Guatemala: Hilfe für Menschen auf der Flucht

Mit Schrecken in den Augen erinnert sich Jailen Quintana: „Unsere Flucht war ein Albtraum. Im Darién-Dschungel verletzte sich Yirbir am Fuß. Wir mussten fast unser gesamtes Gepäck zurücklassen. In Nicaragua wurden wir überfallen und auch noch unserer letzten Habseligkeiten beraubt.“
 

Yirbir Alexander Brizuela, Jailen Quintana und Sohn Neliaj fanden in der Casa del Migrante, Ciudad Tecún Umán einen ersten Zufluchtsort in Guatemala. Fotos: Adveniat/ Kopp


Doch für die junge Familie gab es keine Alternative als die Flucht aus ihrem Heimatland Venezuela. Obwohl Jailen und Yirbir jeden Tag bis spät in die Nacht arbeiteten, reichte ihr Lohn von umgerechnet 25 Euro im Monat nicht zum Leben. „Denn allein ein Kilo Fleisch kostet sieben US-Dollar, ein Kilo Reis drei US-Dollar“, erzählt Jailen.

Ein Arzt untersucht die kleine Angela in der Casa del Migrante. 

3.000 Kilometer haben sie und ihre Familie zurückgelegt. Über Berge, Flüsse und durch den „Darién“, eines der gefährlichsten Urwaldgebiete der Welt. Hunderttausende durchqueren diesen Dschungel Jahr für Jahr, um Gewalt und Elend in ihrer Heimat zu entkommen. Viele verletzen sich oder werden überfallen – nicht wenige sterben. Jailen, Yirbir und der 2-jährige Neliaj haben überlebt. Doch ihr Traum von einem Neuanfang in den USA zerplatzt, denn an der Grenze von Guatemala zu Mexiko erfahren sie: Mexiko hat die Grenzen für Migranten dicht gemacht. „Jetzt wissen wir nicht weiter und fühlen uns hilflos.“

Wo staatliche Systeme versagen, sieht die Kirche sich in der Pflicht. Und so findet Jailen mit ihrer Familie in der Grenzstadt Tecún Umán Zuflucht in der „Casa del Migrante“, einer Herberge des Skalabriner-Ordens – finanziert durch Ihre Spende.


Viele haben alles verloren, ihr Zuhause, ihre Habe, ihre Hoffnung

„Einige wurden überfallen oder vergewaltigt. Es gibt Familien, die ihre Kinder verloren haben“, berichtet Denise Ramirez. „Mir ist wichtig, dass sie hier sicher und gut versorgt sind, denn die Reise ist lang und gefährlich.“ Als Sozialarbeiterin ist sie Teil des Teams um Padre Percy Cervera, das Hilfesuchenden in der „Casa del Migrante“ von Tecún Umán Geborgenheit und praktischen Beistand schenkt.

Sie erklärt: „Ich frage jeden nach seiner Geschichte. Wenn jemand etwas Traumatisches erlebt hat, hole ich unsere Psychologin hinzu. Hat jemand eine Chance auf Asyl, so unterstützt ihn unsere Rechtsberaterin bei der Antragstellung. Verletzte und Kranke behandeln die Ärzte in unserer Gesundheitsstation.“

Zwischen 150 und 200 Menschen finden in der Migrantenherberge täglich eine sichere Zuflucht. Die Mitarbeiter versorgen die Bedürftigen gleich nach der Ankunft mit Waschzeug, Zahnbürste und Hygieneartikeln – jeder kann duschen und erhält, wenn nötig, gute gebrauchte Kleidung und Schuhe aus der Kleiderkammer.

Dass die Zahl der Geflüchteten in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, bereitet Herbergsleiter Padre Percy Cervera Sorgen.

Hat jemand eine Chance auf Asyl, so unterstützt ihn die Rechtsberaterin der Casa del Migrante bei
der Antragstellung.

„Ich bin dankbar für jeden Teller Reis auf diesem schwierigen Weg“, sagt Lisbeth Almendares aus Honduras.


Ihr größter Wunsch: etwas zu Essen und ein Bett für die Nacht

„Ich bin dankbar für jeden Teller Reis auf diesem schwierigen Weg“, sagt Lisbeth Almendares aus Honduras. Die 30-Jährige ist ebenfalls an diesem Tag in Tecún Umán angekommen.  „Diese Herberge ist ein Geschenk Gottes.“ Hier kann sie zum ersten Mal seit Wochen ohne Angst um Leib und Leben durchatmen und sich von den Strapazen der Flucht erholen.

Dass die Zahl der Geflüchteten in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, bereitet Herbergsleiter Padre Percy Cervera Sorgen: „Im letzten Jahr haben wir über 11.000 Menschen versorgt. Mehr als doppelt so viele wie zuvor. Unser Team aus 17 Leuten macht permanent Überstunden und ist zutiefst erschöpft. Aber die Dankbarkeit, die wir spüren, beflügelt uns. Und nur dank der Hilfe der Adveniat-Spender können wir überhaupt so vielen helfen“.

Mit Workshops und Informationsveranstaltungen laden die Skalabriner die Bevölkerung vor Ort ein, den Geflüchteten beim Neustart in Guatemala zur Seite zu stehen. Sodass der Zusammenhalt wächst – und althergebrachte Vorurteile überwunden werden. Für eine gemeinsame Zukunft.

Damit Adveniat mit Padre Percy und vielen weiteren engagierten Projektpartnern den geflüchteten und vertriebenen Menschen in Lateinamerika und der Karibik beistehen kann, brauchen wir Ihre Unterstützung. Bitte spenden Sie – jeder Euro hilft!