„Deutschland muss sich an die Seite des venezolanischen Volkes stellen“
Adveniat zum Machtkampf in Venezuela

Venezuela Referant Wilhelm unterwegs in Venezuela

Der Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Reiner Wilhelm, beim Besuch einer Familie in einem Armenviertel der venezolanischen Stadt Coro. In der Pfarrgemeinde kochen die Menschen gemeinsam, um dann insbesondere arme Familien, behinderte und alte Menschen mit Suppe zu versorgen. Foto: Stephan Neumann/Adveniat

Essen, 24. Januar 2019. „Die Bundesregierung muss sich jetzt mit ihren europäischen Partnern unmissverständlich auf die Seite des demokratischen Aufbruchs in Venezuela und gegen das diktatorische Regime Maduro stellen!“ Das fordert der Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Reiner Wilhelm. Es genüge nicht, ein wenig Unterstützung zu bekunden und auf Neuwahlen zu hoffen. „Nicolás Maduro hat das demokratisch gewählte Parlament kaltgestellt und damit sich selbst seiner Legitimation beraubt“, so der Adveniat-Experte Wilhelm. „Unsere venezolanischen Partner, ob einfache Bürger, Menschenrechtler oder Bischöfe, hoffen darauf, dass die internationale Gemeinschaft die demokratischen Kräfte als legitime Regierung anerkennt. Im Kampf für die Demokratie setzen sie aktuell ihr Leben auf der Straße aufs Spiel gegen das immer brutaler vorgehende Regime unter Nicolás Maduro.“ 

Das unerwartet mutige Auftreten des Präsidenten des von Maduro nahezu vollständig entmachteten Parlaments, Juan Guaidó, hat in den vergangenen Wochen eine Welle der Hoffnung in der Bevölkerung des südamerikanischen Landes ausgelöst. Als nun für den symbolträchtigen 23. Januar, den Tag, an dem 1958 Diktator Marcos Pérez Jiménez gestürzt wurde, große Protestmärsche angekündigt wurden, hat sich gemäß der Verfassung Guaidó zum Übergangspräsidenten erklärt. „Damit hat er den Millionen Bürgern, die am gestrigen 23. Januar in ganz Venezuela gegen das Regime protestiert haben, zusätzliche Hoffnung auf ein Ende Maduros und ein Ende der humanitären Krise gegeben“, ist Adveniat -Referent Wilhelm überzeugt.

Reiner Wilhelm, Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Foto: Martin Steffen/Adveniat

Reiner Wilhelm, Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Foto: Martin Steffen/Adveniat

Die anhaltende Wirtschaftskrise und die galoppierende Inflation von über 1,3 Million Prozent haben dazu geführt, dass bereits 2017 mehr als 87 Prozent der Menschen in Armut lebten. Schätzungen zufolge haben bereits bis zu vier Millionen Venezolaner das Land verlassen.

„Als Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat haben wir 2018 unseren Projektpartnern vor Ort zusätzlich zu unserer jährlichen Projektförderung in Höhe von knapp einer Million Euro mehr als 150.000 Euro allein für Lebensmittel zur Verfügung gestellt“, erklärt Wilhelm. „Die Kirche ist die einzige Institution Venezuelas, der die Bevölkerung vertraut, und über deren Strukturen ausländische Hilfe die Menschen zuverlässig erreicht.“ So werden in den Pfarrgemeinden neben den Lebensmitteln auch die wenigen Medikamentenspenden verteilt, die meist nur über verschlungene Wege ins Land kommen. „Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat steht mit der Kirche vor Ort für einen politischen Wandel. Höchst Zeit, dass sich die politischen Kräfte in Europa dem anschließen“, fordert Adveniat.

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 2.200 Projekte gefördert werden, die mit 38 Millionen Euro genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.