Bündnis „Gemeinsam solidarisch zum Welttag der Armen“ besucht Hoffnungsorte

Eine Frau schläft auf einer Bank - mitten im Winter, ohne Schuhe. Aus Gewohnheit zieht sie sie immer aus. Täglich besuchen Mitarbeiter der Suppenküche Essen sie, doch sie will keine Hilfe, erinnert sich Stephan Knorr. Er ist Koordinator der Suppenküche in Essen, wo Wohnungslose für 1,30 Euro eine warme Mahlzeit bekommen. Es habe Zeit gebraucht, bis sich die Frau bereit erklärt, Hilfe anzunehmen. Mit dieser Geschichte begann der Rundgang zu sechs „Hoffnungsorten“ in Essen. 

Das Bündnis „Gemeinsam solidarisch zum Welttag der Armen“ präsentierte im Essener Dom ein Kunstwerk, dass die beiden kolumbianischen Künstler Anne Stickel und Warner Benitez zusammen mit Wohnungslosen und Menschen in finanziellen Nöten im Bistum Essen gemalt haben. Fotos: Achim Pohl/Adveniat

Dazu hatte das Bündnis „Gemeinsam solidarisch zum Welttag der Armen“ am 14.11.2019 eingeladen, das aus verschiedenen Organisationen und Initiativen im Bistum Essen besteht, wie dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, der Bank im Bistum Essen und der Jugendberufshilfseinrichtung „Duisburger Werkkiste“. Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten haben den Rundgang begleitet, darunter ein Franziskaner, der Vorstandssprecher der Bank und zahlreiche Wohnungslose.

„Als Papst Franziskus vor drei Jahren den Welttag der Armen ausrief, haben wir spontan das Bündnis gegründet, um mit Aktionen in Deutschland auf die Armut und Ungerechtigkeit hier und in der Welt aufmerksam zu machen“, sagt eine der Sprecherinnen des Bündnisses Ordensschwester Mariotte Hillebrand, die als Pastoralreferentin in Duisburg tätig ist.

„Wie schön, dass du noch am Leben bist.“

Wie schwer das ist, weiß Ulrike Peine. Sie leitet die Bahnhofsmission in Essen, einer der Hoffnungsorte: „Viele gehen an Obdachlosen vorbei und denken sich, bitte sprecht mich nicht an. Ich denke mir, wie schön, dass du noch am Leben bist.“ Sie sei stolz darauf, die 120 Jahre alte Bahnhofsmission zu leiten, deren Leistungen 20.000 Mal im Jahr in Anspruch genommen werden. Wohnungslose können sich mit heißen Getränken aufwärmen, duschen oder einfach nur Zeitung lesen. „Sie glauben nicht, wie wichtig eine Zeitung ist. Auch Menschen in einer Notlage wollen wissen, was in der Welt los ist. Jeden Montag wird hitzig über die Fußball-Ergebnisse diskutiert“, so Peine. 

Nicht jeder sei jedoch bereit, Hilfe anzunehmen. Lisa Weißenfels von der Beratungsstelle für Wohnungslose erklärt, wie wichtig es ist, nah an den Wohnungslosen zu arbeiten. „Oft haben die Menschen auf der Straße psychische Probleme oder leiden unter Süchten.“ Aber es lohne sich, hartnäckig zu bleiben. „Wir brachten einer Wohnungslosen im Winter jeden Tag Kaffee. Irgendwann ließ sie sich dann an unser Hilfssystem anbinden.“ 

Um Hilfe leisten zu können, brauche es Geld, meint der Sprecher des Vorstands der Bank im Bistum Essen Peter Güllmann. Die Bank beteiligt sich an dem Bündnis, um „das Bewusstsein zu schaffen, dass es Armut in dieser Stadt und unserer Gesellschaft gibt“, so Güllmann. Nicht nur in Deutschland ist die Bank aktiv: „Wir geben Mikrokredite an Menschen etwa in Afrika und Lateinamerika, damit sie sich eine Basis schaffen können, um sich langfristig selbst zu finanzieren.“

Brücken der Solidarität über Deutschland hinaus

„Wenn wir ehrlich sind, sind die Mechanismen, wieso die Menschen in Deutschland arm sind oder arm gemacht werden, die gleichen, wie sie in Lateinamerika und auf der Welt existieren. Es gibt Menschen die meinen sie können andere Menschen ausbeuten oder sie vertreiben. Aus ihrer Wohnung hier bei uns oder aus dem Regenwald in Brasilien. Die meinen, dass Menschen, die anders sind, keine Lebensgrundlage haben“, sagte der Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Stephan Jentgens. Das Hilfswerk versuche Brücken der Solidarität über Kontinentalgrenzen hinweg zu bauen. „Mit unseren Partnern in Lateinamerika und hier in Deutschland zeigen wir, dass eine andere Welt möglich ist“, so Jentgens.

Wie Solidarität über Ländergrenzen hinweg aussehen kann, zeigte sich beim letzten Hoffnungsort, dem Essener Dom: Auf dem Altar wurde ein metergroßes Gemälde ausgerollt, dass zwei Künstler aus Kolumbien, Anne Stickel und Warner Benitez, zusammen mit Obdachlosen gemalt hatten. Die kolumbianischen Künstler wurden von Adveniat eingeladen. Die Zusammenarbeit war ein eindrückliches Erlebnis, wie eine der Wohnungslosen berichtet: „Wir wollten etwas machen, was jedem, der gerade obdachlos oder arm ist, Freude bringt. Deshalb ist mir der Sonnenaufgang ganz wichtig. Wir konnten uns von den beiden Kolumbianern viel abschauen, was das Malen betrifft.“ Gemeinsam, für etwas mehr Hoffnung.

Das Bündnis „Gemeinsam solidarisch zum Welttag der Armen“:

  • Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat
  • Anne Stickel und Warner Benitez, Künstler aus Kolumbien
  • Bistum Essen
  • grüßgott – Citypastoral am Essener Dom
  • Bank im Bistum Essen eG
  • BDKJ-Diözesanverband Essen
  • Caritasverband Essen
  • Die Kurbel, Oberhausen
  • DJK Sportverband – Bundesverband und Diözesanverband Essen
  • Franziskaner in Essen
  • Hauptschule Bottrop-Welheim
  • Projekt LebensWert, Duisburg
  • Jugendberufshilfeeinrichtung „Duisburger Werkkiste"
  • Missionsärztliche Schwestern
  • Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB – Diözesanverband Essen)
  • Katholisches Bildungswerk Duisburg
  • Propsteipfarrei St. Johann Duisburg
  • Sozialpastorales Zentrum Petershof