Kolumbianische Guerilla bedroht Venezuelas Opposition

In Venezuela sind laut Berichten regierungskritischer Medien Häuser von Oppositionspolitikern und eine katholische Kirche mit Drohparolen der linksgerichteten kolumbianischen ELN-Guerilla beschmiert worden. Wie die Tageszeitung "El Nacional" unter Berufung auf Oppositionspolitiker Franklyn Duarte berichtet, markierten Unbekannte in der Provinz Tachira Gebäude mit dem Schriftzug der ELN sowie einem roten Kreuz. Dies sei der Versuch, Angst zu verbreiten, twitterte Duarte, der Mitglied der inzwischen entmachteten Nationalversammlung ist.

Adveniat-Partner Mario Moronta, Bischof von San Cristobal, hält eine Pressekonferenz ab (Symbolbild). Foto: Kopp/Adveniat

Zugleich erhob Duarte Vorwürfe gegen die sozialistische Regierung von Präsident Nicolas Maduro sowie lokale Politiker und regierungsnahe paramilitärische Gruppen, hinter der Aktion zu stecken.

Der Adveniat-Partner und Bischof von San Cristobal, Mario Moronta, zeigte sich besorgt über die Vorfälle, von denen auch die Kirche der Gemeinde San Lucia betroffen sei. Es sei besorgniserregend, dass die ELN zahlreiche Personen zu militärischen Zielen erklärt habe, ließ Moronta in einer am Donnerstag verbreiteten Stellungnahme wissen.

Venezuela wird von einem Machtkampf zwischen dem linksgerichteten Präsidenten Nicolas Maduro und dem konservativen Interims-Präsidenten Juan Guaido erschüttert. Die rechtsgerichtete Opposition erkennt wegen des umstrittenen Wahlsieges Maduros ohne aussichtsreiche Kandidaten der Opposition dessen zweite Amtszeit nicht an. Der Präsident der Nationalversammlung, Juan Guaido, wurde daraufhin als Interims-Präsident vereidigt.

Für die Friedens- und Menschenrechtsarbeit in Lateinamerika.

Ende Dezember 2015 hatte die venezolanische Opposition bei den Parlamentswahlen zur Nationalversammlung einen klaren Sieg errungen, trotzdem regierte die linke Regierung von Präsident Maduro mit Hilfe von Sonderdekreten am Parlament vorbei. Später entmachtete Maduro das Parlament und ersetzte es durch eine mit eigenen Anhängern besetzte Verfassunggebende Versammlung.

Nach Schätzungen der kolumbianischen Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen; sie sind überwiegend im Osten Kolumbiens aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen rund 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe. Die ELN wird zudem für schwere Umweltzerstörungen durch über 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.

Die venezolanische Opposition wirft der ELN vor, auch auf venezolanischem Territorium zu agieren. Nach einem verheerenden Bombenanschlag auf eine Polizeischule in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota Anfang des Jahres, ruhen die Friedensgespräche mit der Regierung von Präsident Ivan Duque. (kna)