Lateinamerika 2021: Wahlen und andere Herausforderungen

Lateinamerika steht ein turbulentes Jahr 2021 bevor: Wichtige Wahlen und ungeklärte Konflikte stellen auch die Kirche vor Herausforderungen. Corona, Naturkatastrophen aber auch Korruption und Gewalt durch die wirtschaftlich und politisch Mächtigen lassen die Zahl der Armen steigen.

„Bringt uns nicht um - Freies Nicaragua“, forderten zwei vermummte Protestierer auf der Demo vom 28. Juli 2018 zur Unterstützung der Bischöfe in Managua.

„Bringt uns nicht um - Freies Nicaragua“, forderten zwei vermummte Protestierer auf der Demo vom 28. Juli 2018 zur Unterstützung der Bischöfe in Managua. Archivfoto: Klaus Ehringfeld/Adveniat

In vielen lateinamerikanischen Ländern stehen richtungsweisende Wahlen an. Den Auftakt macht Ecuador: Dort wird am 7. Februar ein neuer Präsident gewählt. Gesucht wird ein Nachfolger für Lenin Moreno, einst ein enger Verbündeter des Linkspopulisten Rafael Correa, inzwischen aber ein politischer Intimfeind seines Vorgängers. Das Land leidet wie viele andere unter den Folgen der Corona-Pandemie und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise. 

Als Umfrage-Favorit gilt Andres Arauz, ein Mann aus dem Correa-Lager. Dem Ex-Präsidenten selbst wurde eine erneute Kandidatur als Vizepräsident aufgrund einer Verurteilung wegen Korruption untersagt. Gewinnt Arauz, dürfte aber einem politischen Comeback Correas nach Jahren des selbstgewählten Exils in Belgien, dem Heimatland seiner Ehefrau, nichts im Wege stehen.

Gewählt wird auch in Honduras und Nicaragua. In Honduras geht die zweite Amtszeit von Präsident Juan Orlando Hernandez zu Ende, dessen Kandidatur ebenso umstritten war wie sein Wahlsieg vor vier Jahren. Das Land ist arg gebeutelt von Korruption sowie den jüngsten Hurrikanen. „Die Lage in Honduras war noch nie so prekär“, erklärte Adveniat-Partner Padre Melo nach den Tropenstürme "Eta" und "Iota" in einem Interview. Zentrale Aufgabe einer neuen Regierung wird es sein, Aufbauarbeit zu leisten. 

Für die Menschen in Lateinamerika.

In Nicaragua stellt sich das umstrittene Präsidentenpaar Daniel Ortega und Rosario Murillo zur Wiederwahl. Menschenrechtsorganisationen und die katholische Kirche kritisierten jüngst in scharfen Worten die neuen Gesetze, mit denen der Opposition jede Machtoption genommen werden soll. Das Regime Ortega versuche "ein System der Kontrolle von Organisationen der Zivilgesellschaft" zu errichten, sagte die Interamerikanische Menschenrechtskommission (CIDH). Es sei wichtig, dass sich die Europäische Union "als Verteidiger der Menschenrechte und der Demokratie bestätigt und Nicaragua nicht vergisst", betonte der im Exil lebende Weihbischof und langjährige Adveniat-Partner Silvio Baez. Doch auch hier gilt: Der Wahlausgang ist völlig offen.

Noch frisch in Erinnerung sind die Unruhen in Peru nach der Absetzung von Präsident Martin Vizcarra durch das Parlament. Hier sollen Neuwahlen im April das Land in ruhigere Fahrwasser bringen. Limas Erzbischof Carlos Castillo hatte sich während der Proteste hinter die Studenten gestellt. Von den Politikern forderte er ein größeres Problembewusstsein, gerade was das Thema Korruption betrifft.

Ein langer emotionaler Wahlkampf steht Chile bevor: Dort wird nicht nur um eine neue Verfassung gerungen, sondern Ende des Jahres auch ein Nachfolger für den glücklosen konservativen Amtsinhaber Sebastian Pinera gesucht. Der Ausgang der Wahl gilt als offen. Die klare Mehrheitsentscheidung beim Volksentscheid für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung deutet aber daraufhin, dass Chile vor einer tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderung steht.