„Hector Gallego ist ein Märtyrer“

Interview mit Erzbischof José Domingo Ulloa Mediata von Panama-Stadt.
 

Erzbischof José Domingo Ulloa Mediata von Panama-Stadt. Foto: Adveniat/Pohl


Vor 50 Jahren wurde Pater Héctor Gallego ermordet. Die Menschen in Santa Fe de Veraguas betrachten ihn als Märtyrer. Wie ist der aktuelle Stand des Seligsprechungsprozesses?

Für die katholische Kirche in Panama, besonders für das Volk Gottes, ist Héctor der erste Märtyrer nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Wir sind uns jedoch bewusst, dass ein Prozess durchlaufen werden muss, um zu seiner Selig- und späteren Heiligsprechung zu gelangen. Aus diesem Grund sind wir in diesem Moment in der historischen Zusammenstellung seines Lebens und seiner Tugenden, durch die Zeugnisse und Beweise, die erhalten blieben. Aber 50 Jahre nach seinem Verschwinden haben wir seine Leiche immer noch nicht gefunden, und das ist ein Element, das wir in diesem Prozess ebenfalls berücksichtigen müssen.

Das Motu Proprio des Vatikans führte einen neuen möglichen Seligsprechungsgrund ein: „Die Aufopferung des eigenen Lebens“. Dieser neue Grund kommt zu den anderen drei, die bereits existieren und von der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse betrachtet werden, hinzu: Martyrium, heroische Tugenden und außergewöhnliche Gründe.

Wir wiederholen, dass Hector ein Märtyrer ist, weil er in seinem pastoralen Dienst Zeugnis für Christus und seine Lehre gab, bis hin zur Hingabe seines Lebens.

Bisher konnten die sterblichen Überreste nicht gefunden werden. Ist der Grund dafür bekannt? Wer blockiert die Ermittlungen?

Derzeit besteht die größte Schwierigkeit darin, dass diejenigen, die Hinweise geben oder zeigen konnten, wo die Überreste von Pater Héctor sind, verstorben sind und dieses Geheimnis mit ins Grab genommen haben.

Es gab in letzter Zeit Untersuchungen, die keine Ergebnisse brachten, aber trotzdem wird die katholische Kirche in Panama nicht aufhören, nach seinen Überresten zu suchen, weshalb wir auch heute noch fragen: Héctor, wo bist du?

Eines der letzten Fotos von Padre Héctor vor seiner Entführung und Ermordung: Der Pfarrer trifft eine der kirchlichen Basisgemeinschaften im Bergland von Veraguas.

Gedenkfeier für P. Héctor Gallego am 49. Jahrestag seiner Entführung. Das Verbrechen jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal.

Padre Héctor Gallego (Mitte) kam als junger Priester aus Kolumbien nach Panama, In Santa Fé de Veraguas gründete er zahlreiche Basisgemeinden und Genossenschaften, um die Abhängigkeit der Landarbeiter von den Grundbesitzern zu durchbrechen.

Pater Héctor Gallego wurde vor 50 Jahren entführt, weil er sich für die Landarbeiter einsetzte. Wie ist die aktuelle Lebenssituation der Menschen in Santa Fé? Welche Früchte hat die Arbeit von Pater Héctor und der Kirche getragen, vor allem in Bezug auf die Kooperativen?

Die Lehren und das Vermächtnis von Pater Héctor sind immer noch gültig, denn mehr als das Werk eines Mannes war es das Werk Gottes, der diesen bescheidenen Priester drängte, den frischen Wind des Zweiten Vatikanischen Konzils und des Medellín-Dokuments der Lateinamerikanischen und Karibischen Bischofskonferenz in die Praxis umzusetzen.

Die Kooperative „Esperanza de los Campesinos“ (Hoffnung der Bauern) bleibt weiterhin ein Lichtblick im Leben von Héctor Gallego. Das Engagement der Männer und Frauen, die das Privileg hatten, mit Héctor zu leben und etwas über menschliche Förderung und die Organisation kirchlicher Gemeinschaften zu lernen, um heutige und zukünftige Generationen zu lehren, für die Würde der Menschen auf dem Lande zu kämpfen, ist ebenfalls noch lebendig.

 

P. Héctor Gallego - Märtyrer der Landarbeiter in Panama

Vor 50 Jahren wurde Adveniat-Partner Pfarrer Héctor Gallego verschleppt und ermordet. Der Pfarrer gründete Basisgemeinden und Kooperativen, die den mittellosen Landarbeitern aus der Schuldkechtschaft halfen. Seine Arbeit machte ihn bei den wirtschaftlich und politisch Mächtigen unbeliebt. Der 33-jährige Pfarrer „verschwand“ am 9. Juni 1971 nach einer nächtlichen Polizeiaktion. Zum Porträt

 

Pater Héctor war ein Projektpartner von Adveniat. Er wurde in seiner pastoralen Arbeit für die Armen auf dem Land unterstützt. Wie sehen Sie die Hilfe durch Adveniat heute? Welche Projekte stehen im Vordergrund?

Für die katholische Kirche in Panama ist Adveniat ein Synonym für Solidarität in Projekten für die Bedürftigsten, für die Menschen auf dem Land, in ländlichen Gebieten. Pater Hector konnte gute Verbündete unter den deutschen Katholiken finden, die durch Adveniat viele Werke auf diesem amerikanischen Kontinent unterstützen. Im Namen von Héctor Gallegos danke ich Ihnen für Ihre evangelische Solidarität.

Unsere Vision konzentriert sich auf die Stärkung der landwirtschaftlichen Projekte aus der Perspektive der Sorge für das gemeinsame Haus, die Gewährleistung der Unterstützung für die Ernährungssicherheit, mit nachhaltiger Entwicklung, egal wie klein die Bemühungen scheinen mögen, wie die Gärten.

Was ist in Panama zum 50. Jahrestag der Entführung geplant? Erwarten Sie offizielle Erklärungen der Regierung?

Die katholische Kirche muss sich daran erinnern, was Hector für die katholische Kirche war: Héctor der Priester; Héctor und das Zweite Vatikanische Konzil; Héctor und die Laien; und Héctor und die menschliche und soziale Förderung. Im Monat Juni bereiten wir uns darauf vor, sein Vermächtnis zu vertiefen.

Das Gedenken an Héctor Gallego verlangt von uns eine tiefe Verpflichtung wie die, die er zu seiner Zeit gelebt hat: hinauszugehen, um denen zu begegnen, die weit weg und durch soziale Ungerechtigkeiten verarmt sind; ihre Kämpfe und Hoffnungen zu unseren eigenen zu machen, die Zeichen der Zeit zu lesen, um sie bei der Umwandlung der Strukturen der sozialen Ungerechtigkeit zu unterstützen.

In Panama leben wir immer noch in Situationen von Armut, Sklaverei und Ausgrenzung, die von den wirtschaftlichen und politischen Mächten des Landes aufrechterhalten werden, und es liegt an uns, mit evangelischer Kohärenz zu handeln, um ein besseres Land aufzubauen.