Schützt unser gemeinsames Haus
Bedrohte Schöpfung − bedrohte Völker“

Motiv des Adveniat-Aktionsplakates 2016

Moha aus dem Volk der Tenharin

Moha, der 87-jährige Tenharin-Indigene aus dem Amazonas, Region Westbrasilien, blickt Richtung  Himmel. Eine Federkrone schmückt seinen Kopf, auf seinem nackten Oberkörper trägt der hagere und drahtige Mann Ketten aus schwarzen und weißen Steinen. Ist sein Lächeln erwartungsvoll oder skeptisch? Im Hintergrund erahnen wir den dichten tropischen Regenwald des Amazonas in sattem Grün. Moha steht als Tenharin-Indigener für eines der mehrere Hundert indigenen Völker im Amazonasgebiet. Sie sind die Ureinwohner des Landes, deren Lebensraum durch die zunehmende Expansion von Waldrodung, Goldsuche und Bau von Staudämmen bedroht ist. Laut brasilianischer Verfassung müsste das Land der Indigenen demarkiert und geschützt sein − in der Praxis ist nur knapp über die Hälfte ihres Landes schriftlich deklariert, sodass indianisches Land immer wieder überfallen und besetzt wird.

Plakat der Weihnachtsaktion 2016
„Schützt unser gemeinsames Haus: Bedrohte Schöpfung − bedrohte Völker“

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Die Tenharin, früher ein Volk von mehr als 10.000 Menschen, haben in den 70er Jahren den brasilianischen Wirtschaftsboom besonders schmerzlich merlebt. Ihre Dörfer im Bundesstaat Rondônia wurden durch den Bau der Transamazônica-Straße einfach durchschnitten. Seitdem fahren große Lastwagen durch ihr Gebiet. Die Dorfgemeinschaften sind gespalten, für die einen ist es Fortschritt in Form von eigener Mobilität, TV-Anschluss, Grundschule und Gesundheitsposten. Für die anderen ist es Verlust von Sprache, Kultur, Religion und Gemeinschaft, da immer mehr Tenharin ihre eigene Sprache verlieren und Jobs außerhalb ihrer Dörfer suchen. Früher durch die lokalen Schamanen angeleitete spirituelle und religiöse Praktiken und Riten bieten den Menschen nicht mehr Orientierung und Identifikation.

In den 90er Jahren schrumpfte die Zahl der Tenharin auf 300 Personen, die meisten starben durch die Außenkontakte an Grippe und Malaria. Heute sind es wieder rund tausend Menschen, die am Rio Mar-melos in Brasilien leben. Sie nennen sich in ihrer Sprache „Pyra“, das heißt schnelles, kleines Volk. Sie bauen Früchte an, gehen auf die Jagd und leben vom Fischfang. Doch die Flüsse sind durch die Gold-wäsche mit Quecksilber vergiftet, sodass der Fischbestand drastisch zurückgegangen ist.

Der Lebensraum der Tenharin ist massiv bedroht: In der Nähe der Dorfhütten soll ein großer Staudamm entstehen. Was wird aus den Dorfbewohnern? Werden sie umgesiedelt? Moha sagt: „Auch wenn die Weißen uns umsiedeln wollen, ich werde mein Land nie verlassen. Hier sind meine Ahnen begraben, hier werde ich sterben. Die Früchte und Nüsse aus dem Regenwald reichen uns aus, um gut zu leben.“Diesen Lebensraum oder, wie Papst Franziskus sagt, das „gemeinsame Haus“ aller Menschen, nämlich die Schöpfung, gilt es zu schützen. Die indigenen Völker haben in jahrtausendealter Tradition in Einklang mit und in Respekt vor der Schöpfung gelebt − der Regenwald ist ihnen heilig und kein „Selbstbedienungsladen“ nach westlicher Kultur.

Für Moha ist der Amazonas kein Supermarkt, sondern vitaler Lebensraum in seiner Vielfalt. Der Regenwald bietet ihm und seinem Volk Nahrung aller Art: materiell in Form von Wasser und gesunder Nahrung, aber auch spirituell als vitaler und heiliger Lebensraum, in dem er und sein Volk verwurzelt sind. Sollte sein Blick gen Himmel somit als Zeichen für Hoffnung für das Überleben der  indigenen Völker im Amazonas zu deuten sein?

Cimi und Repam

Cimi, der Indigenen-Missionsrat der Brasilianischen Bischofskonferenz, wird jährlich mit rund 21.000 Euro von Adveniat unterstützt. Cimi setzt sich für den juristischen Schutz und die sozialen und religiösen Belange der indigenen Bevölkerung ein, unter anderem der Tenharin im Bundesstaat Rondônia.Weiterhin hat die Kirche in Lateinamerika das panamazonische kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial PanAmazónica) ins Leben gerufen. Dort haben sich viele kirchliche Initiativen, Pfarreien, Bistümer, Bischofskonferenzen und Orden 2014 zum Schutz und zur Rettung der indigenen Völker und Amazoniens aus neun Ländern Lateinamerikas zusammenge-schlossen. Repam engagiert sich für und mit den indigenen Völkern zum Schutz und Erhalt des „gemeinsamen Hauses“. Adveniat ist Mitglied des Netzwerkes, fördert und begleitet Repam, damit der Amazonas als Lebensraum für indigene Völker und als „grüne Lunge“ für die Menschheit erhalten bleibt. Engagieren Sie sich mit uns zur Bewahrung der Schöpfung.