Mexiko: Mit Gottes Liebe gegen die Ungerechtigkeit
Jeden Tag kommen Hunderte Frauen, Kinder und Männer in die mexikanische Grenzstadt Juárez. Viele sind zu Tode erschöpft von ihrer gefährlichen Flucht aus Guatemala, Venezuela und anderen Krisenländern Lateinamerikas. Doch statt der ersehnten Chance auf ein neues menschenwürdiges Leben erwartet sie ein riesiger, schier unüberwindbarer Zaun.

„Die Tafel für die Geflüchteten ist ein heiliger Ort“, sagen die Ordensschwestern in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez. (Fotos: Adveniat/Rosas Heimpel)
Vierzig Menschen starben im März 2023 bei einem Brand im Abschiebegefängnis der mexikanischen Grenzstadt Juárez, weil die Beamten sich weigerten, die Türen im Zellentrakt zu öffnen. Mit Tränen in den Augen erinnert sich Ordensschwester Mónica Olivas, Leiterin der kirchlichen Tafel unter der Kathedrale von Juárez:„Wir kannten ihre Gesichter von unserer Tafel für die Geflüchteten. Als ihre Angehörigen kamen, um die Toten mit nach Hause zu nehmen, haben wir sie begleitet.“
Vier Schwestern geben Hoffnung
Einer der seltenen Lichtblicke in dieser humanitären Krise ist die Tafel, die Schwester Mónica Olivas und ihre Mitschwestern mit Freiwilligen aus vielen Teilen der Stadt für die Migranten eröffnet haben.
Mehr als 600 Kinder, Frauen und Männer kommen jeden Tag zur Tafel der Schwestern und bitten um eine warme Mahlzeit. Schwester Mónica Olivas sagt: „Unsere Tafel ist
zum ersten Anlaufpunkt für alle Ankommenden geworden. Sie sind müde, hungrig und krank. Sie wissen, dass sie bei uns willkommen und in Sicherheit sind.“

Mit Herzlichkeit und Tatkraft setzen sich die Schwestern mit vielen Freiwilligen für die Geflüchteten ein.
Ehrenamtliche aus vielen Gemeinden der Stadt unterstützen die „Dienerinnen der Armen“: Eine Gruppe von Anwältinnen und Anwälten berät die Ankommenden über das US-Asylverfahren. Mediziner behandeln täglich bis zu 40 Kranke und Verletzte kostenlos. Therapeuten und Psychologinnen unterstützen die Menschen bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erfahrungen auf der Flucht.
Lassen Sie uns diese Welt gemeinsam besser machen. Menschlicher.
Wie lebensrettend diese ganzheitliche Hilfe sein kann, erfuhr die 32-jährige Elena aus Venezuela am eigenen Leib: „Vor ein paar Monaten bin ich hergekommen und habe um etwas Essen gebeten. Wir waren monatelang unterwegs. Ich fühlte mich sterbenselend und war am Ende meiner Kräfte.“ Die Helferinnen sahen, dass die junge Frau schwer krank war und brachten sie ins Krankenhaus. Zum Glück, denn die Ärzte diagnostizierten eine schwere Herzerkrankung. Seit ihrer Genesung hilft Elena als Freiwillige bei der Tafel. Sie ist dankbar für die Möglichkeit, nun anderen Menschen auf der Flucht beistehen zu können.

In Ciudad Juárez erhebt sich ein meterhoher, unüberwindbarer Grenzzaun.

Mehr als 600 Kinder, Frauen und Männer, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, kommen jeden Tag zur Tafel.

Um an die Opfer des Brandes zu erinnern, entzünden die Ordensschwestern der „Siervas de los Pobres“ (Dienerinnen der Armen) jeden Tag im Speisesaal vierzig Kerzen.
„Wir wollten ihren Glauben stärken, doch sie haben unseren gestärkt.“
„Die Tafel für die Geflüchteten ist ein heiliger Ort“, sagen die Ordensschwestern in der mexikanischen Grenzstadt Ciudad Juárez. Mit Freude stellen sie ihr Leben ganz in den Dienst der Armen. Ohne Bedingungen und ohne Vorbehalte.
„Für mich sind es keine Fremden, sondern Boten Gottes, die uns darauf hinweisen, wie ungerecht diese Welt ist.“
Schwester Mónica Olivas, Projektpartnerin

Projekte wie dieses, die von Adveniat unterstützt werden, helfen Armut zu überwinden. Sie ermöglichen Menschen, an der Entwicklung der Gesellschaft teilzuhaben – und wirken dort, wo staatliche Hilfe nicht hinkommt. Sie schützen kulturelle Vielfalt und streben nach Gerechtigkeit.
Damit Adveniat mit Schwester Mónica und vielen weiteren engagierten Projektpartnerinnen und -partnern den geflüchteten und vertriebenen Menschen in Lateinamerika und der Karibik beistehen kann, brauchen wir Ihre Unterstützung. Bitte spenden Sie – jeder Euro hilft!
Die Grenze als Bollwerk gegen die Armen Lateinamerikas
Zahlen und Fakten
- Allein im Mai 2023 wurden an der US-Grenze mehr als 200.000 Menschen aufgegriffen und verhaftet.
- Im Jahr 2022 wurden nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks 431.322 Anträge gestellt. Die meisten von Menschen aus Kuba, Venezuela und Haiti. Nur 20.105 aller Antragstellerinnen und Antragsteller erhielten tatsächlich Asyl.
Das sind gerade einmal 4,6 Prozent.