Kolumbiens Waffenstillstand wird neu verhandelt: „Es geht um Gerechtigkeit“

Seit Dienstag findet in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá die dritte Verhandlungsrunde eines Waffenstillstands zwischen Regierungsvertretern und Mitgliedern der Guerilla-Gruppe Estado Mayor Central (EMC) statt. Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Martin Maier (SJ) ordnet ihre Bedeutung für den Friedensprozess ein.

Ein ältere Herr im Anzug zeigt einem etwas jüngeren einen Flyer

Adveniat-Hauptgeschäftsführer P. Martin Maier (SJ) im Gespräch mit dem kolumbianischen Hochkommissar für Frieden, Danilo Rueda (Foto: Philipp Lichterbeck/Adveniat) 

Am 15. Januar läuft der im Oktober 2023 abgeschlossene Waffenstillstand aus. Teil der damaligen Vereinbarungen war, dass die Beteiligten auf offensive Einsätze und Entführungen verzichten. Doch trotz der Bemühungen von Präsident Petro stieg die Zahl der aktuellen Entführungsfälle insbesondere durch die von der früheren Guerilla-Armee FARC abgespaltene Gruppe EMC („Zentraler Generalstab“). Diese hatte sich nie einem Friedensprozess angeschlossen.

Sollten sich die Verhandlungsparteien auf eine Verlängerung des Waffenstillstands einigen, „dann würden umfassendere Fragen auf den Tisch kommen. Die Landreform, soziale Gerechtigkeit und Auflösung der paramilitärischen Gruppen“, so Pater Martin Maier in einem Interview mit Vatican News.

Für die Unterstützung der Menschen in Lateinamerika.

Präsident und Ex-Guerillero Gustavo Petro hat sich mit seinem Projekt „Paz total“ die komplette Befriedung des Landes zur Aufgabe gemacht und tritt in Friedensverhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen. Die katholische Kirche und ihr Lateinamerika-Hilfswerk unterstützen dabei: „Adveniat fördert Projekte zur Friedensbildung und zeigt Alternativen zur Drogenkriminalität auf beispielsweise in der Landwirtschaft. Und wir versuchen mit der kolumbianischen Bischofskonferenz auch einen Beitrag zu leisten in diesem schwierigen Prozess von Frieden und Versöhnung“, berichtet Pater Maier.

Im November 2016 unterzeichneten die Guerillabewegung Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia - FARC und die kolumbianische Regierung nach über 50 Jahren des bewaffneten Konflikts einen Friedensvertrag. 2017 wandelte sich die FARC in eine Partei um, erhielt bei den Wahlen aber nur einen geringen Stimmenanteil. Die Splittergruppe EMC verweigerte, den Vertrag anzuerkennen und setzte den bewaffneten Kampf gegen den Staat fort.

„Es geht um die Wahrheit, es geht um Gerechtigkeit und es geht um Vergebung und Versöhnung.“

Pater Martin Maier, Adveniat-Hauptgeschäftsführer