Von der Musik für das Leben lernen - "Klänge der Erde" im Armenviertel

In Chacarita, einem der ärmsten Viertel der paraguayischen Hauptstadt Asunción, stehen die kleinen windschiefen Häuser mit ihren Dächern aus Wellblech dicht an dicht. Hoffnung schenkt den Kindern der Ärmsten hier der katholische Musikverein „Sonidos de la Tierra“- zu Deutsch „Klänge der Erde“.
 

Auf ihrer Geige aus einer alten Plastikflasche spielt Projektteilnehmerin Neissa „Freude schöner Götterfunken“. Sie will den Menschen zeigen: Auch wir können die Welt besser und schöner machen. Fotos: Adveniat


Viel schenkt das Leben den Menschen in Chacarita nicht. Doch plötzlich schwebt der seelenvolle Klang einer Violine durch die Gassen: Im Innenhof ihres Elternhauses übt Neissa Barreto „Freude schöner Götterfunken“. Die 15-Jährige spielt Geige im Stadtteilorchester, macht eine Ausbildung zur Buchhalterin und setzt sich in ihrer Nachbarschaft für mehr Umweltschutz ein. Den Anstoß, ihr Leben so mutig in die eigenen Hände zu nehmen, gab ihr der katholische Musikverein Sonidos de la Tierra, auf Deutsch: „Klänge der Erde“.

Freitagnachmittags geht Neissa zur Orchesterprobe im Gemeindezentrum, wo Oscar Ezcurra unterrichtet. Der Musiklehrer stammt aus einer armen Familie und hat selbst als Schüler bei Sonidos de la Tierra Geige spielen gelernt. Dank des Projekts hat er die Ausbildung zum Musiklehrer und den Ausstieg aus der Armut geschafft. „Früher waren viele der Mädchen und Jungen den ganzen Tag auf der Straße – gefährdet durch Drogen und Gewalt“, sagt er. „Jetzt gibt die Musik ihnen Kraft und Halt.“
 

Vor zwanzig Jahren hat alles angefangen – mit einem ersten Kinder- und Jugendorchester in einem Armenviertel von Asunción. Mittlerweile hat Sonidos de la Tierra mehr als 70 Musikschulen in den ärmsten Regionen Paraguays gegründet. Musiziert wird im von riesigen Sojaplantagen geprägten Süden ebenso wie in den indigenen Gemeinden der Dornbusch-Savanne des Chaco.

Die Mädchen und Jungen, die an den Kursen teilnehmen, verpflichten sich zum Besuch der regulären Schule. Darüber hinaus werden die Eltern durch Abendveranstaltungen in den Entwicklungsprozess ihrer Töchter und Söhne eingebunden. Besonders wichtig ist es den Organisatoren dabei, die Eigeninitiative der jungen Menschen und ihrer Familien zu stärken.
 

Ein ehemaliger Schüler von Sonidos de la Tierra unterrichtet heute Kinder und Jugendliche, die ihm nachfolgen.

Bei „Sonidos de la Terra“ ist die einzige Bedingung: der regelmäßige Schulbesuch. Nur so können die Kinder und Jugendlichen ihre Armut überwinden.

Luis Szaran mit einem Schüler. Der heute 68-Jährige gründete die Sozialinitiative Sonidos de la Tierra in Paraguay.


Sie sollen sich in ihren Gemeinden für eine bessere Welt einsetzen. So ist unter dem Dach von Sonidos de la Tierra das Recyclingprojekt „Wir sind H2O“ entstanden: Es weckt das Bewusstsein der Mädchen und Jungen für den Wert sauberen Wassers und motiviert sie, die wertvolle Natur ihrer Heimat zu bewahren und zu schützen. Jeden Monat sammeln Neissa und ihre Freunde darum Müll an den Zuflüssen des Rio Paraguay – des Flusses, der dem ganzen Land seinen Namen gab.

Mit Instrumenten, die sie selbst aus den Fundstücken basteln, machen sie Musik, um ihre Nachbarn für den Umweltschutz zu begeistern. Neissa sagt: „Wir wollen den Menschen klarmachen, wie wichtig der Schutz unseres Wassers ist. Und was jeder selbst dafür tun kann.
 

„Musik kann helfen, Werte wie Toleranz, Gemeinschaftsgefühl und Ehrlichkeit zu stärken."

Luis Szarán, Adveniat-Projektpartner in Paraguay


Sonidos de la Tierra verändert das Leben von Tausenden armen Kindern und Jugendlichen. Der Verein wurde nach einer Idee des Komponisten, Musikforschers und Chefdirigenten des Sinfonieorchesters von Asunción gegründet: Luis Szarán.

Seither haben die mittlerweile 210 Musikgruppen über 18.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Mehr als 200 davon sind – als inzwischen erwachsene Frauen und Männer – ausgebildete Musiklehrer in den Gemeinden, an Schulen und Musikschulen. Grundlagen für die Zukunft legt Sonidos de la Tierra auch durch die Schulung von Jugendleitern. Sie übernehmen Verantwortung für die Gruppe und unterstützen den Lehrer. Damit die Kinder durch die Liebe zur Musik über sich hinauswachsen können.
 

 

Wie in Paraguay unterstützt Adveniat zahlreiche Projekte für Kinder und Jugendliche aus armen Familien in ganz Lateinamerika und der Karibik. Nur durch ganzheitliche Bildung können die Armen Lateinamerikas ihre Fähigkeiten stärken und ihre Zukunft selbst gestalten. Bitte sorgen Sie mit Ihrer Spende dafür, dass diese wichtige Arbeit unserer Projektpartnerinnen und Partner weitergehen kann!

Für weitere Informationen, wie Sie die Armen in Lateinamerika und der Karibik mit einer Spende unterstützen können, wenden Sie sich gerne an:

Carmen Martínez
Abteilung Spenderkommunikation, Referat Besondere Spenden
Telefon 0201 1756-209, E-Mail: carmen.martinez(at)adveniat(dot)de