Adveniat: "Zwischen Regierung und Opposition in Bolivien vermitteln"

Nach der Verhaftung von Übergangs-Präsidentin Jeanine Añez in Bolivien fordert der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Pater Michael Heinz von Deutschland und der EU echte Vermittlungsbemühungen ohne wirtschaftliche Hintergedanken.

Boliviens Ex-Präsident Evo Morales - hier auf einem Archivbild - ist zurück. Mit dem amtierenden Präsidenten Luis Arce geht er scharf gegen Übergangspräsidentin Jeanine Anez vor, die am Wochenende verhaftet wurde.

Boliviens Ex-Präsident Evo Morales - hier auf einem Archivbild - ist zurück. Mit dem amtierenden Präsidenten Luis Arce geht er scharf gegen Übergangspräsidentin Jeanine Anez vor, die am Wochenende verhaftet wurde. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

„Die Verhaftung der Übergangs-Präsidentin Jeanine Añez zeigt, wie tief die Gräben zwischen den politischen Akteuren in Bolivien sind", stellt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz fest. Añez ist am Samstag festgenommen worden, nachdem bereits am Freitag weitere ehemalige Regierungsmitglieder sowie Oppositionelle inhaftiert worden waren. Añez hatte das Land von November 2019 bis November 2020 nach heftigen Protesten infolge der Präsdientschaftswahl von 2019 als Interimspräsidentin geführt. Evo Morales waren Wahlfälschung vorgerworfen worden. Aber allein schon seine erneute Kandidatur war nach einem verloren gegangenen Referendum über eine dazu notwendige Verfassungsänderung hoch umstritten.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz. Foto: Achim Pohl/Adveniat

Für Pater Heinz steht fest: „Alle Seiten müssen dringend verbal abrüsten. Gespräch der politischen Akteure in gegenseitigem Respekt sind das Gebot der Stunde. Dabei ist klar: Die Gewaltenteilung muss unbedingt respektiert werden.“ Ähnlich hat die bolivianische Bischofskonferenz erklärt: Es könne nur Demokratie geben, wenn eine unabhängige Justiz respektiert und nicht politischen Interessen einer im Amt befindlichen Regierung unterworfen werde. Die Demokratie sei der Respekt vor der Wahrheit. Die Bischöfe fordern Präsident Luis Arce auf, der Versuchung "einer totalen Kontrolle der Macht, der Rache und der politischen Verfolgung" zu widerstehen.

Luis Arce, der wie Morales der "Bewegung zum Sozialimus" (Movimiento al Socialismo) MAS angehört, konnte die Präsidentschaftswahl Ende 2020 deutlich für sich entscheiden. Morales selbst kehrte nach Bolivien zurück und ist in führender Funktion innerhalb der Regierungspartei tätig.

Verantwortung sieht der Adveniat-Chef nun auch auf internationaler Ebene: „Deutschland und die EU sollten echtes Interesse an den Konflikten in Lateinamerika zeigen. Anstatt nur auf die Ausbeutung der Lithium-Vorräte in Bolivien für die Batterie-Produktion zu schielen, sind zuerst echte Vermittlungsbemühungen ohne wirtschaftliche Hintergedanken angesagt. Denn der Abbau von Rohstoffen, wirkt in Lateinamerika generell wir ein Brandbeschleuniger der Konflikte“, mahnt Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz.

sun/KNA

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