Weltgemeingut für uns alle
Adveniat mahnt zu mehr Bewusstsein beim Wasserverbrauch

Der Weltwassertag in diesem Jahr steht unter dem Motto: "Accelerating Change" (Den Wandel beschleunigen). Mit diesem Thema soll die Relevanz internationaler Zusammenarbeit beim Thema Wasser in den Fokus gerückt werden. Die Vereinten Nationen haben für 2030 das Ziel erklärt, dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Im Interview spricht Pater Martin Maier, Adveniat-Hauptgeschäftsführer, mit domradio.de über den Wert des Wassers für die Weltgemeinschaft.
 

Adveniat Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier SJ. Foto: Pohl/Adveniat.


DOMRADIO.DE: Welche Projekte unterstützt Adveniat momentan zum Thema Wasserversorgung?

Pater Martin Maier: Wir als Lateinamerika-Hilfswerk der deutschen Katholiken möchten uns für das Leben der Menschen in Lateinamerika einsetzen, vor allem für die Armen. Natürlich ist Wasser die Grundlage des Lebens. Ohne Wasser gibt es kein Leben.

Daher fördern wir Projekte, bei denen in Trockengebieten Brunnen gegraben werden. Zum Teil werden auch solarbetriebene Pumpen für die Beschaffung eingesetzt.

DOMRADIO.DE: Südamerika wird immer wieder von Dürren heimgesucht. Ein Grund dafür ist unter anderem die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes. Was müsste da aus Ihrer Sicht passieren?

Maier: Die Abholzung ist eine der Ursachen für die menschengemachte Klimaveränderung. Diese hat extreme Wetterereignisse zur Folge, wie zum Beispiel den Regenmangel. Die Abholzung müsste gesetzlich verboten werden, denn in den Regenwäldern des Amazonas' entscheidet sich die Zukunft unseres Planeten. Wenn die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen so weitergeht, werden die Konsequenzen katastrophal sein.
 

Für die Unterstützung von Menschen in Lateinamerika.

Für viele Menschen ist Wasser ein schwierig zu beschaffendes Gut. Kind beim Wasserholen, Haiti. Foto: Pohl/Adveniat.


DOMRADIO.DE: Was meinen Sie genau damit?

Maier: Die Klimaforschung spricht von sogenannten Kipppunkten, bei denen das globale Klimasystem ins Kippen kommen kann. Wir spüren das bereits bei uns: In Deutschland nehmen extreme Wetterereignisse zu und das hat mit den Veränderungen des Klimasystems, die menschengemacht sind, zu tun.

DOMRADIO.DE: Selbst im wasserreichen Deutschland ist die Knappheit von Wasser Thema. Ist das Bewusstsein dafür schon groß genug?

Maier: Das Bewusstsein muss weiter wachsen. Ein Tag wie der Weltwassertag trägt dazu bei, dass wir verantwortungsvoll mit Wasser umgehen. Wenn wir uns bewusst machen, dass es überhaupt nicht selbstverständlich ist, dass wir noch sehr, sehr große Wasserreserven auf diesem Planeten haben, kann das zu einer Veränderung unseres Verhaltens beitragen.

Ein ganz konkretes Beispiel wäre, Zisternen in Gärten aufzustellen und Regenwasser darin zu sammeln. Das würde den Verbrauch von Trinkwasser reduzieren.

DOMRADIO.DE: Wenn man in Europa weniger verschwenderisch mit Wasser umgeht, hilft das aber nicht in Südamerika, oder?

Maier: Das ist richtig, es gibt da keinen unmittelbaren Zusammenhang. Aber globale Probleme brauchen globale Lösungen. Das heißt, wir müssen in einem planetarischen Zusammenhang denken.

Das macht Papst Franziskus auch in seiner Enzyklika "Laudato si" klar. Darin thematisiert er die Frage des Wassers ganz ausdrücklich. Er sagt, das Wasser ist ein Weltgemeingut für uns alle. Wir tragen die Verantwortung dafür. Dass Wasser ein Menschenrecht ist, muss erst einmal ins Bewusstsein gelangen, auch in einer religiösen Perspektive als Geschenk der Schöpfung. Damit wir Schluss machen mit Verschwendung, Kommerzialisierung und Verschmutzung des Wassers.

Das Interview führte Tobias Fricke.