WM-Spezial: Brasilien gilt als WM-Favorit

Brasilien fiel ein Stein vom Herzen: Zwei Wochen vor WM-Beginn dribbelte Superstar Neymar im Testspiel Kroatiens Abwehr schwindelig, bevor er den Ball ins Netz zimmerte. Mit Rechts, dem Fuß, den er sich vor dreieinhalb Monaten brach und an dem Brasiliens Traum vom sechsten WM-Titel hing.

Neymar ist zurück, um das Gespenst von 2014 zu vertreiben. Damals hatte er sich im Viertelfinale gegen Kolumbien verletzt, weshalb er der 1 zu 7 Pleite gegen Deutschland entging. Seitdem gelingt Brasilien nichts mehr, das Leben sei eine fortlaufende 1 zu 7 Pleite, witzelt man mit brasilianischem Galgenhumor.

Das WM-Debakel fiel mit der Aufdeckung eines gigantischen Korruptionsskandals zusammen, der die Politik ins Chaos stürzte. Dazu kam eine dreijährige Rezession, die das Land fast in die Pleite führte. Brasilien war am Boden, das Selbstvertrauen war weg. Der heimische Fußball-Verband verlor zudem im FIFA-Korruptionsskandal seine Glaubwürdigkeit, die Fans wandten sich enttäuscht ab. Als dann auch noch die rechte Opposition die Nationaltrikots bei den Protesten gegen die später gestürzte Präsidentin Dilma Rousseff trug, lag die Beliebtheit der Elf am Tiefpunkt.

Grün-gelbe Bürgersteige

Doch der hemdsärmelige Coach Tite hat es verstanden, mit jungen Spielern neue Sympathien zu gewinnen. So ist der „queridinho“, der Liebling von allen, nicht etwa Neymar, sondern der gerade einmal 21 Jahre alte Gabriel Jesus, Stürmer von Manchester City. Bei der Heim-WM 2014 hatte er in seinem Viertel Jardim Peri in São Paulo noch die Bürgersteige zu Ehren der Nationalmannschaft grün-gelb gestrichen. „Ich war stets ein Träumer“ steht unter den Fotos der Malaktion, die er letztes Jahr in den sozialen Netzwerken postete. 

Auch dieses Jahr träumen die Jungs im Jardim Peri wieder. Dafür haben sie sich Gabriel-Jesus-Masken übergestülpt und die Bürgersteige bunt gestrichen. Sie haben ihr Viertel mit Wandbildern des Jungstars überzogen. Ein riesiges Bild ragt über mehrere Häuser neben dem Bolzplatz auf einem Hügel. Darauf sieht man Gabriel mit seinem typischen Torjubel, der ans Ohr gehaltenen Hand, die ein Handy imitiert.

Der Mama-Gruß

Früher habe seine Mutter stets erst daheim angerufen, dann bei den Jungs der Nachbarschaft, um herauszufinden, wo sich ihr Sohn herumtrieb. Doch der war natürlich mit seinen Kumpels beim Bolzen. Die Geste sei ein Gruß an die Mama - und eine Erinnerung an die sorgenfreien Jugendzeiten. In Russland wollen alle den Mama-Gruß möglichst oft sehen.

Autor: Thomas Milz

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