Adveniat-Partner werden Opfer krimineller Gewalt in Mexiko

In Mexiko sind zwei Jesuiten-Patres erschossen worden. Die Bluttat wirft ein erschreckendes Licht auf die Situation im Land. Die Kirche fordert eine neue Debatte über die Geißel der überbordenden Kriminalität.
 

Der ermorderte Padre Javier Campos Morales bei einer Eucharistiefeier in Barranca del Cobre, im Norden Mexikos. Foto: Wilhelm/Adveniat


Am Abend stehen die Bilder der beiden Opfer in der Kirche von San Ignacio de Loyola im Ortsteil Polanco der riesigen Metropole Mexiko-Stadt. Die Tageszeitung "El Universal" zeigt, wie ein Priester die Fotos der erschossenen Jesuiten-Patres segnet. Verbunden mit der Überschrift: "Jesuiten: Mexiko erlebt zerreißende kriminelle Gewalt". Dass nun selbst Geistliche in einer Kirche niedergeschossen werden, offenbart, wie sehr ganz Mexiko unter der Geißel der Gewalt leidet.

Wie lokale Medien berichteten, handelte es sich bei den beiden Opfern um die Patres Javier Campos Morales und Joaquin Cesar Mora Salazar. Sie sollen einem Mann, der vor Bewaffneten floh, Schutz in ihrer Kirche geboten haben. Darauf hätten Unbekannte das Feuer eröffnet und alle drei getötet. Laut mexikanischen Jesuiten wurden die Leichen der 79 und 81 Jahre alten Priester von den Tätern mitgenommen. Der Tatverdächtige soll aus Auftragsmörderkreisen stammen, die der Gruppe "Los Salazar" angehört. Sie arbeitet für das Sinaloa-Drogenkartell. Die genauen Hintergründe sind noch unklar.
 

So bleibt der am Montag ermorderte Padre Javier Campos Morales den Menschen in Erinnerung: Als bescheidener Zeuge einer armen Kirche für die Armen sitzt er mitten unter den Priestern der mexikanischen Diözese Tarahumara vor dem Ordensmann im Habit. 


Zeugen einer armen Kirche an der Seite der Armen

Geschockt zeigte sich der langjährige Mexiko-Referent des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat Reiner Wilhelm. „Ich habe Padre Javier sehr gut gekannt, war mit ihm mehrmals in der Region unterwegs. Ihm lag ganz besonders die Arbeit mit den dort lebenden indigenen Völkern am Herzen.“ Padre Javier habe ihre Sprache gesprochen, sich für die Bewahrung ihrer Kultur eingesetzt und gemeinsam mit Adveniat Projekte initiiert, damit die Indigenen trotz der verheerenden Wasserknappheit infolge des Klimawandels weiter auf ihrem Territorium leben können. „Mit Padre Javier und Padre Joaquin verlieren wir zwei beeindruckende Persönlichkeiten, die ganz im Sinne von Papst Franziskus an die Ränder der Gesellschaft gegangen sind, um Zeugnis für eine arme Kirche an der Seite der Armen zu geben“, so Adveniat-Referent Reiner Wilhelm. Der Hauptgeschäftsführer von Adveniat Pater Martin Maier SJ sagte zum Tod seiner beiden Ordensmitbrüder: „Sie stehen mit ihren Namen stellvertretend für Tausende Opfer der unkontrollierten Gewalt in Mexiko.“

Die Bluttat ereignete sich laut einer Mitteilung des Jesuitenordens bereits am Montag (Ortszeit) in der Kirche der Gemeinde Cerocahui im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua. In Mexiko ist einmal mehr die Debatte über die anhaltende Gewalt im Land entbrannt. Die Jesuiten werden "angesichts der Realität, die die Gesellschaft zerreißt, nicht schweigen", sagte der Provinzial der mexikanischen Jesuiten, Luis Gerardo Moro Madrid, nach dem Attentat. Es seien umfassende Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung notwendig.
 

Für Frieden und Menschenrechte in Lateinamerika.


Den beiden Jesuiten-Patres seien "die Risiken, die mit der Verpflichtung verbunden sind, in Gebieten zu arbeiten, die durch Gewalt und Drogenhandel gefährdet sind", bewusst gewesen, sagte Moro Madrid der Zeitung "El Universal". Die Ermordung der beiden Jesuiten sei "ein Spiegelbild dessen, was im ganzen Land passiert". Es habe keine Morddrohung gegen die Betroffenen gegeben, aber eine ständige latente Gefahr. In dem Gebiet seien kriminelle Gruppen aktiv, die sich dem Drogenhandel verschrieben hätten.

Durchschnittlich 84 Morde an einem Tag

Der Vorfall hat auch eine politische Dimension, denn Mexikos amtierender linkspopulistischer Präsident Andres Manuel Lopez Obrador hatte die Sicherheitslage zu einem zentralen Thema seiner Präsidentschaft gemacht. Erst am Montag hatte das Portal "CNN en Espanol" berichtet, es seien zwischen Januar und Mai bereits mehr als 12.700 gewaltsame Todesfälle registriert worden. Das entspricht einem Durchschnitt von derzeit 84 Morden pro Tag. Dabei konzentriere sich die Mehrzahl der Taten auf sechs besonders gewalttätige mexikanische Bundesstaaten. Acht der gefährlichsten 50 Städte der Welt befinden sich in Mexiko. Kritiker werfen Lopez Obrador vor, seine Strategie der "Umarmung statt Schüsse" gegenüber den Drogenkartellen habe keinen Erfolg gebracht.

Bischof Juan Jose Gonzalez Sandoval sagte der Tageszeitung "Milenio", die Behörden müssten "ihre Aufgabe erfüllen, die Verantwortlichen zu finden und all denen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die in den letzten zehn Jahren Opfer dieser Welle des Terrors und der Angst geworden sind". (kna/adv)