Adveniat-Podium: "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert"

Adveniat-Podium auf dem Katholikentag

Münster.

Der salvadorianische Kardinal Gregorio Rosa Chavez sieht die Politik der harten Hand gegen die Drogenkriminalität in seinem Land gescheitert. El Salvador habe zwar scharfe Gesetze, um gegen Drogenkriminelle vorzugehen, sagte der Weihbischof in San Salvador am Samstag beim Katholikentag in Münster. Doch heute töteten sich Polizisten, Drogenhändler und Jugendbanden gegenseitig.

Es gebe keine staatlichen Maßnahmen, um ausgestiegene Bandenmitglieder in die Gesellschaft wiedereinzugliedern. Diese jungen Menschen seien ausgeschlossen, ohne Ausbildung und Perspektiven, sagte der Geistliche. Die Jugendbanden, die sogenannten Maras, ersetzten ihnen ihre eigene, zerstörte Familie. Die Bande werde zur neuen Familie, die man mit seinem Leben verteidigen müsse.

Es sei selten, dass frühere Bandenmitglieder zur Kirche finden, sagte Rosa. Dennoch sei der Weg des 1980 ermordeten Erzbischofs Oscar Romero richtig: mit Liebe gegen Gewalt vorzugehen. Das sei „sehr schwierig“.

Der Kurs von Papst Franziskus macht neue Hoffnung

Der brasilianische Geistliche Jose Marins, Zeitzeuge der kirchlichen Konferenz von Medellin 1968, beklagte Rückschritte seit damals. Die Konsequenz, die Option für die Armen zu leben bis zum Martyrium, gebe es in der nachfolgenden Priester- und Bischofsgeneration in Lateinamerika nicht mehr. Das Rad werde zurückgedreht. Zwar mache der Kurs von Papst Franziskus neue Hoffnung. Aber das allein schaffe noch keine grundsätzliche Kursänderung.

Über den Tellerrand blicken und von Lateinamerika lernen

Der Hauptgeschäftsführer des kirchlichen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Michael Heinz, kritisierte eine Selbstbezogenheit der deutschen Kirche auf ihre eigenen Strukturen und Probleme. Er ermunterte dazu, den Blick über den Tellerrand zu richten und auch von Erfahrungen der Christen in Lateinamerika und anderswo zu lernen.

Kardinal Rosa Chavez (75) ist seit 1982 Weihbischof in San Salvador. Er gilt als geistlicher Erbe des ermordeten Erzbischofs Oscar Romero (1917-1980). Romero, ein prominenter Vertreter der lateinamerikanischen Befreiungstheologie, wurde am 24. März 1980 in seiner Bischofsstadt San Salvador am Altar niedergeschossen.

1990 brachte Chavez das Seligsprechungsverfahren in Gang; 2015 sprach Franziskus Romero selig; die Heiligsprechung findet im Oktober in Rom statt. Die Aufnahme von Chavez ins Kardinalskollegium reiht sich in die Liste ungewöhnlicher Ernennungen durch Papst Franziskus ein. Normalerweise erhalten eher die Leiter großer Diözesen und nicht deren Weihbischöfe den Kardinalsrang.

Text: Alexander Brüggemann (KNA)

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