Der Schrei Amazoniens
Adveniat-Ausstellung zur Synode

"Der Schrei Amazoniens" lautet der Titel der Adveniat-Ausstellung, die während der Amazonas-Synode in Rom zu sehen ist. Im Mittelpunkt: Die beiden Bilder "Der Schrei des Amazonas" und der "Jaguarmensch" des kolumbianischen Künstlers Freddy Sanchez. Bilder als Anklage und Hilferuf: Der Amazonas braucht unsere Hilfe!"

Jeder Pinselstrich ist eine Anklage. Der kolumbianische Künstler Freddy Sánchez Cabellero greift zu Farbe und Pinsel, um aufmerksam zu machen auf das Leid des Amazonas-Regenwaldes,
der dort lebenden Menschen, Tiere und der Natur. Auf die rücksichtslose Abholzung von Bäumen, auf Umweltzerstörung und Auslöschung von Kulturen. Seine Bilder "Der Schrei des Amazonas" und der "Jaguarmensch" stehen im Mittelpunkt der Ausstellung "Der Schrei Amazoniens" des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, die während der Amazonas-Synode vom 6. bis zum 27. Oktober in Rom zu sehen ist. Eröffnet wird die Ausstellung am Samstag, 5. Oktober, um 15.30 Uhr im Centro International para la Juventud „San Lorenzo“ in der Via Padre Pancrazio Pfeiffer 24 in Rom im Rahmen der sogenannten Tienda Casa Comun des kirchlichen Amazonasnetzwerks Repam (Red Eclesial PanAmazonica), das maßgeblich an der Vorbereitung der Synode beteiligt war.

Seine Heimat gehört zu jenen Ländern, in denen besonders brutal gegen Menschenrechtsverteidiger und soziale Aktivisten vorgegangen wird, weil sie illegalem Holzschlag, Bergbau und Drogenanbau im Weg stehen. Und einer immer mächtiger werdenden Agrarindustrie, die noch mehr Flächen für die industrielle Nahrungsproduktion will. Weil sie die Natur gegen rechtsextreme Banden und linke Guerilla verteidigen wollen, die einen großen Teil dieses Unheils anrichten – oft im Auftrag von multinationalen Unternehmen, Drogenkartellen oder Großgrundbesitzern. 

Freddy Sánchez hat ins Bild gesetzt, wie die Brandrodung aus dem Urwald riesige, parzellierte Felder für Soja oder Rinderzucht herausfräst. Er zeigt den Amazonas wie auf einer Satellitenaufnahme, in große Rechtecke aufgeteilt, die mit GPS-gesteuerten Maschinen abgeerntet werden. „Der Betrachter meines Bildes blickt von oben auf eine Art Karte des Amazonasgebietes, die aus einem komplexen Raster verschiedener Grüntöne besteht“, erklärt der Maler. „Sie symbolisieren die Anbauflächen für legale und illegale Agrarprodukte. Daneben gibt es aber auch blaue und weiße Bereiche sowie schwarze und graue Flächen als Zeichen der Brandrodung der Wälder. Es werden ebenfalls unterbrochene und über das ganze Bild verstreute Tropenwaldparzellen dargestellt. In der Vergangenheit gehörte der
Tropenwald allen Spezies, die ihn bewohnten, allen Indigenen, die ihn für uns bewahrt haben. Doch heutzutage befindet sich dieses Land oft in den Händen gieriger Besitzer, welche
die Jahrhunderte alten Bäume abholzen, um ihr Holz zu verkaufen. Dabei haben sie alles Leben in den Wäldern zerstört, Flora und Fauna sowie die Artenvielfalt. Das Amazonasgebiet
ist das größte natürliche Schutzgebietder Erde und sein Ökosystem ist stärker bedroht als je zuvor.“

Für gute Lebensbedingungen für die indigenen Völker im Amazonas.

Sánchez ist geboren in Lorica in der nordkolumbianischen Provinz Córdoba, die von Großgrundbesitzern dominiert wird. Er hat miterlebt, wie indigene Gemeinden unter der Agrarlobby leiden, sie heimat- und perspektivlos wurden. Er weiß um die massive Suche nach Gold, in deren Folge die Flüsse verseucht werden und die Fische sterben. Sánchez arbeitet heute als Maler, Dichter, Schriftsteller und Universitätslehrer in Medellín. Der „Schrei des Amazonas“, wie er seine im Auftrag von Adveniat gemalten Werke nennt, zeigen einen prähistorischen Krieger und den „Jaguarmenschen“ aus der Mythologie der Maya und Azteken. „Am Amazonas werden Ethnien ermordet, die seit Urzeiten dort im Einklang mit der Natur gelebt haben“, sagt der Maler. „Wir halten uns für die Herren des Universums, stehen aber kurz davor, vom Gewicht unseres eigenen Ehrgeizes erschlagen zu werden. Wir haben die Orientierung verloren.“ Und er ergänzt: „Der große Amazonas braucht unsere Hilfe. Aus allen Richtungen hören wir sein lautes Wehklagen: Er ruft, er klagt und liegt im Sterben. Er ist wie ein lebender und verletzter Geist, ein verzweifeltes Wesen kurz vor seinem Untergang. Wir haben über viele Tragödien der Menschheit gelesen und sie beweint, aber keine ist wie diese. Wir sehen uns einer der größten Tragödien in der menschlichen Geschichte gegenüber. Wir stehen vor der Zerstörung der Erde und damit auch vor unserer eigenen Zerstörung.“