"Papst Franziskus will eine neue, offene, menschliche Weltkirche"

Der Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz zeigt sich in einer ersten Reaktion zum postsynodalen Schreiben "Querida Amazonía" des Papstes überzeugt: "Franziskus hat den Weg freigemacht, überkommene, klerikale und zentralistische Strukturen in der Kirche zu überwinden."

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz hat persönlich an der Amazonas-Synode im Vatikan vom 6. bis 27. Oktober teilgenommen und Papst Franziskus das Bild „Schrei Amazoniens“ des kolumbianischen Künstlers Freddy Sanchez überreicht.

Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz hat persönlich an der Amazonas-Synode im Vatikan vom 6. bis 27. Oktober teilgenommen und Papst Franziskus das Bild „Schrei Amazoniens“ des kolumbianischen Künstlers Freddy Sanchez überreicht. Foto: Adveniat/APSA-Servizio Fotografico

„Die Amazonas-Synode und das Schreiben Querida Amazonía zeigen: Papst Franziskus will eine neue, offene, menschliche Weltkirche.“ So würdigt der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Pater Michael Heinz SVD, in einer ersten Reaktion das nachsynodale Schreiben „Querida Amazonía“ („Geliebtes Amazonien“) des Papstes. „Franziskus hat den Weg freigemacht, überkommene klerikale und zentralistische Strukturen zu überwinden. Er will eine Kirche des unerschrockenen, offenen Dialogs: mit den Menschen, mit den Kulturen, mit den Religionen, mit der Welt“, ist der Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Heinz überzeugt. Das Postsynodale Schreiben ist am Mittwoch, 12. Februar 2020 in Rom vorgestellt worden. Pater Heinz hatte als Berater an der Amazonassynode vom 6. bis 27. Oktober in Rom teilgenommen.

Für gute Lebensbedingungen für die indigenen Völker im Amazonas.

Wie sehr Papst Franziskus eine Kirche der Vielfalt und des Austauschs wolle, zeige sich nach Ansicht des Adveniat-Hauptgeschäftsführers gleich zu Beginn des Dokuments: „Er will das von uns Synoden-Teilnehmern formulierte und von den Synodenbischöfen beschlossene Schlussdokument nicht ersetzen oder wiederholen, sondern mit seinem Schreiben dieses vorstellen und zur Lektüre einladen.“ Die ganze Kirche solle sich davon bereichern und anregen lassen. „Ein Papst, der ganz bewusst die Menschen einer Randregion mit einer Synode in den Mittelpunkt der Welt stellt und sein Schreiben anschließend neben das der Synodenteilnehmer – wann hat es das schon einmal gegeben?“, fragt der Adveniat-Hauptgeschäftsführer. 

Pater Heinz hatte erwartet, dass Papst Franziskus bei der Frage nach den Zugangsvoraussetzungen zum Priesteramt und in Bezug auf die Rolle der Frauen in der Kirche deutlicher geworden wäre. Schließlich hatte die Amazonien-Synode im Schlussdokument gefordert, „Kriterien und Ausführungsbestimmungen“ festzulegen, „nach denen geeignete und in der Gemeinde anerkannte Männer zu Priestern geweiht werden können“, die verheiratet sind und bereits als ständige Diakone wirken. Papst Franziskus spreche von „mit entsprechenden Vollmachten ausgestatteten Laien-Gemeindeleitern“ und davon, dass „die ständigen Diakone, die Ordensfrauen und die Laien selbst wichtige Verantwortung für das Wachstum der Gemeinschaften übernehmen“. Damit sei weiteren Entwicklungen kein Riegel vorgeschoben: „Wir sollten den Aufruf zum Dialog von Papst Franziskus ernst nehmen, wenn er schreibt: ‚Lasst uns furchtlos sein, stutzen wir dem Heiligen Geist nicht die Flügel‘.“

Für Pater Heinz bestätigt das Dokument „Querida Amazonía“ die tägliche Arbeit des Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat an der Seite der Armen. „Denn Papst Franziskus verpflichtet uns, den ‚Schrei der Völker Amazoniens‘ zu hören“, so Adveniat-Chef Pater Heinz. Die indigenen Völker seien Menschenrechtsverletzungen, Landraub, neuen Formen der Sklaverei, sexuellen Missbrauchs und Menschenhandel ausgesetzt. Papst Franziskus lege den Finger in die Wunde und rufe dazu auf, die Verantwortlichen beim Namen zu nennen, wenn er schreibe: Nationale und internationale Unternehmen, die Amazonien schaden und die Rechte der indigenen Völker missachten, „muss man den Namen geben, der ihnen gebührt: Ungerechtigkeit und Verbrechen“. 

Für Pater Heinz sind Christinnen und Christen aufgerufen, von den ursprünglichen Völkern zu lernen und sich in der Welt klar für das indigene Konzept des „Buen vivir“ (des „Guten Lebens“) im Gegensatz zu einem Modell grenzenlosen Wachstums und Konsums auszusprechen. Denn Papst Franziskus stelle klar: Wenn wirtschaftliche Beziehungen zu einem Instrument werden, „das tötet“, dann „muss man sich empören, so wie Mose zornig wurde, so wie Jesus zürnte, so wie Gott angesichts der Ungerechtigkeit in Zorn entbrannte“. Pater Heinz zufolge fühlt sich das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat Papst Franziskus und dem Schrei der Armen verpflichtet, „Netze der Solidarität und Entwicklung aufzubauen“ und eine „Globalisierung in Solidarität ohne Ausgrenzung“ zu verwirklichen.