Adveniat-Referent: Kuba muss Reformen fortsetzen

Martin Hagenmaier ist Kuba-Referent bei Adveniat. Foto: Steffen/Adveniat

Der neue kubanische Präsident muss nach Ansicht von Adveniat die Reformen seines Vorgängers Raul Castro fortsetzen. Das sei eine wichtige Aufgabe, damit es dem Land in Zukunft besser gehe, sagte der Kuba-Referent des Hilfswerks, Martin Hagenmaier, am Donnerstag im Kölner domradio. "Dazu gehört auch die Öffnung für Investitionen und eine stärkere Öffnung in allen Bereichen."

Eine weitere Aufgabe sieht der Experte in der Stabilisierung der Währung Kubas. Derzeit gebe es dort zwei Währungen, eine Devisen- und eine nationale Währung. Diese sei so wenig wert, dass man kaum etwas davon kaufen könne. Die meisten Güter müssten in Devisen-Währung bezahlt werden. "Diesen Dualismus zu überwinden, ist eine der wichtigen Aufgaben, die unmittelbar bevorsteht", so der Experte vor dem Hintergrund des historischen Machtwechsels auf Kuba. Dort sollte nach 59 Jahren der Ära von Fidel Castro und Raul Castro am Donnerstag der bisherige Vize Miguel Diaz-Canel als neuer Präsident bekanntgegeben werden.

Der Adveniat-Experten rechnet auch mit Änderungen bezüglich der persönlichen Freiheiten auf Kuba. Zwar bleibe das System das gleiche, vorsichtige Änderungen, die bereits begonnen hätten, würden aber fortgeführt. "Es gibt die große Öffnung und das Aufeinanderzugehen mit den USA, was auch zu mehr Reisefreiheit geführt hat."

"Von Meinungsfreiheit weit entfernt"

Auch die Einführung des Internets sei auf dem Weg, so Hagenmaier. Es gebe eine "vorsichtige Presse vor Ort, vor allem im Internet und Blogs". Von richtiger Meinungsfreiheit sei das aber noch weit entfernt.

Eine wichtige Aufgabe komme auf die Kirchen zu, sagte Hagenmaier. Sie müssten vor allem jetzt nach außen wirken, um soziale Aufgaben wahrnehmen zu können. "Es gibt viele soziale Dienste, die die Kirche auch heute schon vorsichtig machen kann. Da geht es darum, diese auch weiterhin auszuüben."

Dem scheidenden Präsidenten Raul Castro und seinem legendären Vorgänger Fidel bescheinigte Hagenmaier, immerhin einiges erreicht zu haben. So sei eine neue Form des Sozialismus eingeführt worden, der sich von dem in der damaligen Sowjetunion stark unterschieden habe.

Es habe mehr Gerechtigkeit und eine bessere Verteilung gegeben, zudem Bildung für alle und ein Gesundheitssystem. Allerdings seien die Menschen heute sehr arm und lebten von rund 30 Euro im Monat. "Das reicht auch in Kuba nicht zum leben." (kna)

Verwandte News

Am gestrigen Abend (11. Januar 2018) hat der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), seine fünftägige Reise nach Kuba beendet. Er wurde vom Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Lateinamerika-Hilfswerkes...

weiterlesen

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick, reist vom 7. bis 11. Januar 2018 zu einem Solidaritätsbesuch nach Kuba. Begleitet wird er auf der Reise von Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz SVD.

weiterlesen

Adveniat stellt den Opfern des Wirbelsturms Irma in Kuba 45.000 Euro zur Verfügung. Am dringendsten benötigt werden aktuell Lebensmittel, Medikamente, Matratzen. Adveniats Kuba-Referent Martin Hagenmaier hat den Wirbelsturm am 9. September selbst auf Kuba erlebt.

weiterlesen