Kolumbien: Erzbischof von Cali mit Antonio-Nariño-Menschenrechtspreis ausgezeichnet

Erzbischof Monseñor Dario de Jesús Monsalve von Cali in Kolumbien ist mit dem Deutsch-Französischen Antonio-Nariño- Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden. Seit Jahrzehnten setzt sich der Erzbischof für Frieden und Menschenrechte ein. Gleichzeitig durchlebt Kolumbien aktuell eine neue Welle der Gewalt.   Daher fordert die Wahrheitskommission in Kolumbien die Regierung auf, mit den bewaffneten Gruppen im Land in einen Dialog zu treten.
 

Erzbischof Monseñor Dario de Jesús Monsalve von Cali (Mitte) wurde mit dem Antonio-Nariño-Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Der Preis konnte aufgrund der Corona-Bedingungen nicht im üblichen Rahmen verliehen werden und wurde daher durch Vertreterinnen der deutschen und der französischen Botschaft in Cali überreicht. Foto: Deutsche Botschaft Bogotá.


Deutschland und Frankreich würdigen mit dem Preis das Bemühen des langjährigen Adveniat-Projektpartners um Frieden und Aussöhnung insbesondere in der kolumbianischen Pazifik-Region. Dies sei eine „Auszeichnung für sein Lebenswerk und Ausdruck unserer Bewunderung für seinen persönlichen Einsatz unter oft äußerst schwierigen Umständen“, sagte der deutsche Botschafter in Kolumbien, Peter Ptassek. Der Erzbischof habe ein Netzwerk mit den anderen Diözesen in der Region gebildet und mehrfach die Friedensverhandlungen mit der ELN (deutsch: Nationale Befreiungsarmee) unterstützt.

In dieser Arbeit wird Erzbischof Darío Jesús Monsalve seit Jahren von Adveniat unterstützt. So förderte Adveniat die Einrichtung und den Betrieb einer „Schule für Menschenrechte“ (Escuela de Ciudadanía) und die „Interurbanen Kommission für Versöhnung und Zusammenleben“ (Comisión InterUrbana de Reconciliación y Convivencia - CIURC), die aktuell auf das gesamte Territorium der Erzdiözese Cali ausgeweitet wird.
 

Für den Einsatz für Frieden und Menschenrechte in Lateinamerika.


„Das Friedensengagement von Monseñor Darío de Jesús zieht sich durch all seine Arbeitsbereiche“, sagte Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck über das Wirken seines Amtsbruders in Cali. So war der Erzbischof als Vermittler im Friedensprozess mit der FARC-EP und den Dialogen mit der ELN tätig. Mehrfach hatte er sowohl von der kolumbianischen Regierung eingefordert, das 2016 unterschriebene Friedensabkommen einzuhalten, als auch die FARC und ELN aufgefordert, Gefangene freizulassen. „Er hat sich immer wieder persönlich für den Schutz des Lebens aller Menschen eingesetzt und die Morde an hunderten von sozialen Aktivistinnen und Aktivisten in den letzten Jahren immer wieder angeklagt“, schrieb Bischof Overbeck in einer Würdigung. „Trotz Verleumdungen und Drohungen gegen ihn und zwischenzeitlich notwendigem Personenschutz setzt er dieses Engagement fort.“

Kolumbien erlebt neue Welle der Gewalt

Gleichzeitig erlebt Kolumbien in diesen Tagen eine neue Welle der Gewalt. Die kolumbianische Wahrheitskommission hat daher die Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Ivan Duque dazu aufgefordert, mit den im Land agierenden bewaffneten Gruppen in einen Dialog zur Stabilisierung des Friedens zu treten. Die Kommission ist eine offizielle Institution, die als Ergebnis des Friedensvertrages mit der ehemaligen Guerilla-Organisation FARC und der Regierung 2016 entstand.

Nach Einschätzung dieser Kommission führe das Unterlassen von Verhandlungen mit paramilitärischen Gruppen sowie Guerillabanden zu einer Situation, die es sehr schwierig mache, den Frieden zu stärken, sagte Kommissionsmitglied Leyner Palacios in einer virtuellen Pressekonferenz.
 


Unterdessen haben drei Bischöfe aus der besonders von Gewalt betroffenen Pazifik-Region zur Solidarität mit der Bevölkerung aufgerufen. Die Region dürfe nicht vergessen und ihrem Schicksal überlassen werden. Die Regierung müsse die Entwicklung der Region vorantreiben, denn das "Vergessen dieser Territorien" nähre die Gewalt und Kriminalität, unter der alle Menschen leiden würden, heißt es in einer Mitteilung der Bischöfe Juan Carlos Barreto (Diözese Qubido), Mario de Jesus Alvarez Gomez (Istmina-Tado) und Hugo Alberto Torres Marin (Apartado). Die an den jüngsten Gewaltausbrüchen beteiligte rechtsgerichtete paramilitärische Organisation AGC und die linksgerichtete ELN-Guerilla riefen die Bischöfe zu einem Waffenstillstand auf.

Kolumbien wird von einer neuen Gewaltwelle erschüttert, der vor allem Sozialaktivisten, Menschenrechtsverteidiger und Umweltschützer zum Opfer fallen. Zudem kommt es wieder zu Massakern und Vertreibungen besonders an der Pazifikküste, die für die Kontrolle und den Vertrieb des Kokainhandels von entscheidender Bedeutung ist. Die Vereinten Nationen riefen Kolumbien in dieser Woche erneut dazu auf, die Schutzmaßnahmen für Menschenrechtler und Aktivisten zu erhöhen und die im Friedensvertrag mit der FARC 2016 vereinbarten Maßnahmen umzusetzen. (kna/adv)