Bewegend
Menschen erzählen von Dom Hélder

"Dom Helder hat bis heute einen tiefen Eindruck in den Straßen von Recife hinterlassen. Dom Helder war ein außergewöhnlicher Priester, weil er in sich den Keim der Einfachheit trug. Obwohl von kleiner Statur, war er groß im Gebet und zu Gunsten der Sache, die er verteidigte. Er sah die armen Menschen auf den Straßen mit den Augen Jesu. In der Zeit der Diktatur in Brasilien zeigte er großen Mut, Gottes Volk zu motivieren, sich nicht von dem Missbrauch gegen das menschliche Leben wie Folter oder willkürliche Verhaftungen überwältigen zu lassen. Er sagte: »Die schlimmste Sünde ist die Gleichgültigkeit dort, wo das Leiden der anderen ist."

Anna Beatriz Malaquias, Journalistin, Erzdiözese Olinda-Recife

"Laienbewegungen förderte er stets uneingeschränkt. Alle Laien mit ihren unterschiedlichen Aufgaben lagen ihm am Herzen."

José Ernanne Pinheiro, Referent der brasilianischen Bischofskonferenz

"Basisgemeinden und Laien ... erneuerten in Brasilien die Kirche. Helder Camara trat in den Hintergrund. Doch von uns aus gesehen, für Europa, wurde er zum Herold kirchlicher und sozialer Erneuerung. Er kam zu uns, nicht um zu betteln für die armen Bauern und Fischer seiner Diözese; vielmehr, um uns auf weltweite soziale Probleme aufmerksam zu machen."

Mario von Galli, Jesuit, Publizist, Konzilsberichterstatter

"Den einfachen Leuten hier in Recife ist er Vater, Freund und Bruder zugleich. Er wird von allen bewundert. Allerdings war auch zu hören: "Jetzt machen die schon Kommunisten zu Heiligen", als der Antrag zu seiner Seligsprechung öffentlich bekannt wurde. Dabei war er alles andere als ein Kommunist. Sein Ziel war soziale Gerechtigkeit. Weil das Volk hungerte, rief er die Priester dazu auf, aus den Kirchen hinauszugehen, zu den Bedürftigsten zu gehen und sich dreckige Schuhe zu holen. Selbstkritisch formulierte er: "Wir sehen das Leid und tun doch nichts dagegen. Meinen wir etwa, dass Gott zu viele Menschen erschaffen hat und deshalb nicht genug für alle da ist?" Dom Helder war ein Mensch von großer Bescheidenheit: Er ging stets zu Fuß, wohnte im Hinterhof einer Kirche. Ich bin mir sicher, dass er im Himmel längst unter den Heiligen sitzt."

Einwohner von Recife

"Dom Helder, wenn wir an dich erinnern, so tun wir es aus Respekt vor dem, was du warst, vor dem, was du erduldet, und vor dem, was du bewirkt hast. Aus Bewunderung für deinen Lebensweg, den du nicht über Prachtstraßen im Wagen gereist bist, sondern zu Fuß und per Anhalter in den schmuddeligen Gässchen der Armenviertel. Vielleicht auch aus Faszination für deine Radikalität, deine Eloquenz und deinen Humor, deine Einfachheit im Lebensstil und in der Liebe und aus Dankbarkeit für das Geschenk, das du für die Armen Recifes gewesen bist, für die Kirche in Brasilien, für die Kirche in der Welt von heute. Vor allem aber hoffen wir, dass du uns auf die Spur bringst der Zeichen Gottes in unserer alltäglichen Welt, im Leid unserer Geschwister uns ermutigst zum genauen Hinsehen, zum Kräfte Sammeln in Stille und Gebet, zum gewaltlosen Kampf für eine menschlichere Welt. Dass ein Funke deiner Fröhlichkeit auf uns überspringe und das Düster der Resignation vertreibe, die Zweifel, die uns wie Räuber im Dunkel überfallen. Dass in uns etwas von deiner Leidenschaft wachse, deiner unerschütterlichen Leidenschaft im Glauben und in der Liebe zu den Armen dass du uns von deinem Traum erzählst, der der Traum Gottes ist, der Traum von Gerechtigkeit und Leben."

Julia Stabentheiner