Der Papst wird 85 Jahre alt - Franziskus' Kindheit und Jugend am "anderen Ende der Welt"

Tagsüber dürfen Teller fliegen - wenn man sich abends wieder versöhnt. Familienleben: ein Anliegen und nie versiegende Quelle für Franziskus' Bildersprache. Zum 85. Papst-Geburtstag ein Blick zurück nach Buenos Aires.
 

Papst Franziskus aus der Perspektive von Zeitzeugen aus Argentinien sowie ein Statement des ehemaligen Adveniat-Hauptgeschäftsführers Prälat Bernd Klaschka, der Jorge Maria Bergoglio als Adveniat-Projektpartner persönlich kennt.
 


Papst Franziskus ist ein Familienmensch. Immer wieder etwa zitiert er Lebensweisheiten seiner Großmutter. Rosa Margherita Bergoglio muss eine couragierte Frau gewesen sein: In der Kirche ihres norditalienischen Heimatdorfs stieg sie einmal auf die Kanzel, um Benito Mussolini den Marsch zu blasen. Angeblich war das ein Grund für die Auswanderung nach Argentinien.

Die Großmutter war es auch, die ihren Enkeln den alten piemontesischen Dialekt weitergab. Und Oma Rosa lehrte den Papst das Beten: "Sie hat mir viel beigebracht in Glaubensdingen." Noch heute, so heißt es, habe er einen Zettel von ihr im Gebetbuch, ein geistliches Testament an die Enkel.

Die Eltern, Jose Mario Francisco Bergoglio und Regina Maria Sivori, bekommen fünf Kinder; Jorge ist der Älteste. Ein Hort, in dem die Geschwister Bergoglio unter der fürsorglichen Autorität der Eltern und unter der Liebe der Großeltern Zusammenhalt lernen, im Glauben und an menschlichen Werten wachsen. Eine der größten Krisen scheint ausgerechnet Jorges Berufung. Nur zögernd kann die so gläubige Mutter Regina akzeptieren, dass ihr Ältester Priester werden will.
 

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Zwar vom "anderen Ende der Welt", wie sich Bergoglio selbst unmittelbar nach seiner Papstwahl beschrieb, war er doch ein ziemlich normaler Junge, wie es scheint. Als Zwölfjähriger schrieb Jorge einem Nachbarsmädchen von schräg gegenüber, Amalia, einen wohl altersgemäßen Liebesbrief: Er werde ihr ein Haus kaufen - das er Amalias Überlieferung zufolge auch zeichnete. Ihre Eltern schritten freilich ein; aus dem Immobilien-Deal wurde nichts. Auch eine viel spätere feminine Schwärmerei von ferne - schon während seines Noviziats bei den Jesuiten - konnte den Bergoglio-Biografen zufolge nichts mehr an seiner Entscheidung zum Priestertum ändern.

Ansonsten hatte der kleine Jorge vor allem drei Dinge im Kopf: Lesen, Religion - und Fußball. Grundstein für seine unverbrüchliche Liebe zu Atletico San Lorenzo de Almagro, dem Club seines Stadtteils Flores, waren Lorenzos Meisterjahr 1946 und ein gemeinsamer Stadionbesuch mit seiner Familie. Das Straßenkicken hat Jorge noch vor der Theologie gelernt: an der Membrillar Nummer 531, seinem Geburtshaus. Der Straßenzug in Flores im Herzen von Buenos Aires ist heute eine feste Station jeder päpstlichen Stadtführung.
 

Im September 2017 trafen der damalige Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens, der damalige Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz und der ehemalige Hauptgeschäftsführer, Prälat Bernd Klaschka, Papst Franziskus im Rahmen einer Privataudienz. Foto: Adveniat


Der Musiker Mario Valdez, der 1948 gemeinsam mit Jorge die fünfte Klasse besuchte, erzählte: "Da an der Ecke, wo heute ein kleiner Spielplatz ist, hat der Papst als kleiner Junge jeden Nachmittag gekickt. Literatur und Fußball, das waren seine Leidenschaften - in dieser Reihenfolge." Ein weiterer Schulfreund, Nestor Carabajo, behauptet, der kleine Jorge sei nie ein begnadeter Techniker gewesen, aber dafür schon damals ein großer Taktiker: Er habe das Team aufgestellt und die Richtung vorgegeben.

Jorges jüngste Schwester, die heute 74-jährige Maria Elena Bergoglio, ergänzte eine weitere Leidenschaft. Ihr Bruder habe als junger Mann schon immer gern am Herd gestanden: "ein großer Koch" - allerdings mit schwacher Lunge. Im 21. Lebensjahr, kurz vor der Priesterweihe, hätte ihn eine Lungenentzündung fast das Leben gekostet. Die Solidarität seiner Mitseminaristen und die Entfernung eines Teils der Lunge brachten Jorge Mario Bergoglio durch - und am Ende an die Spitze der katholischen Kirche und die Schwelle zum Jahr 2022. (kna)