigene Aktivistinnen und Aktivisten sind in der Region seit 2014 ermordet worden. Durchschnittlich ein Mord alle zwei Tage im Jahr 2020 lautet die erschreckende Bilanz. Eine Abfrage bei indigenen Organisationen Lateinamerikas ergab: Eine Mehrheit sieht eine wachsende Gefahr für Leib und Leben der indigenen Aktivisten.
Es sei allerdings nicht ausreichend, nur den Blick auf den Amazonas zu richten, so Pater Michael Heinz. „Ob Wasserknappheit in Chile, illegaler Bergbau in Kolumbien und Venezuela, absurde Großprojekte in Mittelamerika – die indigene Bevölkerung bezahlt immer noch den Preis für diese Art von Wirtschaftspolitik“, kritisiert der Adveniat-Chef. Es müsse sich aber auch die internationale Politik fragen: „Wie organisieren wir in Zukunft die Agrar-Industrie, die Auto-Industrie, den Tourismus und die Energiewirtschaft?“

Die Ratifizierung der ILO 169, der einzigen verbindlichen internationalen Konvention zum Schutz der indigenen Völker, durch den Bundestag sei ein wichtiges Zeichen. Darauf müsse jetzt aber eine international abgestimmte Wirtschaftspolitik folgen, die ernst macht mit dem Schutz der ursprünglichen Völker und der Bewahrung der Schöpfung. „Wir alle müssen uns fragen: Was wollen wir? Einen abgeholzten Regenwald, ein zerstörtes Klima und eine vernichtete Kultur oder ein nachhaltiges, respektvolles Zusammenleben in Einklang mit der Natur und der Schöpfung“, bringt es Pater Michael Heinz auf den Punkt. 

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat wird sich weiter als Teil des Amazonas-Netzwerk REPAM (Red Eclesial PanAmazonica) für die Rechte der indigenen Völker vor Ort einsetzen und die nach der Amazonas-Synode 2019 neu gegründete Amazonas-Bischofskonferenz CEAMA unterstützen.

So helfen Adveniat und Repam im Amazonasgebiet

Unser Partner im Einsatz für das Überleben der indigenen Völker und gegen die fortschreitende Umweltzerstörung ist das kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazónica). Darin bündeln Kirchen aus acht Ländern Lateinamerikas ihre Arbeit. Adveniat fördert jährlich mit mehreren Millionen Euro Projekte im Amazonasgebiet.
Zu den Projekten

„Ich habe aber auch das ungeheure Engagement zahlreicher junger Menschen beim letzten Weltjugendtag in Panama, erlebt, die ein Umdenken der reichen Industrienationen und einen Umgang auf Augenhöhe mit den indigenen Völkern forderten. Genau diese Begeisterung der Jugend für eine neue Form des Zusammenlebens und der Wirtschaft muss unser Antrieb sein.“