Bischof Mario Moronta
Siege der Menschlichkeit in einer unmenschlichen Krise

90 Prozent der Venezolaner hungern. Mehr als 4,6 Millionen Menschen haben das Land bereits verlassen. Bischof Mario Moronta fängt mit einem Netzwerk der Hilfe Venezuelas Schwächste auf.

Mario Moronta, Bischof von San Cristobal, nimmt an einer Altenspeisung teil in die Pfarrei der Divina Providencia in El Piñal. Foto: Kopp/Adveniat

Mehr als 4,6 Millionen Venezolaner sind auf der Flucht. Bis 2020 sollen 6,5 Millionen Menschen dem Land mit den größten Erdölreserven Lateinamerikas den Rücken gekehrt haben. Diese Zahlen hat die UN erst kürzlich veröffentlicht. Das Land leidet unter einer humanitären Krise. 90 Prozent der Menschen hungern. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt Bischof Mario Moronta von San Cristobal, ein Netz der Hilfe für die Menschen aufzubauen, die fliehen - und vor allem auch die, die zurückbleiben. 

Mario Moronta kommt immer zu früh zur Messe. „Dann habe ich Gelegenheit, mit den Menschen zu reden“, sagt er, während eine Straßenhändlerin ihm einen Kaffee in die Hand drückt. Moronta will wissen, wie das Geschäft läuft. „Man schlägt sich so durch“, lautet die Standardantwort in einem Land, in dem das Geld jeden Tag weniger wert ist und der Mangel den Alltag beherrscht. Immer mehr Venezolaner kehren ihrer Heimat den Rücken.

Zurück bleiben die Schwächsten: Kinder, Mütter, Alte. Viele können sich nur noch eine Mahlzeit am Tag leisten. Medikamente sind schwer aufzutreiben. Für die Bedürftigen hat die Diözese auch mit Hilfe des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat ein Netzwerk von Suppenküchen und kleinen Apotheken in den Pfarreien eingerichtet. Gespeist wird das Netz von Spenden, die über verschlungene Wege aus dem benachbarten Kolumbien nach Venezuela gelangen. Moronta hält darüber seine schützende Hand.

Als er 1975 die Priesterweihe empfing, boomte das Erdölland Venezuela. Moronta entstammt der damals entstandenen Mittelschicht. Sein Vater war Buchhalter im Staatsdienst und ein eifriger Leser – eine Leidenschaft, die Mario erbte. Seine Mutter zog die vier Kinder groß. Die Familie lebte in der Hauptstadt Caracas, war katholisch und sozial engagiert.

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Mario besuchte eine katholische Schule, und aus der Bewunderung für seine Lehrer entstand die Berufung zum Priester. Seine großen Vorbilder sind die Reformpäpste Johannes XXIII. und Paul VI., den er noch persönlich kannte. Über ihn hat Moronta ein Buch geschrieben und wurde mit dem nach ihm benannten Preis für sein soziales Engagement im Jahr 2018 in Rom ausgezeichnet.

Das soziale Engagement teilte Moronta mit dem verstorbenen Expräsidenten Hugo Chávez. Lange war der „rote Bischof“ einer der Brückenbauer zur sozialistischen Regierung. Doch dann geriet Venezuela immer mehr in die Fänge des kubanischen Kommunismus. Gleichzeitig breiteten sich Korruption und Misswirtschaft aus. Seit Nicolas Maduro Chávez an der Staatsspitze beerbt hat, sind die Brücken eingestürzt. Doch Moronta glaubt trotzdem an einen Dialog. Und die Venezolaner wissen: Wenn alle Stricke reißen, bleibt immer noch die Kirche.

Text: Sandra Weiß