Adveniat: "Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Lateinamerika stoppen"

„Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen kennt keinen Lockdown.“ Das hat Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, anlässlich des Weltfrauentages am 8. März betont. Im Gegenteil: In Lateinamerika meldeten zahlreiche Länder einen starken Zuwachs von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Mädchen während der Corona-Pandemie. Hinzu kommen laut Pater Heinz immer mehr tödliche Übergriffe gegen Migrantinnen auf der Flucht oder in ihren neuen Heimatländern. „Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Lateinamerika muss endlich gestoppt werden“, lautet die Forderung des Adveniat-Chefs. 

Reyna Cachi, Direktorin des Heimes für Straßenmädchen der Fundación Munasim Kullakita mit Maria, die seit zwei Jahren in der Einrichtung lebt. Foto: Adveniat/Steffen

Allein in Mexiko wurden im vergangenen Jahr 3.723 Frauen ermordet, in Kolumbien vervielfachte sich die Zahl der registrierten Fälle von häuslicher Gewalt und aus Peru sowie Ecuador gab es zuletzt Berichte über tödliche Attacken auf venezolanische Migrantinnen. „Drei Beispiele aus einer ganzen Reihe an besorgniserregenden Entwicklungen, die belegen, dass Frauen und Mädchen in Ausnahmesituationen wie einer Pandemie oder auf der Flucht besonderen Gefahren ausgesetzt sind“, sagt Pater Heinz.

„Die aktuelle Corona-Pandemie hat die Lage von Frauen und Mädchen noch einmal verschärft“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks. Das sei nicht nur aufgrund der steigenden häuslichen Gewalt so, sondern auch wegen der schweren Wirtschaftskrise. Laut einem in dieser Woche veröffentlichen Bericht der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik ist die Zahl der in Armut lebenden Menschen in der Region im Jahr 2020 um weitere 22 Millionen Menschen gestiegen. Damit erreicht Lateinamerika einen Krisenzustand wie seit vielen Jahren nicht mehr. Besonders betroffen vom Verlust von Arbeitsplätzen sowie von einbrechenden Einnahmen im informellen Sektor seien Frauen. Mädchen in ländlichen Regionen verlieren mehr und mehr den Zugang zu Bildung. „Für die Stärkung der Rechte der Frauen ist es unabdingbar, dass ein abgesicherter Zugang zur Schulbildung für Mädchen gerade aus einkommensschwachen Bevölkerungsschichten garantiert wird. Nur eine gute Schulbildung ermöglicht es, im Berufsleben Fuß zu fassen“, sagte Pater Heinz.

Besorgniserregend seien auch die aktuellen großen Migrationsbewegungen, sagt der Adveniat-Chef weiter. „Mädchen und Frauen aus Mittelamerika oder Venezuela, die sich auf der Flucht befinden, werden immer häufiger das Ziel von Menschenhändlern. Nicht selten landen Migrantinnen in der Zwangsprostitution ohne Aussicht auf juristische Hilfe und leiden unter prekären, menschenunwürdigen Bedingungen.“ Oftmals würden die Frauen durch brutale Gewalt zur Prostitution gezwungen. „Der Schutz der Rechte von Mädchen und Frauen auf der Flucht muss gewährleistet werden, weil sie zu den Bevölkerungsgruppen zählen, die meist besonders schutzlos fremdenfeindlicher Gewalt und den Gefahren des Menschenhandels ausgesetzt sind. Dazu sind nicht nur eine nachhaltige Politik und gemeinsame gesellschaftliche Kraftanstrengungen notwendig, sondern auch die gezielte Unterstützung von Ländern in Lateinamerika, die Geflüchtete aufnehmen und betreuen. Alleine sind diese Länder mit der humanitären Aufgabe der Aufnahme und Integration von Millionen von Geflüchteten überfordert“, sagte Pater Heinz.
 

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