Bischof Kräutler: Synode muss Frauen zur Diakonatsweihe zulassen

Amazonasbischof Erwin Kräutler fordert im Interview mit dem Adveniat-Magazin „Blickpunkt Lateinamerika“ grundlegende Veränderung in der Kirche: „Die Synode für Amazonien muss nicht nur die pastorale Arbeit der Frauen würdigen, sondern Frauen zur Diakonatsweihe zulassen.“  

Amazonasbischof Erwin Kräutler

Erwin Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof der Prälatur Xingu. Dort kämpft er bis heute für die Rechte der indigenen Völker. Foto: Adveniat/Bastian Bernhardt

„Die Synode für Amazonien muss nicht nur die pastorale Arbeit der Frauen würdigen, sondern Frauen zur Diakonatsweihe zulassen.“ Unmissverständlich fordert Amazonasbischof Erwin Kräutler im Interview mit dem Adveniat-Magazin „Blickpunkt Lateinamerika“ eine grundlegende Veränderung in der Kirche. „Frauen spielen eine untergeordnete Rolle, obwohl die allermeisten Basisgemeinden in Amazonien von Frauen geleitet werden“, ärgert sich der aus Österreich stammende Kräutler, der von 1981 bis 2015 Bischof der Prälatur Xingu war und bis heute dort lebt. Es genüge nicht länger, nur die „Wichtigkeit ihres Dienstes in der Kirche“ zu betonen. Denn Frauen „stehen dem Sonntagskult vor, legen Lesungen und das Evangelium aus, bereiten als Katechetinnen ihre Gemeindemitglieder auf Taufe, Erstkommunion, Firmung und Hochzeit vor. Und kommt ein Priester, sind sie es, die die Eucharistiefeiern vorbereiten.“ So wie Frauen in Politik und im öffentlichen Leben als Ministerinnen oder Präsidentinnen Verantwortung übernehmen, müsse auch die Kirche sich der Emanzipation öffnen. „Wir hinken mindestens hundert Jahre hinter dem Emanzipationswillen der Frauen her“, so Kräutler im Interview mit dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat.

Von der am 6. Oktober in Rom beginnenden Amazonien-Synode erwartet sich Bischof Kräutler auch, „dass die vielen eucharistielosen Gemeinden nicht länger von der Eucharistie ausgeschlossen bleiben“. Es sei ein „kircheninternes Ärgernis“, dass 90 Prozent der ländlichen Gemeinden im Amazonasgebiet nur ein, zwei, drei oder vier Mal im Jahr Eucharistie feiern könnten. „Und es verstößt gegen den ausdrücklichen Willen des Herrn: ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis!‘ Wenn wir weiterhin von der Eucharistiefeier als ‚Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens‘ predigen, dann darf der Zugang zum Weihepriestertum nicht länger auf zölibatäre Männer beschränkt bleiben“, betont Bischof Kräutler. 

Für gute Lebensbedingungen für die indigenen Völker im Amazonas.

Jahrzehntelang hat sich „Dom Erwin“, wie ihn die Menschen vor Ort nennen, gegen den Bau des Staudamms am Rio Xingú gewehrt. Trotzdem steht das Bauwerk heute und produziert aufgrund anhaltender Trockenheit weniger Energie als geplant. Ist er gescheitert? „Der Tod Jesu am Kreuz ist auf den ersten Blick ein Beleg für den totalen Misserfolg. Und dennoch ging vom Kreuz die größte Revolution aller Zeiten aus. Ich lebe nach wie vor am Xingú an der Seite der Menschen und denke nicht daran, das Handtuch zu werfen“, gibt sich Bischof Kräutler weiterhin kämpferisch. 

Angesichts der Anfeindungen des rechtsextremen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gegen die indigenen Völker ruft Kräutler zum Widerstand auf: „Bolsonaro will die Rechte der indigenen Völker beschneiden und Amazonien den multinationalen Konzernen für eine weitere Zerstörungswelle überlassen. Seine anti-indigene Einstellung ist allerdings verfassungswidrig. Wir werden mit allen Mitteln für das Amazonasgebiet und die Rechte der Indigenen eintreten. Dabei zählen wir auf internationale Unterstützung, wie sie etwa der Vatikan mit der Amazonassynode bietet“, so Amazonasbischof Kräutler im Adveniat-Magazin „Blickpunkt Lateinamerika“.

Das ausführliche Interview finden Sie online: www.adveniat.de/interview-kraeutler
Oder in der Blickpunkt Lateinamerika Sonderausgabe „Zukunft Amazonas“, zu bestellen unter: blickpunkt(at)adveniat(dot)de