Fachtagung zur Adveniat-Aktion:
Wenn es allen gut geht, leben wir gut

Auf mehr als 3.000 Metern Höhe sind die Folgen ungebremsten Wachstums und des Klimawandels deutlich spürbar. Adveniat-Projektpartner haben über Alternativen auf einer entwicklungspolitischen Fachtagung am 7. und 8. Dezember im KönzgenHaus in Haltern am See berichtet.

Rosalía Choque Mamani aus der bolivianischen Gemeinde Tapacarí

Rosalía Choque Mamani berichtet bei der Fachtagung in Haltern am See, wie die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft in ihrer bolivianischen Gemeinde Tapacarí dafür gesorgt hat, dass alle gut und in Frieden leben können. 

Die Adveniat-Partner Rosalia Choque Mamani und Ricardo Crespo Torrico haben einen weiten Weg hinter sich: Aus ihrer Heimat nahe der Großstadt Cochabamba sind sie im Rahmen der Adveniat-Weihnachtsaktion "Friede! Mit Dir!" nach Haltern gekommen, um von den Auswirkungen der Wachstumsideologie und des Klimawandel in Bolivien zu berichten. Zunehmende Trockenheit und Armut treibt seit Jahrzehnten immer mehr Landbewohner in die Elendsviertel der Städte. Dagegen helfen gute Ideen und vor allem Mut, Engagement und soziale Beziehungen, wie die Gäste auf der Fachtagung in Haltern anschaulich berichteten. Mit einem einfachen, aber effektiven Bewässerungsprojekt, der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft und dem Aufforsten von Bäumen hat es die Gemeinde Tapacarí zu einem friedvollen und auskömmlichen Leben geschafft. Hier hungert heute niemand mehr; stattdessen können durch den Überschuss der Ernte nun sogar noch zusätzliche Einnahmen erzielt werden. 

 

So können Sie sich für ein Leben in Frieden einsetzen:

Unterstützen Sie mit Ihrer Spende Adveniat-Projektpartner, die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bei ihrer Entwicklung zu einem friedlichen und würdevollen Leben unterstützen.

„Gutes Wachsen lassen“- Buen vivir und Postwachstum als Modelle für das Gemeinwohl

Dieses überzeugende Beispiel von Menschen, die in einem kleinen bolivianischen Dorf gemeinsam etwas hinbekommen, reicherte Michael Kuhnert, Geschäftsführer des  Missionsärtztlichen Instituts in Würzburg, mit dem Konzept des „Buen vivir“ an. Das Prinzip des „Guten Lebens“ stammt ebenfalls aus Südamerika und genießt in Bolivien und Ecuador bereits Verfassungsrang. Der Grundgedanke dahinter: Alles Leben und Wirtschaften muss stets im Gleichgewicht sein. Ressourcenverbrauch darf nur mit Augenmaß und als Kreislaufwirtschaft geschehen. Buen Vivir ist umweltverträglich, sozialverträglich und „enkeltauglich“. Denn „nur wenn es allen gut geht, leben wir gut“, so Kuhnert.

Gemeinwohlökonomie und ökologischer Fußabdruck

Auch in Deutschland gibt es bereits Ansätze einer nachhaltigen Wirtschaftsweise. Die "Gemeinwohl-Ökonomie" stellte Tobias Daur von „lands-concepts“ vor. Doch der politische Weg zu den notwendigen Rahmenbedingungen ist noch weit, obwohl die Gemeinwohlverpflichtung wirtschaftlicher Betätigung bereits im Grundgesetz verankert ist.  Wie in Bolivien liege es aber auch hier in der Hand von Menschen, mit Mut und Überzeugung, mehr im Einklang mit Natur, Ressourcen und Menschenwürde zu wirtschaften. „Wir steuern in eine Phase des unwirtschaftlichen Wirtschaftswachstums“, stellte der Ökonom Helmut Federmann aus Königswinter fest. Aus wissenschaftlicher Sicht verdeutlichte er die ökonomische Bedeutung von ökologischer Grenzüberschreitung und die Notwendigkeit von neuen Besteuerungsgrundlagen, zum Beispiel für Energie. Zum „Buen Vivir“ ist es hierzulande also noch ein steiniger Weg, so der Konsens aus der Veranstaltung. Doch Teilnehmer wie Referenten stellten zum Abschluss fest: Mit ihren Themen, Kampagnen und Vorschlägen rund um Arbeit, Grundeinkommen und zur Rente ist die KAB die ersten Schritte auf diesem Weg zum „Guten Leben“ schon gegangen. 

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 2.000 Projekte gefördert werden, die mit mehr als 36 Millionen Euro genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.