Costa Rica bittet zum Schweizer Derby in Russland

Was war das für eine WM 2014 für Costa Rica! Gruppensieger, Sieg über Italien – der größte Erfolg der Geschichte mit dem Einzug ins Viertelfinale und dann das knappe Scheitern gegen die Niederlande. Der Erfolg soll nun wiederholt werden. Die „Ticos“, wie die Mannschaft genannt wird, haben sich souverän für die Weltmeisterschaft in Russland qualifiziert.

Dabei kommt es in der Gruppenphase zu einer Art Derby: Costa Rica, die sogenannte „Schweiz Mittelamerikas“, trifft auf die Schweiz, die „Schweiz Europas“. Beide Länder zeichnen sich durch bergige Landschaften aus, halten sich bei Militärkonflikten neutral und sind relativ wohlhabend. Nun kommt es zum Showdown auf dem Fußballplatz. Des Weiteren spielen in dieser starken Gruppe Serbien und Brasilien – keine guten Vorzeichen für ein erneutes Märchen für die costa-ricanische Truppe um Trainer Óscar Ramírez.

Kaum ein Team ist so erfahren wie Costa-Rica

Die beiden Stars der Mannschaft sind Real-Madrid-Torwart Keylor Navas (31) sowie Stürmer und gleichzeitig Kapitän Bryan Ruíz (32). Der „Capitán“ ist nicht mehr in der Blütephase seiner Karriere – sein Vertrag bei Sporting Lissabon wird nicht verlängert, getroffen hat er letzte Saison nur zweimal. Zudem ist die Mannschaft die älteste im Turnier. Die andere Seite der Medaille: Kaum ein Team ist so erfahren wie die Costa-Ricaner. Gerade in der Defensive, der Stärke des Teams, ist Erfahrung eine nützliche Eigenschaft. Defensiv will der Trainer auch am Buffet auftreten – bis zum ersten Anstoß möchte er noch ein paar Kilos Gewicht verlieren.

Die letzten Testspiele sorgten nicht für Euphorie im Land – ein knapper Sieg gegen die Schotten und gar eine Niederlage gegen Tunesien. Hoffnungsträger ist Joel Campbell. Der 25-jährige Rechtaußen spielt in Spanien bei Betis Sevilla und kehrte nach langer Verletzungspause nun rechtzeitig vor der WM zurück. Beim letzten Testspiel gegen Nordirland, das 3:0 gewonnen wurde, war er der beste Spieler auf dem Platz.

Eines steht fest: Das pure Leben geht in Costa Rica weiter

Das Team gibt zwar als Ziel vor, den Traum von Brasilien zu wiederholen, aber Ruíz sagt: "Wir können nicht versprechen, dass wir es besser machen. Denn in Brasilien haben wir Unglaubliches geleistet.“ Damals, vor vier Jahren, gingen die costa-ricanischen Männer im Trikot ins Büro, und die Eltern malten ihren Kindern morgens vor Schulbeginn die Nationalfahne ins Gesicht. Es war das „Pura Vida“, das pure Leben. So nennen sie ihren Lebensstil im Land, der das Leben feiert und sich gleichzeitig durch eine tiefe Dankbarkeit auszeichnet. Auch wenn es dieses Jahr mit dem Viertelfinale nichts werden sollte – das pure Leben in Costa Rica geht weiter. Aber mit jedem Sieg wird das Leben eben noch ein bisschen schöner.

Text: André Wielebski

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