Pressefreiheit in Honduras akut bedroht - Adveniat-Projektpartner fürchtet um sein Leben

Adveniat-Projektpartner Ismael Moreno Coto von Radio Progreso. Foto: Radio Progreso 

Essen/El Progreso.

Nach einer umstrittenen Präsidentschaftswahl versinkt Honduras immer mehr im Chaos. „Das Land ist polarisiert“, sagt Adveniat-Projektpartner Ismael Moreno Coto von Radio Progreso im Interview mit Blickpunkt Lateinamerika. „Ich appelliere an die internationale Gemeinschaft, im Namen von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit uns beim Bemühen um Neuwahlen zu unterstützen.“ Der Jesuit erhält ernst zu nehmende Morddrohungen: „Ich mache Präsident Hernández  persönlich dafür verantwortlich, sollte mir etwas zustoßen.“ Die Proteste gegen die Wiederwahl des amtierenden Staatschefs Juan Orlando Hernández von der konservativen Nationalpartei dauern bereits mehr als sechs Wochen an. Die Opposition hat angekündigt, dessen Amtsantritt am 27. Januar mit einem Generalstreik zu sabotieren. Insgesamt 30 Menschen kamen seit der Wahl Ende November bei gewaltsam niedergeschlagenen Protesten ums Leben, Hunderte wurden verletzt und inhaftiert, darunter auch Journalisten.

Adveniat in Sorge: Morde, Drohungen und Verleumdungen von Journalisten
 
„Unsere Projektpartner von Radio Progreso, insbesondere Ismael Moreno Coto und sein achtköpfiges Redaktionsteam, sind in Lebensgefahr“, sagt Inés Klissenbauer, Honduras-Referentin beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. „Die Pressefreiheit in Honduras ist akut bedroht.“ Die Medienberichterstattung sei unter Präsident Hernández eingeschränkter denn je. „Wir sind sehr besorgt über die Morde, Drohungen und Verleumdungen von Aktivisten und Journalisten in Honduras“, betont Klissenbauer. Nichtkonforme Journalisten wie Moreno Coto würden vom Staat überwacht, ihre Ausrüstung werde beschlagnahmt oder – wie im Fall von Radio Progreso – Übertragungsstationen sabotiert. „Pressefreiheit ist die Basis einer Demokratie. Wenn in Honduras nicht frei berichtet werden darf und Menschen wie Padre Moreno Coto ihre Meinung nicht frei äußern können, werden Menschenrechte verletzt“, betont die Mittelamerika-Expertin.
 
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt die Arbeit von Radio Progreso in diesem Jahr mit 20.000 Euro. Der Sender wird fast im ganzen Land empfangen und berichtet über sozialkritische und politische Themen. Radio Progreso erhebt die Stimme für benachteiligte Bevölkerungsgruppen wie Indigene, Frauen, Migranten und Menschen, die unter ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen leiden. Zudem werden gesellschaftspolitische Analysen erstellt und Organisationen, die gegen Ausbeutung und illegale Landbesetzung Widerstand leisten, erhalten Rechtsberatung.
 
Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von Hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 2.500 Projekte gefördert werden, die mit 40 Millionen Euro genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.

 
Hier geht es zum Interview mit Adveniat-Projektpartner Ismael Moreno Coto und zum Hintergrundbericht von Lateinamerika-Korrespondentin Sandra Weiss.
 

 

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