Adveniat-Freiwillige kehrt aufgrund der Corona-Krise aus Paraguay zurück

So hatte sich Elisabeth Unger ihren Abschied aus dem Freiwilligendienst in Paraguay nicht vorgestellt: Wegen der Corona-Pandemie musste sie von jetzt auf gleich die Koffer packen und nach Deutschland zurück – drei Monate früher als geplant und mit schmerzendem Herzen, denn verabschieden konnte sie sich aufgrund der Ausgangsbeschränkungen nur von Wenigen.

Die 20-jährige Elisabeth Unger (rechts) mit ihren Geigenschülern in Paraguay. Foto: privat

Seit Juli 2019 arbeitete Elisabeth Unger aus Brannenburg in Oberbayern im Musikprogramm „Sonidos de la tierra“, zu Deutsch: Klänge der Erde, einem Projekt des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. In der im Süden Paraguays gelegenen Kleinstadt San Juan Bautista gab sie Mädchen und Jungen aus armen Verhältnissen Geigenunterricht, organisierte Konzertfahrten und Umweltschutzprojekte und übernahm administrative Aufgaben. Dass Musik das Leben verändern kann, davon ist die 20-jährige Pfadfinderin überzeugt. „Wer tagsüber Mozart spielt, wirft nachts nicht mit Steinen“, zitiert sie den Gründer des Musikprogramms, den Dirigenten und Komponisten Luis Szarán.

Zu ihren Geigenschülerinnen und -schülern hatte Elisabeth Unger sofort ein inniges Verhältnis: „Sie waren vom ersten Tag an offen und freundlich zu mir, auch, als ich noch kein Wort Spanisch konnte. Viele ihrer Schicksale haben mich sehr berührt.“ Ihr war klar: „Hier werde ich gebraucht und kann etwas bewirken.“ Und so war es „ein ganz schöner Schock“, als sie nach neun Monaten plötzlich die Nachricht bekam, dass sie aufgrund der Corona-Pandemie sofort nach Deutschland zurückkehren müsse: „Am Montag kam die Mail, und am Donnerstag saß ich bereits im Flieger zurück.“ Nur knapp drei Tage hatte sie, um sich zu verabschieden. Zudem bestand in Paraguay bereits eine Ausgangsbeschränkung, sodass sie einen Großteil ihrer Freunde, Schüler und Kollegen nicht mehr sehen konnte. „Es war eine Achterbahn der Gefühle – von Fassungslosigkeit über Wut bis hin zum Traurigsein“, erinnert sich Elisabeth Unger.

Den Freunden hat sie kleine Dankeskarten und Fotos zum Abschied hinterlassen. Ihren Schülern hat sie eine erklärende Videobotschaft geschickt: „Ich wollte ihnen unbedingt sagen, dass ich nicht gegangen bin, weil ich keine Lust mehr hatte, sondern weil ich musste.“ Es war ihr sehr wichtig, dass die Kinder, von denen viele aus schwierigen Familienverhältnissen kommen, wissen: „Egal, wie streng ich mit euch war, jeder einzelne hat einen Platz in meinem Herzen.“

Eine Möglichkeit, vor der Heimreise noch Souvenirs für die Familie oder Liebgewonnenes wie den landestypischen Tee „Tereré“ oder den Aufstrich „Dulce de leche“ zu kaufen, hatte sie nicht mehr. „Aber meine Gastmutter hat mir alles mitgegeben, was noch im Haus war.“

So schnell wie geplant, ging es dann (leider) doch nicht mit der Rückreise. Das Flugzeug von Paraguays Hauptstadt Asunción nach São Paulo in Brasilien hatte so viel Verspätung, dass der Anschlussflug nach Frankfurt bereits weg war. Lange war unklar, ob im Flug am nächsten Tag noch Plätze frei sind. Der nächste wäre dann aufgrund der brasilianischen Ein- und Ausreisebeschränkungen erst eine Woche später gegangen. „Das war ein ganz schön mulmiges Gefühl“, erinnert sich Elisabeth Unger. Aber sie hatte Glück und konnte am nächsten Tag weiterreisen. „Gelandet bin ich in einem ganz komischen Umfeld – der ICE nach München war menschenleer.“

Trotz des herzlichen Empfangs der Eltern und der beiden Brüder hat sie doch einige Tage gebraucht, um wieder in der Heimat anzukommen. „Ich vermisse meine Gastfamilie, meine Freunde und das paraguayische Essen“, sagt Elisabeth Unger lächelnd. „Es ist unglaublich schade, aber ich bin froh, dass rechtzeitig gehandelt wurde.“ Angesichts der Corona-Krise bedrückt sie die Sorge um ihre Gastfamilie sehr, „denn, wenn man in Paraguay wirklich krank ist, ist gute Hilfe teuer“. Und so nutzt sie die lange freie Zeit bis zum Beginn des Wintersemesters nicht nur, um sich zu überlegen, ob sie Brauwesen und Getränketechnik oder Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Musik studiert, sondern vor allem auch, um über die sozialen Netzwerke mit den Menschen in ihrer neuen zweiten Heimat Paraguay in Kontakt zu bleiben.

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat

steht für kirchliches Engagement an den Rändern der Gesellschaft und an der Seite der Armen. Dazu arbeitet Adveniat entschieden in Kirche und Gesellschaft in Deutschland. Getragen wird das Werk von Hunderttausenden Spenderinnen und Spendern – vor allem auch in der alljährlichen Weihnachtskollekte am 24. und 25. Dezember. Adveniat finanziert sich zu 95 Prozent aus Spenden. Die Hilfe wirkt: Im vergangenen Jahr konnten rund 2.000 Projekte gefördert werden, die mit mehr als 36 Millionen Euro genau dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten benötigt wird: an der Basis, direkt bei den Armen.

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