Brasilien: Hälfte der indigenen Völker von Bergbauprojekten bedroht

Zum ersten Mal ist das volle Ausmaß sichtbar geworden, in dem Pläne von Bergbauunternehmen Auswirkungen auf isoliert lebende Völker haben. Mehr als die Hälfte dieser Völker ist laut eines brasilianischen Insituts von Bergbauprojekten bedroht.

Abolzung im Amazonas-Regenwald. Foto: Umlauf/Adveniat

Nach aktuellem Stand haben Bergbauunternehmen in Brasilien 3.773 Anträge gestellt, um Bergbautätigkeiten aufzunehmen. Vorrangig geht es um die Suche nach und den Abbau von Gold bzw. anderen wertvollen Rohstoffen. Das geht aus Daten des Instituto Socioambiental (ISA), einer Organisation der brasilianischen Zivilgesellschaft, sowie der staatlichen Agência Nacional de Mineração hervor. Von den Anträgen betreffen 31 indigene Gebiete und 17 Naturschutzgebiete. Hier werden offiziell 71 isoliert lebende indigene Völker vermutet. Damit ist mehr als die Hälfte der laut ISA 120 isoliert im Amazonasgebiet lebenden indigenen Völker vom Bergbau bedroht.

Indigenenbehörde Funai wurden staatliche Mittel gekürzt

Verschärfend kommt hinzu, dass die Regierung Bolsonaro die Mittel für die Indigenenbehörde Funai drastisch gekürzt hat und die Organisation zehn Gebiete mit isoliert lebenden Indigenen derzeit nicht mehr überwachen kann. Auch für den illegalen Bergbau ist es somit noch leichter, in die indigenen Gebiete vorzudringen. Der Bericht des Indigenenmissionsrates Cimi spricht für 2019 von 160 Fällen, in denen Konzerne in indigenes Gebiet eingedrungen sind. Im vergangenen Jahr waren es 111.

Für den Lebensraum der indigenen Völker im Amazonas.

Nach Einschätzung des CIMI, der von Adveniat schon seit vielen Jahren unterstützt wird, fühlen sich auch illegale Holzfäller durch die indigenenfeindliche Politik der Regierung Bolsonaro ermuntert, in die Territorien der Völker einzudringen. Das Justizministerium verschränke bei all dem die Arme. Präsident Bolsonaro habe sich über zwei Empfehlungen von Funai hinweg gesetzt, die Bergbau-Erkundungen in Gebieten ablehnte, auf denen indigene Völker isoliert leben. Die Regierung verletze mit diesem Verhalten sowohl Brasiliens Verfassung als auch internationale Verträge.

Abholzung in indigenen Gebieten besonders drastisch

In den indigenen Territorien des Amazonasgebietes wurden im vergangenen Jahr laut ISA-Bereicht 80 Prozent mehr abgeholzt. Wo Indigene isoliert leben, habe die Abholzung 2019 gegenüber 2018 sogar um 114 Prozent zugenommen. Verglichen mit 2017 seien es 364 Prozent.

Quelle: CIMI, Autor: Mauricio Angelo, Observatório da Mineração, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel