2,6 Millionen Euro mehr für die Menschen in Lateinamerika
– Adveniat zieht Bilanz für das Jahr 2022

2,6 Millionen Euro mehr für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik. Diese erfreuliche Botschaft hat das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat auf der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch, 19. April 2023, in der Geschäftsstelle in Essen verkündet.
 

Vorstellung des Adveniat Jahresberichts auf der Bilanzpressekonferenz. Im Bild Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck, Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier SJ und Adveniat-Geschäftsführerin Tanja Himer

Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck, Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier SJ und Adveniat-Geschäftsführerin Tanja Himer haben in der Geschäftsstelle des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat den Jahresbericht für das Haushaltsjahr 2022 präsentiert. Foto: Achim Pohl/Adveniat

Mit 32,6 Millionen Euro hat Adveniat im zurückliegenden Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2021 bis zum 30. September 2022 rund 1.500 Projekte in Lateinamerika und der Karibik gefördert. Jeder Euro ist nötig, um dort Überleben zu sichern und ein Leben in Würde zu ermöglichen. So hat Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck die Ziele des Lateinamerika-Hilfswerks zusammengefasst. Aufgrund der massiven Preissteigerung für Lebensmittel und Energie infolge des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine setzten die von Adveniat geförderten Projekte vermehrt wieder bei den elementaren Grundbedürfnissen an. Denn „die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass Lateinamerika auf der Weltkarte des Hungers zurück ist; der russische Angriffskrieg trägt dazu bei, dass Hunger für immer mehr Menschen zum ständigen Begleiter wird“, so Bischof Overbeck in seinem Statement.

Als ein Beispiel für die wirtschaftlichen Folgen des Angriffskrieges nannte der Adveniat-Bischof die Situation in Honduras, über die er sich auf der diesjährigen Adveniat-Delegationsreise vor Ort informierte. „70 Prozent der Menschen leben in Armut, über die Hälfte der Bevölkerung sogar in extremer Armut.“ Im Nachbarland Nicaragua wachse unterdessen die Sorge um die Demokratie. Das Regime um Daniel Ortega hatte Bischof Rolando José Álvarez zu 26 Jahren Haft aburteilen lassen, weil er sich kritisch über die immer diktatorischeren Zustände in Nicaragua geäußert hatte. „Kirche ist in Lateinamerika der entscheidende zivilgesellschaftliche Player, dem die breite Bevölkerung vertraut“, betonte Bischof Overbeck. „Wir sind dank der Hilfe unserer Spenderinnen und Spender als Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat Teil dieser Kirche an der Basis.“

Die um sich greifende Gewalt, soziale Unruhen, politische Verfolgung, fehlende Zukunftsperspektiven und Umweltzerstörung sind Ursachen für Flucht und Migration. Bischof Overbeck erinnerte daran, dass einer von fünf geflüchteten Menschen weltweit aus Lateinamerika kommt. Deshalb habe das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die Weihnachtsaktion 2023 unter das Motto „Flucht trennt. Hilfe verbindet.“ gestellt. „Denn nach unserer christlichen Überzeugung hat ausnahmslos jeder Mensch Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben“, so Overbeck. Dazu gehöre auch das Recht auf Migration.

„Die Demokratie ist in fast allen Ländern Lateinamerikas bedroht.“ Das berichtete Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier von seinen Dienstreisen. Verächter der Demokratie gebe es auf allen Seiten des politischen Spektrums, wie er an den Beispielen El Salvador und Venezuela veranschaulichte. „Wie in allen totalitären Regimen gibt es wenige Profiteure, die sich maßlos bereichern“, kritisierte Maier. Es fehlten die Bedingungen für eine wirkliche Demokratie: Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, öffentliche Sicherheit, Pressefreiheit und ein Minimum an sozialer Gerechtigkeit. „Das sind aber auch die nötigen Rahmenbedingungen für die Armutsbekämpfung“, betonte der Adveniat-Hauptgeschäftsführer. Das Lateinamerika-Hilfswerk reagiere darauf beispielsweise mit Bildungsprojekten für Kinder und Jugendliche oder mit der Förderung von kirchlichen Radioprogrammen, die die Menschen bis in die entlegensten Regionen erreichen. Entscheidend sei immer die Bewusstseinsbildung dafür, dass ein offenes und transparentes Miteinander, Überwindung von Ungleichheit sowie soziale Gerechtigkeit und für alle gleichermaßen geltende Regeln Grundvoraussetzung für eine echte Hilfe zur Selbsthilfe sind. „Dort, wo Kirche in diesem Sinn handelt, wird sie als gesellschaftliches Gegengewicht und als Ort der Hoffnung für den Kontinent wahrgenommen“, so Pater Maier.

„Damit die Kirche als politischer und gesellschaftlicher System-Changer in Lateinamerika wirken kann, muss sie sich aber auch selbst verändern“, forderte der Adveniat-Hauptgeschäftsführer mit Blick auf den weltweiten Synodalen Prozess und dem Synodalen Weg in Deutschland. „Wie im politischen Raum die Demokratie-Verächter, so versuchen in der kirchlichen Debatte Synoden-Verächter die wichtigen und richtigen Bekehrungs- und Veränderungsprozesse auszubremsen.“ Damit sie die Debatte in der kirchlichen und säkularen Öffentlichkeit nicht bestimmen, sei er in Lateinamerika als Brückenbauer für den deutschen Synodalen Weg unterwegs gewesen. „Ich habe bei meinen Begegnungen einseitige und falsche Informationen richtiggestellt. Denn die Wünsche nach kirchlichen Veränderungen ähneln sich, wie der Vergleich des Synodalen Wegs beispielsweise mit der Amazonas-Synode zeigt“, führte Pater Maier aus.

„Trotz leicht sinkender Spenden-Einnahmen mehr Geld für Projekte in Lateinamerika und der Karibik.“ So fasste Adveniat Geschäftsführerin Tanja Himer die Bilanz des Haushaltsjahres 2022 zusammen. Die Gesamterträge stiegen im Vergleich zum Vorjahr von 43,67 auf knapp 45,69 Millionen Euro. Zum einen konnten staatliche Projektmittel in Höhe von einer Million Euro zusätzlich abgerufen werden, zum anderen wurde auf nicht verausgabte Spendeneinnahmen der vergangenen Jahre in Höhe von zwei Millionen Euro zurückgegriffen. „Dank der vorausschauenden Haushaltspolitik bei Adveniat konnten die gut zu erklärenden leichten Rückgänge im Bereich der Spendeneinnahmen ausgeglichen werden“, erläuterte die Adveniat-Geschäftsführerin. Denn die Weihnachtskollekte in den Gottesdiensten am 24. und 25. Dezember 2021 war noch sehr stark von der Corona-Pandemie geprägt. „Weniger Menschen in generell auch ohne Corona weniger werdenden Gottesdiensten führen zu weniger Geld im Klingelbeutel“, so Tanja Himer. Der Rückgang habe sich mit 400.000 Euro auf 11,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr in Grenzen gehalten. Bei den Einzelspenden wurde mit mehr als 18,8 Millionen Euro das zweitbeste Ergebnis in der mehr als sechzigjährigen Adveniat-Geschichte erreicht. „Das Minus in Höhe von 800.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr ist durch den Fokus der medialen Berichterstattung und die Notwendigkeit der Hilfe aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine durchaus erwartbar gewesen“, erläuterte die Geschäftsführerin.

Die Hilfe des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und seiner Projektpartnerinnen und Projektpartner sei nur dank der vielen Spenderinnen und Spender möglich. „Ihnen gilt mein ganz besonderer Dank“, so Tanja Himer. „Durch ihre Spenden haben sie gezeigt, dass sie sich von den Menschen und den drängenden Problemen Lateinamerikas und der Karibik berühren und bewegen lassen. Damit schenken sie den Armen, Benachteiligten und Verfolgten Perspektiven und Hoffnung für ihr Leben.“

Angesichts der Corona-Pandemie und ihrer Folgen zog die Adveniat-Geschäftsführerin für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2020 bis zum 30. September 2021 eine Bilanz, die sich durchaus sehen lasse könne. „Obwohl viele Weihnachtsgottesdienste ausgefallen sind oder nur von wenigen besucht wurden, konnten wir auf die hohe Spendenbereitschaft unserer Spenderinnen und Spender zählen“, berichtete Himer. Die Einnahmen aus den Sammlungen in den
Weihnachtsgottesdiensten hätten sich zwar auf 11,95 Millionen nahezu halbiert. Dennoch sei es gelungen, den Rückgang der Gesamteinnahmen aus Kollekten,
Zuwendungen und Spenden auf zehn Prozent zu begrenzen: von 48,61 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2020 auf 43,67 Millionen Euro 2021. „Der Höchststand bei den Einzelspenden in Höhe von 19,65 Millionen Euro und der Weiterleitungsspenden in Höhe von 2,5 Millionen Euro bedeutet einen Zuwachs von 6,4 Millionen Euro. Es ist uns also gelungen, in der Corona-Pandemie mit Kreativität und neuen Formaten unsere Spenderinnen und Spender auch außerhalb der weihnachtlichen Gottesdienste zu erreichen“, betonte die Adveniat-Geschäftsführerin. „Dank dieser Solidarität konnten wir 1.500 Projekte mit 29,3 Millionen Euro in Lateinamerika und der Karibik fördern.“

Statements

Adveniat-Geschäftsführerin Tanja Himer

Statement von Adveniat-Geschäftsführerin Tanja Himer

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Pater Martin Maier SJ

Statement von Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier SJ

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Fotos

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Adveniat-Geschäftsführerin Tanja Himer
Pater Martin Maier SJ

Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Getragen wird diese Arbeit von vielen Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten 1.500 Projekte mit rund 32 Millionen Euro gefördert werden, die genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Menschen vor Ort.