Haiti: Kirche gerät immer mehr ins Schussfeld rivalisierender Banden

Die Kirche gerät in Haiti immer mehr ins Schussfeld rivalisierender Banden, die in der Hauptstadt Port-au-Prince die Macht an sich reißen. 

 

Brandanschlag auf die Kathedrale von Port-au-Prince in Haiti

Bänke und vor allem das Holzdach und der Holzfußboden wurden beim Brandanschlag auf die Kathedrale von Port-au-Prince in Haiti beschädigt. Foto: Privat

Ein Brandanschlag ist in den Morgenstunden des 27. Juli auf die Kathedrale von Port-au-Prince verübt worden. Die Kirche gerät immer mehr ins Schussfeld rivalisierender Banden, die in der Hauptstdt Haitis die Macht an sich reißen. Der Pfarrer hatte die Flammen gegen 10 Uhr bemerkt und informierte Polizei und Feuerwehr, wie es in einer Mitteilung des Erzbistums Port-au-Prince heißt. Aufgrund der anhaltenden Auseinandersetzungen der Banden mit Schusswechsel, hatte die Feuerwehr zunächst keinen Zugang zum Brandort. Laut Angaben der Feuerwehr haben die Täter ein Loch in einer der Wände geschlagen und sich so Zugang verschafft. Das Feuer hat die Front- und Seitenportale, Bänke und vor allem das Holzdach und den Holzfußboden beschädigt. Vonseiten des Erzbistums wurde der Einsatz von Polizei und Feuerwehr gewürdigt, dank derer der Schaden eingedämmt werden konnte. Es werde eine  seriöse Untersuchung erwartet, die zur Täterfindung und deren Bestrafung führt. Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat seinen Partner vor Ort seine tiefe Betroffenheit zum Ausdruck gebracht und seine Solidarität mit dem haitianischen Volk und Kirche bekundet.

Für die Unterstützung der Menschen in Haiti.

Die staatliche Universität gab unterdessen bekannt, dass sie angesichts der anhaltenden Kämpfe den Vorlesungsbetrieb einstellen müsse. In Haiti sind allein in den vergangenen neun Tagen laut UN-Angaben 471 Personen bei Kämpfen zwischen bewaffneten Banden getötet oder verletzt worden oder gelten als vermisst. Zudem lägen Berichte über schwere sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen vor, Kinder würden von den Banden zwangsrekrutiert. Rund 3.000 Menschen aus den ärmsten Regionen der Hauptstadt Port-au-Prince hätten ihre Heimat verlassen müssen, darunter auch unbegleitete Kinder. Insbesondere die Hauptstadt wird seit Wochen von schweren Kämpfen zwischen den rivalisierenden Banden „400 Mawozo“ und „Chen Mechan“ erschüttert.

Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den vergangenen Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen sowie politischen Unruhen und Kriminalität destabilisiert. Im vergangenen Jahr wurde Präsident Jovenel Moise ermordet, die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht aufgeklärt. Seitdem führt Ariel Henry als Premierminister die Regierung, ein Termin für Neuwahlen steht noch nicht fest. Im Land herrschen chaotische Zustände.

Adveniat mit seinen Partnern vor Ort präsent

Trotz der angespannten Situation ist das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat im ständigen Austausch mit seinen Partnerinnen und Partnern vor Ort, wie Haiti-Referentin Soraya Jurado im Interview mit dem Domradio betont. "Wichtig ist uns, die Not der Menschen zu lindern aber auch die Basis zu schaffen, damit sich etwas ändern kann. Haitis Krise ist kein Schicksal und auch nicht gottgewollt", betont Soraya Jurado. Deshalb unterstütze Adveniat zum Beispiel Schule dabei, den Schülerinnen und Schülern täglich eine warme Mahlzeit anzubieten. Oder Frauen würden mit Kleinkrediten unterstützt, um sich eine Lebensgrundlage aufzubauen.

Text: Adveniat/KNA