Abschiedsbrief an einen Freund und Kämpfer gegen die Sklaverei

Brasilien hat einen Kämpfer gegen die Sklaverei verloren. 87-jährig ist der Dominikaner Henri Burin des Roziers in Paris gestorben. Seit den Siebzigerjahre arbeitete er für die katholische Landpastoral in Nordbrasilien. Er war Anwalt der Landlosen und deckte zahllose Fälle von Sklaverei auf. Der Dominikaner und Adveniat-Aktionspartner Xavier Plassat erinnert sich an seinen Freund.

Der Dominikaner Henri Burin des Roziers hat seit den Siebzigerjahren gegen die Sklaverei in Brasilien gekämpft.
Der Dominikaner Henri Burin des Roziers hat seit den Siebzigerjahren gegen die Sklaverei in Brasilien gekämpft. Foto: Landpastoral CPT Brasilien

Am Sonntag ist in Paris der Dominikaner Henri Burin des Roziers (87) gestorben. Sein Ordensbruder Xavier Plassat, der Roziers Weg über die letzten 50 Jahre begleitete. Ab dem 5. Dezember wird er in Deutschland auf verschiedenen Veranstaltungen die diesjährige Weihnachtsaktion des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat „Faire Arbeit. Würde. Helfen.“ vorstellen. In einem persönlichen Abschiedsbrief erinnert er an seinen Freund und Weggefährten:

Der Dominikaer und Adveniat-Partner Xavier Plassat.
Der Dominikaer und Adveniat-Partner Xavier Plassat. Foto: Florian Kopp

„Ich habe Henri 1968 kennen gelernt, als ich in Paris studierte. Er war dort Kaplan an der Universität. Später lernten wir uns besser kennen, als ich (den von den brasilianischen Militärs gefolterten und später nach Frankreich geflohenen) Frei Tito durch dessen geistige Verwirrungen begleitete. Ich blieb an Titos Seite bis zu dessen Selbstmord im Jahr 1974. Neun Jahre später, im Jahr 1983, überführte ich den Leichnahm von Frei Tito nach Brasilien. Dort zeigte mir Henri seine Arbeit.

Gemeinsam durchquerten wir Tocantins von Nord nach Süd in Henris Jeep. Tocantins war damals von Gewalt geprägt, der Gewalt der illegalen Landbesetzer, die den Bauern ihre Häuser abfackelten. Henri nahm mich mit in die Region des „Bico de Papagaio“, wo ich den dortigen Leiter der Landpastoral Padre Josimo Morais Tavares kennen lernte, der 1986 ermordet wurde.

Henri war ein Anwalt ohne Schuhe, der die von ihren Ländereien vertriebenen Arbeiter und Kleinbauern verteidigte, als ob es um sein eigenes Leben ginge. All das hat mich beeindruckt, und zwar so sehr, dass ich mir schwor, eines Tages nach Brasilien zurückzukehren, um dort zu arbeiten.

Der Dominikaner Henri Burin des Roziers spricht vor brasilianischen Landarbeitern
Der Dominikaner Henri Burin des Roziers spricht vor brasilianischen Landarbeitern. Foto: Landpastoral CPT Brasilien

Und so zog ich 1989 nach Brasilien und stellte mich in den Dienst der Landpastoral CPT. Auf diesem Weg war Henri mein Licht, orientierte mich, lehrte mich. Er brachte mir bei, Mitgefühl zu haben, Empörung zu empfinden. Und dann lehrte er mich, wie man die Menschen verteidigt, wie man die Welt über die ihnen zugefügten Taten unterrichtet und die Täter anklagt, wie man Veränderungen bewirkt.

Die Nachricht seines Todes hat mich sehr geschockt. Ich wusste, dass es schlecht um seine Gesundheit stand. Ab und zu telefonierten wir, und er war sehr klar in seinen Gedanken, verfolgte aus der Ferne den Verfall der brasilianischen Wirtschaft und des sozialen Zusammenhalts.

Zuletzt musste er mit ansehen, wie viele der Rechte, für die er gekämpft hatte, von der aktuellen Regierung wieder zurückgenommen wurden. Besonders was den Kampf gegen die Sklaverei angeht, den Kampf für die Agrarreform, die Anerkennung der Landarbeiter und ein alternatives Entwicklungsmodell voller Respekt und Nachhaltigkeit gegenüber den Schwachen.

Ich weiss, dass Gott, der Hirte unseres Lebens, ihn an diesem Totensonntag mit offenen Armen empfangen hat. Ich war hungrig, Du hast mir zu essen gegeben; ich war krank, Du hast mich gepflegt; ich war obdachlos, Du hast mich aufgenommen; ich war gefangen, Du bist zu mir gekommen; ich war ein Sklave, Du hast mich befreit.

Wort für Wort, all das hast Du getan, Henri.

Glücklicher, abenteuerlustiger Henri. Bete für uns. Vielen Dank Henri!“

Dein Xavier Plassat.

Aufgezeichnet und Übersetzt von Thomas Milz

Weiter Informationen zur Weihnachtsaktion der Katholischen Kirche:

Aktionsplakat "Faire Arbeit. Würde. Helfen."