UN-Initiative für eine friedliche Lösung in Venezuela

„Die Vereinten Nationen müssen alle politischen Akteure Venezuelas am Verhandlungstisch in Dialog bringen.“ Das fordert der Venezuela Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Reiner Wilhelm. Deutschland solle als Mitglied des UN-Sicherheitsrats eine entsprechende Initiative anregen.

Während Präsident Maduro Hilfslieferungen nach Venezuela verhindert, verlassen die Menschen das Land.

Während Präsident Maduro Hilfslieferungen nach Venezuela verhindert, verlassen die Menschen das Land. Foto: Florian Kopp/Adveniat

„Deutschland muss als Mitglied des UN-Sicherheitsrates eine Initiative zur friedlichen Lösung des venezolanischen Machtkampfs starten!“ Das fordert der Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Reiner Wilhelm. „Denn Maduro hat am vergangenen Wochenende erneut gezeigt, dass er mit seinem Regime über Leichen geht.“ Die von Oppositionsführer Juan Guaidó für den 23. Februar angekündigte Übergabe von internationalen Hilfslieferungen ist an den Grenzen zu Brasilien und Kolumbien eskaliert. Mehrere Menschen wurden von Militärs und paramilitärischen Einheiten erschossen, die die Grenzen abgeriegelt hatten, hunderte wurden verletzt, Medikamente und Babynahrung gingen in Flammen auf.

Militärische Intervention?

„Die Vereinten Nationen müssen jetzt das Heft des Handelns in die Hand nehmen und alle politischen Akteure am Verhandlungstisch in Dialog bringen“, so der Adveniat-Experte Wilhelm. „Denn aktuell sind vor allem zwei für die Bevölkerung katastrophale Szenarien denkbar: Entweder kann sich Maduro halten, wodurch sich die humanitäre Krise weiter verschärft. Oder die USA intervenieren militärisch mit einigen südamerikanischen Partnern. In beiden Fällen sind die Menschen in Venezuela die Leidtragenden“, ist Wilhelm überzeugt.

Für die Menschen in Venezuela.

Reiner Wilhelm, Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat.

Reiner Wilhelm, Venezuela-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Foto: Martin Steffen/Adveniat

Als sich Juan Guaidó am 23. Januar zum Übergangspräsidenten vereidigen ließ und von zahlreichen lateinamerikanischen Staaten, den USA und auch vielen europäischen Ländern anerkannt wurde, stieg im venezolanischen Volk die Hoffnung auf ein Ende Maduros und damit der humanitären Krise. Die anhaltende Wirtschaftskrise und die galoppierende Inflation von über 1,3 Million Prozent haben dazu geführt, dass bereits 2017 mehr als 87 Prozent der Menschen in Armut lebten. Schätzungen zufolge haben schon bis zu vier Millionen Venezolaner das Land verlassen. „Es ist inakzeptabel, dass das Maduro-Regime das venezolanische Volk als Geißel nimmt, und humanitäre Hilfe etwa von den USA und Guaidó immer mehr als Waffe im Machtkampf benutzt wird“, sagt der Venezuela-Experte Wilhelm.

Ziel: Demokratische Wahlen

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat fördert jährlich in Venezuela Projekte in Höhe von knapp einer Million Euro. Zusätzlich wurden 2018 den Projektpartnern mehr als 150.000 Euro allein für Lebensmittel und Medikamente zur Verfügung gestellt. „Die Kirche ist die einzige Institution Venezuelas, der die Bevölkerung vertraut, und über deren Strukturen ausländische Hilfe die Menschen zuverlässig erreicht“, erläutert Venezuela-Referent Wilhelm. In den Pfarrgemeinden werden neben den Lebensmitteln auch die wenigen Medikamentenspenden verteilt, die meist nur über verschlungene Wege ins Land kommen. „Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat steht mit der Kirche vor Ort für einen politischen Wandel. Höchste Zeit, dass die Vereinten Nationen Verhandlungen für eine friedliche Lösung des Konflikts initiieren. Das Ziel müssen demokratische Wahlen sein“, fordert Wilhelm.