Adveniat-Kerzenziehhaus auf Essener Weihnachtsmarkt zum zwanzigsten Mal eröffnet

Zum zwanzigsten Mal hat das Adveniat-Kerzenziehhaus auf dem Essener Weihnachtsmarkt in diesem Jahr seine Türen geöffnet. Zum letzten Mal aufgeschlossen hat sie Maria Herrero, die nach 43 Arbeitsjahren bei Adveniat im Februar in den Ruhestand geht. Sie hat klein und groß dabei angeleitet, mehr als 20.000 Liter Bienenwachs in Kerzen zu verwandeln.

Die Freude in den Augen der Kinder, wenn aus einem Docht eine Kerze wird, ist für Maria Herrero der wertvollste Lohn für ihr 20-jähriges Engagement im Kerzenziehhaus. Foto: Adveniat

Am 25. November hat Adveniat zum 20. Mal die Eröffnung des Kerzenziehhauses auf dem Essener Weihnachtsamarkt gefeiert. Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens bedankte sich herzlich bei allen Kooperationspartern, vor allem jedoch bei den engagierten Ehrenamtlichen: "Was wäre das Kerzenziehhaus ohne die Ehrenamtlichen, die seit 20 Jahren diesen Dienst tun? Das ist einfach großartig!"

Auch Weihbischof Ludger Schepers betonte, dass der Essener Weihnachtsmarkt ohne das Adveniat-Kerzenziehhaus ein Stückchen ärmer wäre. "Die Menschen müssen hier nichts kaufen, sie können etwas machen, was sie später noch verschenken können", so der Weihbischof. Man könne zur Ruhe kommen und durch Adveniat eine Verbindung herstellen zu den Menschen, denen es nicht so gut geht. "In dem festen Glauben, dass jeder Mensch seine Würde hat, die niemand mit Füßen treten darf", sagte Schepers. Die Ehrenamtlichen seien, in dem sie sich Zeit für die Menschen nehmen und ihnen zuhören, ganz wichtige Zeuginnen und Zeugen Jesu.

Auch Adveniat-Aktionsgast Schwester Sonia aus Peru zeigte sich sichtlich beeindruckt. "Toll, dass aus Wachs Kerzen und aus diesen Kerzen so ein wunderbares Projekt werden kann, durch das wir in Peru noch Unterstützung bekommen." Schwester Sonia kümmert sich in ihrem Projekt um Jugendliche, die mit großen Problemen in ihr Leben starten: Drogen, Missbrauch, Gewalt in der Familie. Mit einer Ausbildung ermöglicht das Projekt den jungen Menschen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. "So wie hier aus dem flüssigen Wachs Kerzen entstehen, können wir die jungen Menschen so formen, dass sie auf eigenen Beinen stehen können und eine Perspektive für ihr Leben bekommen", sagt Schwester Sonia. So habe zum Beispiel Roul, ein ehemaliger Jugendlicher aus dem Projekt, mittlerweile eine eigene Autowerkstatt, in der er heute sogar jetzigen Schülern aus dem Projekt Arbeitsplätze vermitteln würde. "Das Projekt entfaltet sich immer weiter", sagt Schwester Sonia stolz und dankbar.

Abschied von der Guten Seele des Kerzenziehhauses

Ein besonderers Dank ging in diesem Jahr an Adveniat-Mitarbeiterin und Gute Seele des Kerzenziehhauses, Maria Herrero. Die allerdings gab den Dank sofort an ihr treues Team von Ehrenamtlichen weiter: "Jeder einzelne von ihnen ist mit so viel Liebe und Geduld bei der Sache, sonst würde das hier gar nicht funkionieren", sagt Maria Herreo, die in diesem Jahr zum letzten Mal das Kerzenziehhaus eröffnet hat und nach 43 Arbeitsjahren in wenigen Monaten in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird. "Ich hoffe, dass es das Adveniat-Kerzenziehhaus noch mindestens weitere 20 Jahre geben wird, mit mindestens 80 Ehrenamtlichen", wünscht sich Maria Herrero zum Abschied.

„Maria Herrero wird uns schmerzlich fehlen“, ist sich die Ehrenamtliche Prof. Dr. Ann-Katrin Voit bereits jetzt gewiss. „Sie ist für das Kerzenziehhaus und uns als Ehrenamtliche eine herzliche und engagierte Ansprechpartnerin und immer mit einhundert Prozent dabei.“ Mit Rat und Tat und der fröhlichen Art von Maria Herrero falle es den Helferinnen und Helfern leicht, sich für die Menschen in Essen und Lateinamerika zu engagieren. „Maria Herrero gibt dem Kerzenziehhaus eine Seele“, sagt Katrin Voit.

Mit viel Geduld und ihrer herzlichen Art brachte Mari Herrero Groß wie Klein das Kerzenziehen bei.

Seit 2008 ist Maria Herrero für die Koordination der Abläufe und die Betreuung der rund 50 Ehrenamtlichen im Adveniat-Kerzenziehhaus zuständig – wenn es sein muss, rund um die Uhr. „Wenn das Kerzenziehhaus am 25. November seine Türen öffnet, bedeutet das für mich erst einmal viel Arbeit und keine Zeit für einen Gang über den Essener Weihnachtsmarkt“, sagt Maria Herrero und lacht. Dann beginnt sie aber zu schwärmen: „Das Kerzenziehhaus ist der einzige Ort auf dem Weihnachtsmarkt, an dem man nichts kauft, sondern etwas selber machen und so Freude verschenken kann. Und gleichzeitig erfährt man etwas über die Situation der Menschen in Lateinamerika.“

Die Freude in den Augen der Kinder ist unbezahlbar

Jeden Tag im Advent ist die elegant gekleidete, gebürtige Spanierin im Holzhaus auf dem Kardinal-Hengsbach-Platz in der Essener Stadtmitte für die Besucherinnen und Besucher und die Ehrenamtlichen da. Auch wenn sie bei Adveniat fest angestellt ist, bekommt sie ihren Lohn an anderer Stelle: „Allein die Freude in den Augen der Kinder, wenn aus einem Docht eine Kerze wird, ist für mich unbezahlbar.“

Am meisten gerührt habe sie im vergangenen Jahr die Begegnung mit einem jungen irakischen Flüchtling, der im Kreis seiner Mitschüler erst „gar keinen Bock“ auf Kerzen ziehen hatte. Mit etwas Überredungskunst habe sie den 16-Jährigen dann doch dazu gebracht, seine Coolness zu überwinden und mitzumachen. Beim Abschied gefragt, wer die Kerze denn bekommen solle, antwortete er: „Meine Mama haben sie im Irak hinter dem Haus erschossen. Ich würde mich freuen, wenn Du sie annimmst.“ – „Wir haben uns dann in die Arme genommen und erst einmal geweint“, erinnert sich Maria Herrero.

20 Jahre ihr Zuhause: Maria Herrero hinter dem Tresen des Kerzenziehhauses. Foto: Adveniat.

Viele unvergessliche Erfahrungen hat sie im Kerzenziehhaus gesammelt – gerade auch mit älteren Menschen, die regelmäßig kommen, um der Einsamkeit zu entfliehen. „Wahnsinnig stolz“ mache sie dabei der Einsatz der Helferinnen und Helfer. „Ich habe Hochachtung vor den Ehrenamtlichen, die sich im hektischen Advent die Zeit nehmen, fremden Menschen so liebevoll zu begegnen. Das bedeutet Weihnachten für mich.“

Das Adveniat-Kerzenziehhaus

Auf dem Essener Weihnachtsmarkt gibt es seit zwanzig Jahren ein Kerzenziehhaus, in dem die großen und kleinen Besucher unter Anleitung engagierter Ehrenamtlicher Bienenwachskerzen ziehen. Vormittags sind Schulkinder zu Gast. Am Nachmittag ist das Haus für alle Weihnachtsmarktbesucher geöffnet. So wie am Vormittag die Schulkinder, können nachmittags alle einkehren, die dem bunten Treiben des Weihnachtsmarktes für eine Weile entkommen und sich eine ruhige Auszeit in einladender Atmosphäre gönnen möchten.

Wann: 25. November bis 22. Dezember, täglich von 13.00 bis 19.00 Uhr
Wo: Kardinal-Hengsbach-Platz (zwischen Kennedyplatz und Dom)
Mit wem: Über 50 Ehrenamtliche aus Essen und Umgebung
Weitere Infos: www.adveniat.de/weihnachtsmarkt